Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
erklang, das abrupt verstummte, als es einen dumpfen Laut gab.
    Mit ein paar schnellen Sprüngen war Robin am Fenster. Nur eine Sekunde später war Nicole neben ihm.
    Sie befanden sich im zweiten Stock. Gut sechs Meter tief war der Flüchtende gestürzt. Für einen Menschen tief genug, sich die Gliedmaßen zu brechen. Aber der, der geflogen war, war kein Mensch mehr. Er war zu einer untoten Bestie geworden.
    Als Mensch war er bereits im Dorf an der Loire gestorben. Ein zweites Mal konnte er nicht mehr sterben.
    Er war fort.
    »Das«, murmelte Nicole, »hat uns gerade noch gefehlt…«
    ***
    Zamorra murmelte eine Verwünschung. Er erinnerte sich daran, daß das Amulett auch in der Bretagne nur zögernd angesprochen hatte. Auf den meneur des loups schien es nicht so zu reagieren wie auf andere Dämonen. Das heißt, daß Zamorra näher heran mußte, aber auch, daß das Risiko für ihn dadurch größer wurde.
    »Verflixte Blechscheibe«, murmelte er. »Wenn du Miststück nicht so reagierst, wie ich’s brauche, wirst du umgeschmolzen und als Silberbarren der Bank zum Kauf angeboten!«
    Das wagst du nicht! vernahm er im gleichen Moment die lautlose Stimme des Amuletts in seinem Bewußtsein, weil Merlin dir dann einen Tritt in den anatomischen Südpol verpaßt, der dich als ersten Astronauten ohne Raumschiff bis zum Mars fliegen läßt!
    Für Augenblicke war Zamorra sprachlos. Daß das Amulett dabei war, eine Art künstliches, eigenständiges Bewußtsein zu entwickeln, war ihm längst bekannt, auch, daß es sich zu den unmöglichsten Gelegenheiten mit Sprüchen bemerkbar machte, die das Orakel von Delphi oder die Sibylle von Cumae, die Zamorra bei einer Reise in die Vergangenheit noch persönlich kennengelernt hatte, nicht unverständlicher hätten formulieren können. Daß es aber auch sarkastischen Humor entwickeln konnte, war ihm neu.
    »Wart’s nur ab«, erwiderte er, nachdem er sich von seiner Verblüffung erholt hatte. »Du wirst sehen, daß ich mit Merlin schon irgendwie handelseinig werde!«
    Sadistischer Rüpel!
    Als solcher war Zamorra in seinem ganzen Leben noch nicht bezeichnet worden, und er legte auch keinen Wert darauf. »Statt dich in ›Verbalinjurien‹ zu ergehen, solltest du mir lieber verraten, was mit dem Mann dort hinten ist und ob wir von schwarzblütigen Wölfen bedroht werden!«
    Der Knilch ist entweder zu weit entfernt oder kann sich bestens abschirmen! behauptete das Amulett. Und Wölfe kann ich nicht spüren.
    »Aber wenigstens einen habe ich gehört.«
    Diesmal verzichtete Merlins Stern auf eine Antwort, und Zamorra fragte sich, wer dem künstlichen Bewußtsein, das ihm mit seinem Verhalten von Monat zu Monat rätselhafter wurde, den unfeinen Ausdruck »Knilch« beigebracht hatte. Zu Zamorras Wortschatz gehörte er nicht; eher zu dem Silbermond-Druiden Gryf oder zu Robert Tendyke oder Michael Ullich.
    Derweil stand der Unheimliche in seiner schwarzen Kleidung immer noch reglos auf dem Weg. Langsam schritt Zamorra vorwärts. In der linken Hand hielt er das Amulett, die rechte umschloß in der Tasche den Griff des entsicherten Kombi-Blasters. »Wenn ich angegriffen werden sollte, weißt du Blechkamerad hoffentlich, was zu tun ist.«
    Auch diesmal verzichtete das Amulett auf eine Antwort. Zamorra ging weiter und achtete immer wieder auf seine Umgebung, um sich von den Wölfen nicht überraschen zu lassen, aber da raschelte nicht einmal ein Eichhörnchen im Gehölz. Eine solch harmlose Ruhe war schon nicht mehr normal!
    Plötzlich war der Fremde verschwunden. Genauso blitzartig und lautlos, wie er erschienen war.
    Eine Halluzination?
    Würde das nicht auch erklären, weshalb das Amulett nicht auf ihn reagiert hatte?
    Aber Zamorra war nicht der Typ, der zu Halluzinationen neigte. Er gehörte auch zu den wenigen Menschen, die grundsätzlich nicht hypnotisierbar sind. Damit war dieses Phänomen also nicht zu erklären. Der Mann im schwarzen Mantel, in dem Zamorra auf die Entfernung hin den meneur des loups zu erkennen geglaubt hatte, war wirklich hier gewesen.
    Vorsichtig setzte Zamorra seinen Weg fort. Wolfsknurren konnte er nicht mehr hören, und dann suchte er dort, wo der Fremde gewesen war, vergeblich nach dessen Fußspuren im Matsch des Waldweges.
    Doch eine Halluzination - oder besser eine Projektion?
    Aber dieser ganze Spuk ergab doch keinen Sinn!
    ***
    Pierre Robin raunte Nicole Duval zu: »Sagtest du nicht vorhin, der Werwolf würde erst in der Nacht aktiv?«
    »Offenbar ist sein

Weitere Kostenlose Bücher