0494 - Als Köder in der Todesfalle
Sollte sich die Polizei um mich kümmern und ich nicht unangefochten aus New York herauskommen, muss das Mädchen sterben. Richten Sie sich danach.«
Es knackte in der Leitung, Riviera hatte aufgelegt. Mr. High, Phil und Neville sahen sich eine Weile schweigend an.
Schließlich meinte mein Freund leise: »Ich rufe Jerry an.«
***
Sie kamen zu zweit. In einem kanariengelben Buick fuhren sie vor. In ihren Händen glänzten die Maschinenpistolen.
»Einsteigen«, sagte einer.
Well, das war wenigstens ein Fortschritt. Ich hatte Ambers ja gesagt, wohin ich fuhr, und fühlte mich ziemlich sicher. So leicht konnte mir hier nichts passieren. Wenn Lionel tatsächlich ein Verbrecher war, würde er bestimmt nicht so dumm sein, mich auf seinem eigenen Grundstück fertig zu machen.
Die beiden sagten während der Fährt kein Wort, sondern starrten nur stur geradeaus. Sie waren ebenfalls Filipinos, aber jetzt hätte es mich schon fast gewundert, wenn es anders gewesen wäre.
Der weiße Kies knirschte leise unter den Rädern des schweren Buick, als wir vor einer lang gestreckten Villa im viktorianischen Stil hielten.
Die beiden Burschen flankierten mich, und dann ging es in den Prunkbau hinein.
Wir kamen durch eine riesige Halle, in der wahllos Kunstgegenstände angehäuft waren. Wahrscheinlich war jedes Stück echt und besaß einen hohen Wert. In dieser Zusammenstellung zeugte nicht gerade alles von Geschmack.
Schließlich landete ich in einem Büroraum, dessen hervorstechendstes Merkmal eine weiße Lederpolstergarnitur war. Hinter einem mächtigen Schreibtisch thronte ein Mann mit schwarzer Sonnenbrille.
Ich hatte sein Gesicht noch nie im Leben gesehen. Doch seine Figur erinnerte mich an irgendjemanden. Ich wusste nur nicht, an wen. Ich konnte plötzlich Ambers verstehen, der beim Anblick dieses Mannes immer einen Kloß im Magen hatte.
»Ich bin Lionel«, sagte eine hohe Fistelstimme. »Was haben Sie mit meinem Parkwächter gemacht?«
»Der Kerl drehte durch. Er ist gemeingefährlich. Ich werde bei Gelegenheit Anklage gegen ihn erheben. Obwohl ich mich gerade ordnungsgemäß vorgestellt und ausgewiesen hatte, schlug er zu.«
Lionel grinste dünn. »Für eine Anklage werden Ihnen wohl die richtigen Zeugenaussagen fehlen«, sagte er aalglatt. Ich wusste jetzt, mit was für einem Gegner ich es zu tun hatte, und ich stellte mich darauf ein.
Lionel konnte man nur mit ebenso harten Methoden begegnen, wie er sie anwandte. Das Märchen vom großzügigen Privatier, der täglich Suppe verschenkte, nahm ich ihm jetzt sowieso nicht mehr ab.
»Was will das FBI von mir zu dieser recht ungewöhnlichen Stunde?«, fistelte Lionel.
Ich versuchte es mit einem Bluff. »Ich wollte Ihnen Grüße bestellen, Grüße von Ernest. Sein Anschlag ist fehlgeschlagen. Weil er nicht allein ins Zuchthaus wollte, hat er seinen Auftraggeber verpfiffen.«
Lionel zuckte mit keiner Wimpel. Entweder hatte er eiskalte Nerven oder hatte wirklich keine Ahnung.
»Würden Sie sich bitte etwas deutlicher ausdrücken, Mr. Cotton«, sagt er sanft.
Ich saß mit einem Male in der Klemme. Schließlich durfte ich diesen Burschen ja nicht sagen, dass ich die Rolle Websters gespielt hatte. Ich wusste ja gar nicht, wie tief er selbst in der Sache steckte.
»Sie gaben Ernesto den Auftrag, einen Killer zu ermorden. Dabei haben wir ihn geschnappt.«
»Wen?«, fragte Lionel.
»Beide, den Killer und Emesto.«
Ich wusste nicht weswegen, aber im gleichen Augenblick, als ich diese Antwort gab, spürte ich instinktiv, das ich einen Fehler gemacht hatte.
Lionels Kopf ruckte etwas hoch. »So, so, Sie haben beide geschnappt. Dann kann ich Ihnen nur herzlich gratulieren. Das erklärt mir aber noch immer nicht den Grund ihres Besuches. Sie wollen mich doch wirklich nicht mit einem Mietkiller in Zusammenhang bringen.«
Ich brauchte nicht zu antworten. Das Telefon schrillte laut und deutlich-Lionel hob den Hörer, lauschte verwundert, zog kurz die Augenbrauen hoch und reichte ihn mir dann herüber- »Mr. Cotton«, sagte er mit leisem Lächeln. »Ihre Dienststelle verlangt dringend nach Ihnen. Wahrscheinlich will man schnell zurückrufen, damit Sie nicht noch weiter hochangesehene Bürger zur frühen Morgenstunde belästigen.«
Ich kümmerte mich nicht um sein Gerede, sondern klemmte mir den Hörer ans Ohi’. Zu meinem Erstaunen war Phil am Apparat.
»Jerry«, sagte er schnell. »Richie Riviera hat Sheila Russel gekidnappt und will sie als Geisel benutzen. Wir müssen
Weitere Kostenlose Bücher