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0495 - Der Botschafter von Sol

Titel: 0495 - Der Botschafter von Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Großwildjagd."
    Der Mann auf der Liege lächelte und wartete weiter. Vielleicht tötete der Tiger diesen Terraner, der das Schiff befehligte. Vielleicht.
    Der Tiger ...
    Ein lautloser Schatten von goldener Farbe bewegte sich durch die Gänge und Korridore des Schiffes. Jetzt besaß dieses Tier nur noch seine normale Intelligenz. Genauer gesagt: Ein merkwürdiges Gefühl erfüllte die wenigen instinkthaften Gedanken des Raubtieres. Dadurch, daß sein Hirn einige Zeit von einem fremden Verstand besetzt gewesen war, hatten die Ganglien ihre Tätigkeit verstärkt. Aus dem Tiger war ein Supertiger geworden, ein Raubtier mit der Intelligenz eines besonders erfahrenen Delphins. Er wußte, was er tun mußte, um zu Fleisch zu kommen. Der Geruch war da, und dieser unsichtbaren Fährte folgte der Schatten.
    Ein leerer Korridor... einige schnelle, leise Sprünge.
    Eine Tür, die nur einen Spalt offenstand ... eine Pranke zwängte sich in den Spalt und schob die Metallplatte mit Leichtigkeit zur Seite.
    Ein Mann, der an einem heißen Herd hantierte ... Dampf und Geruch von Nahrung. Und der Zweibeiner selbst ... warmes, lebendiges Fleisch, das sich zerreißen ließ ...
    Der Tiger glitt geräuschlos in den Raum hinein, wand sich zwischen Stuhlbeinen und unter Tischplatten hindurch und näherte sich der Stelle, von der die Gerüche ausgingen. Dann blieb er stehen, spannte die Muskeln und suchte nach dem besten Punkt, von dem aus er abspringen konnte, um seine mörderischen Fänge dem Menschen ins Genick bohren zu können.
    Der Schwanz peitschte unruhig den Boden, berührte einen Stuhl, der auf einem anderen stand, und warf ihn herunter.
    Der Mann drehte sich halb herum und rief: „Was zum Teufel ..."
    Dann sah er das Raubtier. Gleichzeitig sprang der Tiger.
    Der Zweibeiner bewies eine schnelle Reaktion und große Geistesgegenwart. Er holte mit der großen Pfanne aus und handhabte sie wie einen Tennisschläger oder einen Schläger beim Baseballspiel. Als der Kopf des vorschnellenden Tigers in erreichbarer Nähe war, schlug der Terraner laut schreiend die heiße Unterseite der Pfanne genau auf die Lefzen des Tiers.
    Dabei schrie er unaufhörlich drei Worte.
    „Pontonac ... Tiger .-. :hier!"
    Das Tier zuckte zurück, schüttelte den Kopf und schrie auf wie eine riesige Katze auf einer heißen Herdplatte. Der Mann ging mit der Pfanne langsam auf das Tier zu, hielt den heißen, runden Boden dicht vor den Kopf des Tieres. Die Hitze, die davon ausströmte, veranlaßte den Tiger, fauchend zurückzuweichen. Er stieß an weitere Stühle, an Tische, warf sich verzweifelt zurück und bemerkte nicht, daß der Zweibeiner die Pfanne nur noch mit der linken Hand hielt und mit der rechten verzweifelt versuchte, die Schutzklappe seiner Waffe hochzubekommen.
    Er sah dem Tier in die bernsteingelben Augen und ging langsam in Richtung auf das offene Schott.
    Endlich hielt er den Strahler in der Hand, entsicherte ihn durch eine Daumendrehung und zielte genau zwischen die Augen des Tieres.
    Noch ehe er dazu kam, abzudrüken, hörte er die Schritte Pontonacs sie waren unnatürlich schnell für einen Menschen.
    Pontonac wirbelte herein, stolperte beinahe über das Raubtier und hob die linke Hand.
    „Nicht schießen!" schrie er. „Wir brauchen ihn lebend."
    Gleichzeitig feuerte er dreimal aus seiner Schockwaffe. Der erste Schuß traf voll das Gelenk der Hinterbeine und die Wirbelsäule des Tieres, das sich beim ersten Geräusch herumgeworfen hatte. Der Tiger sackte in den gelähmten Hinterbeinen ein und schrie auf.
    Der zweite Schuß lähmte den Hals, der dritte die Vordergliedmaßen. Dann lag die riesige Bestie mitten in der Kombüse, und Pontonac sagte, leutselig lächelnd: „Ich glaube, Smutje, Ihre Spiegeleier hängen an der Dunstabzugshaube!"
    Der Koch ließ die Pfanne fallen, schlug die Hände vors Gesicht und begriff erst jetzt, wie mutig er wirklich gewesen war. Dann ging er zitternd zurück und setzte sich neben einen Stapel weißer Kunststoffteller.
    „Ein Tiger in der Küche...", sagte er benommen.
    Pontonac kümmerte sich weder um den Koch noch um das Raubtier, ging zu einem Interkom und hob den Alarm auf. Er sagte: „Ich brauche ein paar Wartungsroboter, die den Tiger wieder in seinen Stall schleifen. Das Tier ist jetzt für zwanzig Stunden harmlos, weil gelähmt. Und dann soll sich jemand mit eingeschaltetem Minikom neben die Schalter stellen, die für die Dakkarschirme angebracht sind. Willshire ... übernehmen Sie das?"
    „Verstanden,

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