0498 - Die Totentänzerin
zu zerstören.«
»Sie würden es tun, wenn Sie sich mit Ifune einließen. Ich kann Sie nur warnen. Ihr Freund liegt dort. Er ist nicht tot, wir sind keine Mörder, dennoch kann ich für nichts garantieren, denn Ifune steht unter dem Schutz des falkenköpfigen Gottes Horus. Daran sollten sie denken. Was Horus nicht will, dazu läßt er sich auch von Menschen nicht zwingen. Es ist besser, wenn Sie ihren Freund mitnehmen und diesen Raum verlassen. Er wird schon wieder zu sich kommen.«
»Das hatte ich nun nicht vor.«
»Mr. Sinclair, ich habe es bisher gut mit Ihnen gemeint. Bitte, gehen Sie jetzt. Verlassen Sie uns! Das rate ich Ihnen im guten.«
»Und ich kann es nicht!« erklärte ich. »Es geht um Leben und Tod, Mr. Everett.«
»Da haben Sie nicht unrecht.«
»Nicht um meines oder das Leben meines Partners, sondern um ein anderes. Wenn ich über Ifune nichts erreichen kann, wird dieses Leben ausgelöscht werden. Das kann ich vor meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich werde deshalb alles unternehmen, um das Leben zu retten, auch wenn Sie dagegen sind.«
»Und Sie werden Ihres verlieren.«
Mein Lachen klang leicht spöttisch. »Haben Sie nicht von der friedlichen und vereinigenden Kraft ihrer Kristalle gesprochen, Mr. Everett. Sie ist doch positiv. Jetzt drohen Sie mir damit. Das paßt irgendwie nicht zusammen, habe ich den Eindruck.«
»Es stimmt, wenn man es so sieht, wie Sie es getan haben. Aber da wäre noch etwas. Eine positive Kraft kann sich durchaus ins Gegenteil umdrehen, wenn sie von einer feindlichen berührt wird. Ich bin nicht Ifune, ich gehöre auch nicht zu den Tänzerinnen, die allein durch ihr Dasein dafür sorgen, daß die Energie der Quarze unerschöpflich bleibt. Hüten Sie sich, Mr. Sinclair. Wagen Sie sich nicht zu weit vor! Bestimmt geht es in Ihrem Fall um Leben und Tod, aber versuchen Sie, ihn auf eine andere Art und Weise zu lösen.«
»Das kann ich nicht. Die Zeit ist zu knapp. Ich muß an Ifune heran, auch wenn sie einmal die Geliebte des Horus war.«
Nach diesen Worten bewegte ich mich zur Seite. Charles Everett hielt mich nicht auf, als ich auf die drei Tänzerinnen zuging. Er war sich seiner Sache sicher. Ich allerdings nicht. Suko hatte ich fallen sehen. Stand mir das gleiche Schicksal bevor?
Das Risiko war sehr groß. Egal, es mußte weitergehen. Ich dachte auch an den Trumpf, den ich bei mir trug und von dem Charles Everett nichts wußte.
Die jungen Tänzerinnen kümmerten sich nicht um mich. Mit starren Gesichtern tanzten sie weiter.
Immer die gleichen Schritte und Bewegungen, wie Puppen.
Ich blieb dicht vor ihnen stehen, streckte den Arm aus und faßte das mittlere Mädchen an.
Hinter mir hörte ich das Stöhnen des Charles Everett.
Suko hatte nicht gelogen. Die Haut war kalt wie Marmor, nur eben nicht so hart.
Meine Finger lagen auf ihrer Schulter, und es passierte - nichts!
***
Einen inneren Triumph konnte ich nicht unterdrücken, eine Freude darüber, daß ich es geschafft und mein Trumpf gestochen hatte.
»Wie… wie ist das möglich?« Charles Everett war völlig aus dem Häuschen.
Er bekam von mir keine Antwort. Ich schaute auf die Tänzerin, wobei mich besonders ihr Gesicht interessierte.
Der Ausdruck darin hatte sich nicht verändert. Nach wie vor wirkte er maskenhaft starr. Nur bewegte sie sich im Gegensatz zu ihren beiden Kolleginnen nicht mehr. Sie stand auf dem Fleck wie eine Statue. Selbst die dunklen Pupillen schienen eingefroren zu sein.
Ich blieb nicht auf dem Fleck stehen. Ohne meinen Griff zu lockern, zog ich sie zu mir heran. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, daß sie sich in Bewegung setzen würde, aber sie ging nicht vor.
Als mein Druck zu stark wurde, kippte sie mir entgegen.
Ich fing sie auf. Wie eine Figur lag sie in meinen Armen. Dann hörte ich Charles Everett kommen.
Die anderen Mitglieder der Crystal-Power-Vereinigung kümmerten sich nicht um uns. Sie gaben sich weiterhin der Kraft ihrer Kristalle hin, deren Funkeln für sie ein neues Lebensglück bedeutete.
Everett blieb neben mir stehen. Er begriff einfach nichts. Sein Blick sprach Bände. Der Mann staunte mich nur an. »Wie ist es möglich, daß Sie nicht… wie?«
Ich gab ihm keine Antwort und ließ die starre Tänzerin zunächst zu Boden gleiten; Als sie nur eine Armlänge von Suko entfernt ihren Platz gefunden hatte, griff ich unter mein Hemd und faßte die schmale Kette an, um das Silberkreuz hervorzuholen. Ich legte es auf meinen Handteller. »Deshalb wohl«,
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