0496 - Die Stadt der Toten

Titel: 0496 - Die Stadt der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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Fall zu Sklaven machen. Oder eben zu Zootieren, wie Mister Norr selbst anführte. Das macht die Menschheit doch immer so, seit Beginn ihrer Existenz. Und niemand kümmert sich darum, ob einzelne das gut oder schlecht finden.«
    Zamorra sah ihn überrascht an. Ausgerechnet von dem Pulverkopf Calhoun hatte er diese Worte nicht erwartet.
    »Martin Luther King wurde erschossen, weil er sich für die Rechte der Schwarzen einsetzte«, fuhr Calhoun fort. »Nelsen Mandela hatte mehr Glück - er verbrachte einen großen Teil seines Lebens ›nur‹ im Gefängnis. Vielleicht könnte die Ankunft der Krokodilköpfe bewirken, daß wir uns endlich alle gemeinsam als Menschen bewußt werden. Dann haben wir nämlich endlich neue Untermenschen, auf die wir gemeinsam spucken können. Nein, wir werden nichts gegen die Krokodilmenschen haben. Im Gegenteil, jeder wird einen kaufen wollen, um ihn an Nasenring und Kette spazieren führen und seine Koffer tragen lassen zu können. Was kostet so eine Echse? Das eigene Flugzeug oder der Mercedes oder die Privatinsel der Südsee wird weniger Statussymbol sein, als ein eigener Krokodilmann. Und wenn er frech wird, macht man ihn eben zur Handtasche.«
    »Ihr Zynismus ist wirklich nicht mehr zu übertreffen«, fuhr Zamorra ihn an. »Vielleicht wird es in der Übergangsphase ein paar Probleme geben. Aber man wird sich aneinander gewöhnen. Wir leben nicht mehr im achtzehnten Jahrhundert, wo die australische Aborigines als Tiere eingestuft und gejagt wurden!«
    »Heute rottet man sie mit Dosenbier aus«, brummte Calhoun. »Der Unterschied ist: man kann es Sozialprogramm nennen, es knallt nicht so laut, und der Todeskampf dauert länger.«
    »Sie sind ja ein richtiger Menschenfreund!« fauchte Dany Corda ihn sarkastisch an. Calhoun zuckte mit den nackten Schultern. »Bin ich nicht. Ich sage nur, wie ich es sehe. Ich war Soldat Ihrer Majestät, der Königin von Großbritannien, und dann war ich Söldner in der Fremdenlegion. Da verlernt man Menschenfreundlichkeit und den Glauben an das Gute; man sieht die Wirklichkeit hinter den wohlklingenden Worten. Norr hat recht. Hier gibt es Ende mit Schrecken. Aber bei uns gibt es Schrecken ohne Ende. Selbst wenn wir sie nicht ausrotten oder versklaven, wird sie niemand in der Nachbarschaft wohnen haben wollen. Allein wie sie aussehen, wie sie sich bewegen… würden Sie Ihre Tochter einen solchen Krokodilmann heiraten lassen? Selbst wenn man sie in ein Ghetto sperrt oder ihnen einen eigenen Landstrich zuweist und sogar einen souveränen Staat daraus macht, wird niemand sie haben wollen.«
    »Es reicht«, sagte Zamorra leise. »Es sind nicht alle Menschen wie Sie, Calhoun.«
    Der nickte. »Stimmt. Die meisten sind ehrbare Heuchler. Aber sie werden Mister Norr natürlich weiter zu überreden versuchen, und ich werde Sie nicht weiter daran hindern. Warum sollte ich? Es bezahlt mich ja keiner dafür. Mich interessiert nur noch die Frage, wie wir Menschen heil wieder hier rauskommen. Vielleicht sollten Sie sich darüber mal ein paar freundliche Gedanken machen, Sie dimensionserfahrener Philanthrop.«
    »Kotzbrocken!« zischte Dany Corda ihm zu. »Warum hat der Raubsaurier nicht Sie gefressen, statt Mark Philemon?«
    »Nur weiter so«, sagte Reek Norr. »Streitet euch weiter, schlagt euch tot und zeigt mir dadurch nur noch mehr Beweise dafür, wie wenig sich ein Leben in eurer Welt lohnt. Sie zurückzuversetzen, Mister Calhoun, ist das Geringste aller Probleme.«
    Zamorra nickte. »Das können wir gleich hier und jetzt machen, denke ich. Dann haben wir Ruhe zum Überlegen.«
    »Nur die Probleme, die Calhoun angesprochen hat und die wir so ungern hören, ändern sich dadurch nicht«, sagte Reek Norr spöttisch.
    Zamorra sah ihn nachdenklich an.
    »Vielleicht gibt es noch eine viel bessere Lösung«, sagte er.
    ***
    Niemand hinderte Ted daran, sich wieder vom Krater zu entfernen. Er kehrte nicht direkt zum Wagen zurück, sondern bewegte sich in Richtung Hoteleingang. Dort sollten Carlotta und die anderen zusammen mit dem Sauroiden verschwunden sein. Deshalb war das die beste Stelle, selbst ein Weltentor zu öffnen. Der Platz war natürlich von den Wachen gut einzusehen, aber was sollten sie schon machen? Bis sie Ted erreichten, war er in der Echsenwelt. Und einfach auf ihn schießen würden sie wohl nicht.
    Also: ausprobieren! Vielleicht würden sie ihm keine zweite Gelegenheit geben.
    Der Mann, der vorhin die Wachsoldaten zu sich gerufen hatte, sprach immer noch mit