0497 - Die Armee der Kriegsdiener
ist geschädigt. Sie hat - Captain Bettron - zu spät verlassen. Ich - kann ihr nicht - helfen." Sein Blick wanderte ins Leere.
„Ich verstehe", sagte Deighton. „Wir werden sie so bald wie möglich in die Parapsi-Klinik auf Mimas transportieren."
Ribald Corello kehrte von seinem geistigen Ausflug zurück. schüttelte den Kopf und entgegnete: „Auf Mimas kann man ihr auch nicht helfen, Solarmarschall.
Wenn überhaupt Hilfe möglich ist, dann nur auf Tahun. Im Medo-Center der USO hat man, soviel ich weiß, einen sogenannten Neuro-Uterator entwickelt, mit dessen Hilfe ursprünglich humanoide Lebewesen, die eine Hirnhälfte verloren hatten, zur vollen Funktionsübernahme der verbliebenen Hälfte gebracht werden sollten. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß man damit auch schwerste Fälle von Persönlichkeitsdestruktionen heilen kann."
„Meinen Sie, daß bei Merceile eine Persönlichkeitsdestruktion vorliegt?"
„Die Symptome sprechen dafür. Zweifellos ist Merceile voll und ganz Merceile, aber sie hält sich für Captain Bettron. Ich nehme an, sie hat, als er starb, seine Übsef-Konstante vor dem Verflüchtigen retten wollen und sich dabei zu stark mit ihm identifiziert. Dazu kam ein Schock, hervorgerufen vermutlich durch eine beinahe zu späte Lösung von Bettrons Körper."
Galbraith Deighton starrte erschüttert auf das bewußtlose Cappin-Mädchen.
„Wir werden alles tun, um ihr zu helfen", murmelte er. „Ich lasse sie von Medorobotern in Sicherheit bringen und Sie, meine Herren, sollten mich beim Kampf gegen die Takerer unterstützen."
„Wir kommen, sobald Merceile in Sicherheit ist", erwiderte Ribald Corello.
Der Solarmarschall nickte, schaltete seinen Helmtelekom ein und forderte von seinem Hauptquartier zwei Medoroboter mit einem Sanitätsgleiter an. Dann wandte er sich um und verließ die Kuppel.
Lesska Lokoshan folgte ihm und sah zu, wie er zusammen mit seinen Begleitern einen Flugpanzer bestieg. Der Kamashite schirmte die Augen mit der flachen Hand gegen die Strahlen der sichtbaren Kunstsonne ab, um dem Shift nachblicken zu können.
Irgendwo im Süden rumpelte der Donner mehrerer Explosionen; ein heller Schein wölbte sich über dem Horizont auf und fiel zuckend in sich zusammen.
Plötzlich wurde es dunkel.
Die Kunstsonnen waren erloschen!
Der Kamashite stand erstarrt. Allmählich stellten seine Augen sich um und nahmen im matten Schein des über dem Horizont stehenden Bogens der Saturnringe graue Flächen und verwaschene Konturen wahr.
Ein Wind kam auf, wurde stärker und jaulte um die Druckkuppel Corellos. In der Ferne erscholl das Heulen einer Sirene; immer mehr fielen ein, bis die Luft von den an- und abschwellenden Klängen erschüttert wurde. Dicke Regentropfen fielen aus dem düsteren Himmel, und plötzlich rauschte ein Wolkenbruch herab.
Lesska Lokoshan schloß seinen Druckhelm und sah reglos zu, wie sich der Regen in Schnee verwandelte. Als der Schneesturm ihm die Sicht nahm, wurde ihm klar, wie es weitergehen würde.
Er wandte sich um und stolperte in die Richtung, in der Corellos Kuppel sein mußte ...
3.
Etwas Schreckliches ist geschehen.
Eben noch schwebten der Große Vascalo und ich majestätisch in der Kommandokugel durch einen Korridor, und jetzt müssen wir fliehen, um unser nacktes Leben zu retten.
Ich steuere die Kugel an schmelzenden, zusammensinkenden Wänden vorüber, selbstverständlich mit aktiviertem Hochenergieschirm. Vor und neben uns vergehen Kriegsdiener in den gewaltigen Entladungen, die der Zusammenprall unseres Schutzschirmes mit den viel schwächeren ihrer Kampfanzüge verursacht. Aber die Rettung Vascalos geht vor, an ihrer Wichtigkeit gemessen, ist die Opferung einiger Kriegsdiener eine Bagatelle.
Seltsamerweise nehme ich an Vascalo irrationale Züge wahr.
Er, das Genie, schreit auf mich ein, will mich von den Steuerkontrollen verdrängen. Ich wehre seine Attacken mit dem Rücken und der rechten Schulter ab; schließlich kann ich nicht offensiv gegen ihn vorgehen. Wahrscheinlich bin ich nicht in der Lage, die Reaktionen eines Genies folgerichtig zu beurteilen; so etwas steht mir einfach nicht zu. Dennoch fühle ich mich unangenehm berührt. Ich muß mich zusammennehmen, muß mehr Disziplin wahren.
Endlich - der Ausgang!
Wir schießen hindurch, schnellen hoch in die Luft, während hinter uns die gesamte Station in einem atomaren Inferno vergeht. Felsen glühen, zerschmelzen. Magmabäche stürzen in die Schlucht. Die Oberfläche des
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