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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vorsichtiger geworden als oben an der Küste?
    Robin sah Nicole kopfschüttelnd an. »Man könnte meinen, sie unterhielten sich tatsächlich miteinander, nicht wahr?«
    Nicole lächelte. »Sagen wir es einmal so: sie verstehen sich gut.«
    »Ich habe so etwas noch nie gesehen. Ein Raubtier, das so zutraulich ist wie ein Schoßhündchen, eine Katze oder ein Meerschweinchen. Unfaßbar.«
    Zamorra beendete den stummen Dialog. Fenrir erhob sich, wanderte durch den Raum und streifte Nicoles Beine. Sie rümpfte die Nase. »Du stinkst nach Wolf, Wolf«, stellte sie fest. »Wenn Zamorra sich das gefallen läßt, ist das seine Sache, aber mir solltest du nicht zu nahe kommen. Raffael soll dir ein Bad einlassen.«
    Robin schüttelte den Kopf. »Ein Bad für das Tier? Ist das nicht etwas zuviel des Guten? Sie treiben ja fast einen Kult mit der Bestie.«
    Fenrir sah Robin an, legte den Kopf schräg, die Ohren zurück und knurrte leise. Dann strolchte er davon.
    »Jetzt haben Sie ihn beleidigt«, sagte Nicole.
    »An dieser Sache mit den Wölfen ist jedenfalls etwas dran, Robin«, erklärte Zamorra. »Und es ist nicht nur einer; es ist ein ganzes Rudel. Mit einem guten Dutzend müssen wir rechnen. Wir kümmern uns darum. Wir versuchen zu verhindern, daß es weitere Tote gibt.«
    »Woher haben Sie diese Weisheit denn plötzlich?« fragte Robin mißtrauisch. »Sagen Sie nicht, Sie hätten sich tatsächlich mit dem Tier unterhalten.«
    »Sie würden es mir so oder so nicht glauben. Gehen Sie einfach davon aus, daß ich über die entsprechenden Informationen verfüge. Was Roland Pais angeht, den Toten - schließen Sie die Akte getrost. Es ist kein Mordfall im eigentlichen Sinne.«
    »Dann werde ich wohl oder übel die Forstbehörde informieren müssen«, sagte Robin. »Man wird Jagd auf die Wölfe machen; sperren Sie Ihren Fenrir also besser solange ein, bis die ganze Aktion vorüber ist. Das kann allerdings Wochen und Monate dauern. Wenn man die Behörden erst einmal weckt, schlafen sie so schnell nicht wieder ein.« Er lächelte etwas verloren.
    »Sie sollten wissen, daß diese Wölfe von einer bestimmten Macht gesteuert werden. Sie werden von selbst wieder verschwinden. Sie brauchen also nicht zur großen Hatz blasen zu lassen.«
    »Sie verstehen nicht«, erwiderte Robin. »Ich muß irgend etwas in die Akte schreiben. Ich werde sogar Ihren Namen völlig ’raushalten. Aber dann kommt die Sache von ganz allein ins Rollen, und daß Ihr Wölfehen ein zahmes Haustier ist, wird Ihnen kein Mensch glauben. Nebenbei bemerkt, ist das ohnehin so eine Sache: wie soll ich das Auftauchen dieses Rudels erklären?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Vielleicht werden die Wölfe ja plötzlich wieder heimisch. Verweisen Sie auf die Bretagneküste. Da hat’s vor ein paar Wochen, auch eine Wolfsplage gegeben, für die niemand eine Erklärung fand, am allerwenigsten die sonst so allwissenden Zeitungsschreiber. Haben Sie nicht davon gelesen?«
    »Gelesen schon, aber keine einzige Zeile davon geglaubt.«
    »Es sind dieselben Wölfe, derselbe Dämon, der sie steuert - um ihn mal so zu nennen.«
    Robin seufzte. »Warum haben Sie sich nicht damals schon darum gekümmert?«
    »Ich habe.«
    »Und trotzdem gibt es diese Wölfe noch?« Der Chefinspektor verzog das Gesicht. »Das ist ein schwaches Bild, Herr Geisterjäger. Sie haben versagt, wie?«
    »Nicht jedes Wesen, das sich dem Begreifen durch den normalen menschlichen Verstand entzieht, läßt sich so rasch und relativ problemlos ausschalten wie seinerzeit die Furie in Lyon«, sagte er. »Sie sollten nicht über Dinge spotten, von denen Sie weniger verstehen als ich. Ich glaubte vor ein paar Wochen mit dieser Wolfsplage fertiggeworden zu sein. Offenbar sind die Wölfe anderer Ansicht und kommen wieder.«
    »Geisterwölfe?« fragte Robin skeptisch. »Oder wie nennt man das? Werwölfe im Rudel? Helfen Sie mir auf die Sprünge.«
    »Die Tiere selbst dürften relativ normal sein«, sagte Zamorra. »Aber Sie können sie getrost vergessen. Wir erledigen das.«
    »Ihr Wort in Gottes und meines Vorgesetzten Ohren«, brummte Robin. »Ich dürfte Ihnen diese seltame Geschichte eigentlich überhaupt nicht glauben. Nun, ich kenne Sie inzwischen und weiß, was ich von Ihnen und diesen seltsamen Phänomenen zu halten habe, mit denen Sie zu tun haben. Ich hoffe, Sie haben diesmal Erfolg. Vielleicht, wenn Sie die Gefahr schnell genug beseitigen, können wir die Sache offiziell auf einen einzigen Wolf reduzieren,

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