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0496 - Die Stadt der Toten

0496 - Die Stadt der Toten

Titel: 0496 - Die Stadt der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine Szene gesehen, die sich mehrfach wiederholte: Ein Schattenraumschiff flog gegen einen Berg und zerschellte. Beim letzten Mal war ein Trümmerstück durch die Öffnung zwischen den Welten herübergeflogen…
    Das mußte der zweite Spider gewesen sein, von dem Reek Norr gesprochen hatte.
    »Ein dritter ist noch über unserer Welt unterwegs«, eröffnete der Sauroide.
    ***
    Nicole sprang auf. »Ein dritter? Er fliegt noch? Und das erzählst du in solch unglaublicher Gelassenheit? Ist dir nicht klar, daß er uns alle auslöschen kann? Daß er das mit Sicherheit auch beabsichtigt?«
    Reek Norr lehnte sich zurück. Er machte auf Zamorra den Eindruck eines trägen Krokodils, das sich satt in der Sonne räkelt und durch nichts aus der Ruhe bringen lassen will. »Dessen bin ich sicher«, sagte er knarrend. »Aber bisher hat er es noch nicht geschafft. Im Gegenteil. Anfangs waren sie zu dritt. Jetzt ist nur noch einer übrig. Er ist vorsichtig geworden. Er zeigte sich nur noch hin und wieder. Meist verschwindet er im Nichts, um dann aus dem Nichts wieder aufzutauchen, und unsere Welt zu überfliegen.«
    »Was passiert dabei?« stieß Zamorra hervor. »Fliegt er Angriffe?«
    »Keiner von ihnen flog Angriffe.«
    »Was dann?« hakte der Professor nach. »Laß dir doch nicht jedes Detail umständlich einzeln entlocken! Wir haben keine Zeit für solche Schulmeister-Spielchen.«
    »Nichts passiert«, knurrte Norr abwehrend. »Sonst würde ich doch davon reden. Halte mich nicht für dumm. Wir rätseln selbst. Die Priester der Kälte kommen mit tausend sinnlosen Theorien. Aber sie verzetteln sich. Sie versuchen gleichzeitig das Volk zu beunruhigen, über das sie längst keine Autorität mehr haben, sie versuchen die Entropie zu verlangsamen, und sie versuchen herauszufinden, was die Schattenraumschiffe tun. Weil sie alles zugleich wollen, widersprechen sie sich selbst. Keine ihrer Theorien ist auch nur im geringsten logisch ausformuliert. Es ist etwa so, als würde einer eurer Wissenschaftler behaupten, man könne Flugzeugtreibstoff durch Algenmarmelade ersetzen. Und diese Behauptung versuchte er dann durch den Nachweis zu erhärten, daß drei mal sieben vierundzwanzig ergibt.«
    Nicole grinste schelmisch. »Wer das schafft, kann bei uns Wirtschafts- oder Finanzminister werden.«
    »Dieser Spider«, sagte Zamorra. »Taucht er in regelmäßigen Abständen auf? Fliegt er bestimmte Routen ab? Gibt es Regelmäßigkeiten, nach denen man sein Auftauchen berechnen kann?«
    »Nicht einmal das«, gab Reek Norr zurück.
    Zamorra deutete auf das Computerbild. »Ihr habt den Bruchgelandeten nicht näher untersucht«, erinnerte er. »Wie wäre es, wenn wir das jetzt nachholen? Vielleicht finden wir im Innern etwas, mit dem die Meeghs der Entropiebeschleunigung auf die Sprünge geholfen haben - falls sie es denn waren.«
    »Du zweifelst?«
    Zamorra nickte. »Reek, wir haben die Meeghs seinerzeit kennen- und fürchtengelernt. Wir kennen ihre Technik, wir wissen, was sie können. Aber ich bin sicher, daß das, was hier geschieht, ihre technischen Möglichkeiten bei weitem übersteigt. Es muß eine andere Ursache haben. Ihr Auftauchen an einem Ort, den sie niemals zuvor besucht haben, kommt mir eher nur wie ein Nebeneffekt vor.«
    »Dann brauchen wir den abgestürzten Spider ja auch nicht zu untersuchen«, sagte Norr, dem die Erleichterung deutlich anzumerken war.
    Nicole wanderte im großen Wohnraum hin und her. Gedankenverloren bediente sie sich an Norrs Getränkebar und nippte an einem Glas mit grüngelber Flüssigkeit, die offenbar besser schmeckte als sie aussah. »Ein Nebeneffekt«, murmelte sie vor sich hin. »Eine Begleiterscheinung. Hatten wir das nicht schon einmal, Chef?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    Sie blieb stehen, lehnte sich gegen die Wand. »Moskau«, erinnerte sie ihn. »Die Metro-Phantome. Der Meegh-Spider, der sekundenlang zu materialisieren versuchte. Das war auch nur ein Nebeneffekt. Er war gewissermaßen der Schatten, den ein großes Ereignis vorauswarf.«
    »Du meinst Merlins gloriose Fehlleistung mit dem Silbermond?«
    Nicole nickte. »Chef, könnte es hier nicht ähnlich sein? Unsere Erde und die Echsenwelt waren einmal ein und derselbe Planet. Zwischen ihnen gibt es immer noch Ähnlichkeiten, Verbindungen, Bindungen. Allein durch das Pendel der Wahrscheinlichkeiten - so, wie die Echsenwelt sich auflöste, stabilisiert sich die Erde immer mehr. Warum soll dann Merlins Zeitparadoxon nicht auch hier seine Auswirkungen

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