0493 - Todestanz der Nixe
skeptische Blicke zu. Das war alles, was geschah.
Zamorra bemühte sich, seine Unzufriedenheit nicht offen zu zeigen. Er war sicher gewesen, vor Ort einen Kontakt herstellen zu können. Hier gab es eine magische Entität, auf die der Tod zweier Menschen zurückzuführen war. Also mußte sie auch feststellbar sein, vor allem mit den starken magischen Mitteln, über die er verfügte.
Er hakte das Amulett wieder ein, das er momentan der Einfachheit halber offen trug. Kurz zögerte er, ehe er in die Anoraktasche griff und seinen Dhyarra-Kristall hervorholte. Blau funkelte der Sternenstein in seiner Hand. Vielleicht gab es mit seiner Hilfe eine Möglichkeit, der Nixe auf die Spur zu kommen, wenn schon das Amulett versagte. Abermals zwang Zamorra sich, alle nebensächlichen Gedanken auszuschalten und sich nur auf das Bild der Nixe zu konzentrieren, so, wie er sie von dem Gemälde hier in Erinnerung hatte. Das Flimmern des Dhyarra-Kristalls 3. Ordnung verstärkte sich leicht. Der Kristall nahm Zamorras Gedankenbild auf. Was noch fehlte, waren die Impulse, aus diesem Gedankenbild etwas zu machen. Mäuse fängt man mit Speck , aber wie ködert man eine Nixe?
Er brauchte sie gar nicht zu ködern.
Von einem Moment zum anderen war sie da. Er sah sie über dem Wasser tanzen!
***
»Es ist soweit, Herr«, stellte der Mann in Schwarz fest. »Seht. Er hat angebissen. Er hängt am Köder.«
»Also wird er sterben«, murmelte der ERHABENE, und wieder tastete er unwillkürlich nach der erbeuteten magischen Silberscheibe unter seinem Overall. »Auch sein Amulett kann ihn jetzt nicht mehr schützen.«
»Er benutzt einen Dhyarra-Kristall«, meldete der Mann in Schwarz. »Noch passiv.«
»Wenn er aktiv wird, überladen«, befahl der ERHABENE. Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht wirklich zu hoffen gewagt, daß es funktionieren würde. Aber nun sah es tatsächlich so aus, als sei ihm sein Todfeind Zamorra, der schon unzählige Male seine Pläne durchkreuzt hatte und stets unversehrt davongekommen war, in die Falle gegangen. Eine Falle, aus der es kein Entrinnen geben konnte. Niemand stellt sich ungestraft gegen die DYNASTIE DER EWIGEN. Mit ihren Machtmitteln erwischte sie eines Tages jeden. Und Eysenbeiß-Salem hatte darüber hinaus ein ganz persönliches Interesse daran, Zamorra tot zu sehen.
Er sah eine Anzeige aufleuchten. »Was ist das?« fragte er.
»Dem Instrument nach werden wir von Ortungsimpulsen getroffen«, erklärte der Mann in Schwarz nüchtern. »Das Gerät muß defekt sein. Unsere Abschirmung ist undurchdringlich. Ich schalte das defekte Gerät ab.«
»Warte«, befahl der ERHABENE, aber der Mann in Schwarz hatte die Schaltung bereits vorgenommen. »Vielleicht ist nicht das Gerät defekt, sondern unsere Deflektoren. Prüfe das!«
Der Mann in Schwarz gehorchte, aber als er das Gerät wieder in Betrieb nahm, um es zu überprüfen, zeigte es keine fremden Tastimpulse mehr an. Es schien wirklich nur ein vorübergehender Wackelkontakt oder etwas in dieser Art gewesen zu sein.
Nichts von Bedeutung. Zumindest nicht, solange tief unter ihnen auf dem Wasser Professor Zamorra starb.
***
Der Professor starrte die Erscheinung an. Eine Frauengestalt mit langem dunklen Haar, zu weit, um die Gesichtszüge zu erkennen, aber nah genug, um ihren Tanz genießen zu können. Ihr Leib wurde zu einem Schlangenkörper, der sich über dem Wasser wand und es hoch aufspritzen ließ, wenn er es berührte.
Zamorra fühlte, wie sein Mund trocken wurde. Unverwandt starrte er die tanzende Gestalt an. Ihre Bewegungen waren fließend und elegant, strahlten Schönheit und Erotik aus. Zamorra schluckte. Es drängte ihn danach, diese Gestalt aus größerer Nähe zu sehen, sie besser genießen zu können.
Die Bewegungen waren so perfekt und wunderbar, daß er die Musik dazu zu hören schien. Es gab sie nur in seiner Fantasie, die vom Tanz der Nixe angeregt wurde.
»Näher heran«, sagte er leise.
»Bitte, Sir?« fragte der Mann am Steuerruder des Bootes.
»Gehen Sie näher heran«, wiederholte Zamorra unwillig.
»Bitte, Sir, präzisere Angaben. Näher heran, okay, aber an was näher heran?«
Zamorra wies mit ausgestrecktem Arm die Richtung. Daß ihn ein paar Männer erstaunt ansahen, weil da doch nichts war, kümmerte ihn nicht. Ihn interessierte nur dieser fantastische Tanz, diese unglaubliche Schönheit und Harmonie der Bewegungen.
Die beiden Volvo-Diesel mit Heck des Beibootes arbeiteten wieder und schoben das Fahrzeug in die
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