0497 - Die Armee der Kriegsdiener
der Nische.
Merceile steuerte Bettrons Körper und öffnete das Schott, das in den schmalen Tunnel führte. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als die Ränder der Stahlplatte aus den Dichtungen glitten. Merceile sah sich erschrocken um, doch keiner der Takerer hatte etwas bemerkt.
Sie fühlte nach den eiförmigen Thermotom-Ladungen an Bettrons Gürtel, dann schob sie sich behutsam in den unbeleuchteten Tunnel hinein. Merceile mußte übermenschliche Willenskraft aufbieten, um über die Überreste gefallener Terraner steigen zu können. Sie bewegte sich auf Händen und Knien vorwärts. halb wahnsinnig vor Grauen und Schmerz.
Das gegenüberliegende Schott war im Verlauf der Kämpfe zerschossen worden. Merceile erkannte dahinter helles Licht und wieder die dichten Schwaden molekularen Gases. Als sie die Öffnung erreichte, setzten einige Absauggeräte mit surrendem Lärm ein. Die Gasschwaden wurden dünner - und plötzlich sah Merceile jenseits eines breiten Korridors das Tor und dahinter einen Ausschnitt jener Felshalle, in der Ovarons alter Pedopeiler stand.
Sie nahm die drei Bomben von Bettrons Gürtel und musterte die Zeitzünder.
Schnell! dachte Captain Bettron. Jede Sekunde kommen hundert weitere Takerer an!
Merceile zuckte zusammen. Dann stellte sie die Zünder auf zehn Minuten Laufzeit ein, ohne hinzuschauen. Sie schätzte die Entfernung zur Pedopeilerhalle ab und beschloß, die Bomben so dicht wie möglich ans Tor zu rollen. Den Takerern würde das bei dem fürchterlichen Gedränge nicht auffallen.
Als sie die erste Bombe rollte, tauchte im Tor eine große, mattgolden schimmernde Kugel auf, schwebte in den Korridor und entschwand aus ihrem Gesichtskreis. Merceile rollte die zweite, dann die dritte Bombe.
Danach wandte sie sich um und kroch den grauenhaften Weg zurück. Sie mußte sich mindestens bis zu ihrem Ausgangspunkt entfernt haben, bevor der Abbrandprozeß einsetzte.
Kaum hatte sie diesen Gedanken gedacht, da ging für sie die Welt in einem Inferno unter, das die Wände in kochende Schmelze verwandelte.
Captain Tolous Bettron flog gegen eine schmelzend zusammensackende Wand und starb, bevor sein zurückgedrängter Geist begreifen konnte, was überhaupt vorging.
Merceiles Übsef-Konstante flatterte hilflos umher, als ihr Gastgehirn starb, riß sich los und wurde in tiefe Nacht geschleudert...
*
Ribald Corello schrie markerschütternd auf. Sein Transportroboter öffnete sich, und der zwergenhafte Mutant wankte steifbeinig ins Freie.
Lesska Lokoshan starrte Corello fassungslos an, erst dann bemerkte er das irisierende Leuchten, das von Merceiles Pseudokörper ausging. Die Gallertsubstanz wogte auf und ab, als tobte in ihr ein Sturm.
Balton Wyt hörte auf, seine Finger nervös zu kneten. Seine Augen weiteten sich. Ein röchelnder Laut drang aus seiner Kehle, als Merceiles Pseudokörpersubstanz ihre gallertartige Konsistenz verlor und vollends aus den Öffnungen ihrer Kleidung floß.
Corello wankte zwei Schritte zurück, brach zusammen und wurde von Lokoshan aufgefangen, bevor er sich beim Sturz den Schädel anschlagen konnte.
„Wyt!" schrie der Kamashite.
Balton Wyt begriff, was Lokoshan meinte und riß sich gewaltsam zusammen. Er aktivierte seinen mutierten Gehirnsektor, konzentrierte sich auf Merceiles Körpersubstanz und schob sie telekinetisch zusammen, damit die Zellen nicht den Kontakt zueinander verlören.
Der Pseudokörper leuchtete nicht mehr so stark. Lesska Lokoshan brachte Corello in seinen Transportroboter zurück und sprach beruhigend auf ihn ein. Der Supermutant war in Schweiß gebadet und wurde von konvulsivischen Zuckungen geschüttelt.
Balton Wyt hielt weiterhin die Masse von Merceiles Pseudokörper zusammen. Er hatte sich wieder gefaßt und konnte darüber nachdenken, was die Ursache des seltsamen Verhaltens der Zellballung war.
Eigentlich konnte es nur eine Ursache geben. Wahrscheinlich war Mercedes Gastkörper so überraschend gestorben, daß das Cappin-Mädchen ihre Übsef-Konstante nicht rechtzeitig hatte zurückziehen können.
Der Telekinet merkte nicht, daß er weinte. Er wurde vollkommen vom Schmerz um Merceile beherrscht und von dem Willen, ihr so lange beizustehen, bis er Gewißheit über ihren Tod hatte.
Denn der Tod war ihr sicher, wenn sie den Gastkörper nicht rechtzeitig verlassen hatte. Balton wußte, daß ein Pedotransferer in einem solchen Fall mit seinem Opfer zusammen starb. Er sank auf die Knie, ohne den Blick von dem Pseudokörper zu
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