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0494 - Als Köder in der Todesfalle

0494 - Als Köder in der Todesfalle

Titel: 0494 - Als Köder in der Todesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
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silberne Strich am Horizont. Die laue Temperatur der Nacht wich allmählich morgendlicher Frische.
    Ich umrundete das Haus und sah zwischen Rosenträuchern einen Pfad, der hinunter zum Strand führte. Routinemäßig überprüfte ich noch einmal meine Smith and Wesson, rückte sie in der Schulterhalfter zurecht und trabte über den leise knirschenden Kies zum Wasser.
    Nach zwei Minuten kam ich an den Strand und versank bis zu den Knöcheln in feuchtem gelblichem Sand. Der Atlantik plätscherte leise. In einem monotonen Rhythmus leckten die Wasserzungen auf das Land hinauf.
    Ich war vorsichtig. Sorgfältig peilte ich in alle Richtungen. Obwohl nun wirklich kein ideales Licht herrschte, konnte ich noch ein gutes Stück weit den Strand entlangblicken. Nirgendwo war eine Menschenseele zu sehen. Keine dunkle Gestalt, keine verdächtige Bewegung - nichts. Ich rechnete draußen auf dem Meer mit einem Motorboot, einem Kahn oder etwas Ähnlichem. Aber auch davon ließ sich nichts blicken.
    Wie mir aufgetragen war, schlenderte ich in westlicher Richtung den Strand entlang. Nach einigen hundert Yard hob sich rechts von mir ein Bootsschuppen dunkel aus dem Dämmerlicht. Es war eine große, roh zusammengeschlagene Bude. Sie stand zum Teil auf Pfählen und reichte ein Stück ins Wasser hinein.
    Auf der rechten Seite des Baus war ein länglicher Anlegeplatz. Als ich näher kam, sah ich einen kleinen Kahn. Er war am Ende des Weges vertäut und schaukelte träge auf den Wellen.
    Zuerst schlug ich einen Bogen um den ganzen Bootsschuppen. Dann pirschte ich mich vorsichtig von der anderen Seite wieder heran. In meiner Rechten hielt ich die Smith and Wesson. Sie war entsichert. Meine Nerven waren angespannt. Ich lauerte darauf, in 34 eine Falle zu tappen. Aber nichts geschah.
    Ich erreichte den Schuppen wieder, blieb an der sehr morschen Breitseite stehen und presste mein Ohr gegen das raue Holz.
    Im Schuppen plätscherte es leise und regelmäßig. Kleine Wellen schlugen gegen die Pfähle und Holzbretter. Sonst war nicht das geringste Geräusch zu vernehmen.
    Ich ging vorsichtig an der Wand entlang und stieß auf eine Tür. Sie war nur angelehnt. Ich fingerte aus meiner Hosentasche meinen kleinen Leuchtstab, den ich bei nächtlichen Ausflügen fast immer bei mir trage, richtete ihn auf das Innere des Schuppens und zog mein rechtes Bein hoch.
    Dann tat ich zwei Dinge gleichzeitig. Mit dem Bein trat ich so gegen die Tür, dass sie ganz aufflog, mit meinem rechten Daumen knipste ich den Leuchtstab an.
    Der Lichtstrahl fraß sich über die Wände des Bootshauses, glitt über die plätschernde Salzbrühe und geisterte schließlich zur Decke des Schuppens.
    Nichts war zu sehen. Abgesehen von ein paar Wasserratten, die in solchen Bootshäusern eine Selbstverständlichkeit sind. Sie verrieten mir auch, dass wirklich kein Mensch in der Nähe war.
    Ich verstaute meinen Leuchtstab wieder in der Tasche und stiefelte auf die andere Seite des Stegs. Unterwegs zog ich mich noch einmal am Dachrand des Schuppens hoch. Aber auch darauf befand sich kein böser Zeitgenosse, der mir nach dem Leben trachtete, sondern nur eine Unmenge von Vogeldreck, der zwar nicht schön, aber ungefährlich war.
    Der Bootssteg knatschte altersschwach, während ich über ihn hinwegschlenderte. Ich war froh, als ich das Ende des Holzpfades erreicht hatte und in den Kahn steigen konnte.
    Das Boot war nur drei-Yard lang, eineinhalb breit, hatte zwei abgeschabte Ruder und eine schmale Sitzbank.
    Ich hielt noch einmal Ausschau nach allen Seiten, dann setzte ich mich auf die Ruderbank, griff nach den hölzernen Rudern und legte los.
    Vorsichtigerweise wendete ich erst einmal das Boot so, dass ich mit dem Rücken zum Meer fuhr. Das Ufer wollte ich doch lieber im Auge behalten. Ab und zu wandte ich den Kopf und blickte auf das Meer. Aber dort rührte sich nichts.
    Es wurde von Minute zu Minute heller. Der erste Sonnenstrahl pirschte sich über den Horizont und streifte die Bungalows am Strand. Er glitt über die Wasserfläche, die jetzt eine olivgrüne unheimliche Farbe hatte und so undurchsichtig wie eine dicke Linsensuppe war.
    Etwa dreihundert Yard vom Strand entfernt zog ich die Ruder ein und ließ mich treiben.
    Minuten vergingen.
    Das Wasser wurde allmählich durchsichtiger und nahm eine bläuliche Färbung an. Kleine Fische schnappten zur Oberfläche, wo die ersten Sonnenstrahlen auf dem Wasser tanzten.
    Das Boot schaukelte träge in den Wellen. Weitere Minuten vergingen.
    Immer

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