0493 - Todestanz der Nixe
mit viel Mühe hatte Breckenridge die Disziplin aufgebracht, die Doktorarbeiten aus dem Ärmel fließen zu lassen. Andere schüttelten über Rocco diSinistro, seinen Freund, den Kopf, weil der doch Breckenridges sprichwörtliche Faulheit hätte ausnutzen können, um die Ideen zu stehlen und selbst zu - unverdienten - Ehren zu kommen. Aber selbst in diesem Bereich funktionierte Freundschaft manchmal auch heute noch.
Breckenridge war eher ein Spielkind. Er ließ sich leicht und gern ablenken, und daraus entstanden oft die verrücktesten Ideen. Verrückt war es auch, den Ortungskegel der neuen Apparatur gen Himmel zu richten. Dabei lautete der Forschungsauftrag doch, auf Basis der Transfunk- Frequenzen eine Unterwasser-Ortung zu entwickeln, die sogar in jenem speziellen Tiefenbereich des Golfstroms funktionierte, in welchem Sonarortung versagte.
Trotzdem schwenkte Breckenridge das Gerät himmelwärts, nur so zum Spaß. »Willst du jetzt fliegende Fische anpeilen, oder was?« lästerte Kollege Veith. »Vielleicht hat dir noch keiner erzählt, daß es für die Luftraumüberwachung seit dem zweiten Weltkrieg RADAR gibt.«
Breckenridge grinste. »Laß mich doch. - Was ist denn das?«
»Sicher ein UFO«, meinte Veith gelangweilt.
»UFO? Gar nicht schlecht, deine Arbeitshypothese, Martin«, brummte Breckenridge. Veith wehrte sich sofort. »He, das habe ich nur so zum Spaß gesagt! Du wirst das doch wohl nicht ernst meinen.«
»Warum nicht? Warte, ich frage mal diesen Corkey. Der kann doch sicher herausfinden, was momentan über uns fliegt.«
Martin Veith tippte sich wortlos an die Stirn. Dipl-Ing. Dr. Dr. Walt Breckenridge setzte sich trotzdem mit dem Funker der ULYSSES in Verbindung. »Mister Corkey, können Sie herausfinden, ob…?«
»Mister hat mich noch keiner genannt, Doc«, grinste Corkey, dessen richtigen Namen wahrscheinlich nicht einmal er selbst kannte. »Und deshalb tue ich Ihnen den Gefallen besonders gern.«
Nur zwei Minuten später konnte er Breckenridge versichern, daß es derzeit keine Flugbewegungen im Luftraum über den beiden Schiffen gab. »Auch keine militärischen, wie man mir von der ANTARES versicherte.«
»Danke, Mister Corkey. - Und trotzdem, Martin, ist da etwas!« Er deutete auf den Schirm.
An dem Echo kam auch Kollege Veith nicht vorbei. Es war vorhanden und gespeichert. Jetzt wurde auch Veith aufmerksam und rief Corkey an. »Können Sie den Radar mal nach oben richten und auch die ANTARES bitten, den Luftraum abzutasten?«
»Das tut die ANTARES doch ständig«, meinte Corkey gelassen.
Zehn Minuten später stand fest, daß sich wirklich nichts über den Schiffen bewegte. Trotzdem stand das Echo auf dem Trans -Monitor nach wie vor. Es ließ sich zwar nicht feststellen, was da oben flog, aber es war eindeutig ein Objekt vorhanden. Eines, das nicht vom normalen Radar erfaßt wurde.
»Doch ein UFO«, trimphierte Breckenridge. »Mann, Martin, weißt du, was die größte Gemeinheit an dieser Sache ist? Daß wir ob unserer Entdeckung nur deshalb keinen Nobelpreis kriegen werden, weil der Konzern die absolute Geheimhaltung des Projektes verfügt hat! Andererseits, was sollte ich mit dem Nobelpreis anfangen? Mich in Zeitungsschlagzeilen sonnen? So’n Quatsch… He, ich denke, wir sollten jetzt erst einmal den Captain informieren.«
***
Der Wind pfiff schon kühler über die See. Zamorra sah auf die Uhr. In weniger als zwei Stunden setzte die Dämmerung ein. Die Trooper warfen ihm immer wieder mißtrauische Blicke zu; die Aussicht, eventuell noch nach Einbruch der Dunkelheit hier draußen auf dem Wasser zu sein, gefiel ihnen natürlich nicht besonders. Immerhin hatte Alworthy dafür gesorgt, daß Nachtausrüstung mitgenommen worden war. Das erheiterte die Gemüter erst recht nicht.
Nach relativ kurzer Zeit erreichten die beiden Boote die fragliche Stelle. Alworthy reckte den Daumen hoch. »Hier war es«, schrie er zu Zamorras Boot hinüber. Der Parapsychologe nickte nur. Er hakte das Amulett von der Silberkette und gab ihm einen Gedankenbefehl. Doch Merlins Stern zeigte ihm nur, daß es den Befehl empfangen hatte, aber keine weitere Reaktion. Bedeutete das, daß es hier auch keine dunklen magischen Kräfte gab?
Zamorra konzentrierte sich. Er stellte sich so intensiv wie möglich das Bild vor, das Valeron Segrelle vor seinem Tod gemalt hatte. Die tanzende Nixe über dem Wasser. Die Minuten vergingen. Die Marinesoldaten verhielten sich abwartend. Hin und wieder warfen sie sich gegenseitig
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