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0498 - Die Totentänzerin

0498 - Die Totentänzerin

Titel: 0498 - Die Totentänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sagte ich.
    Everett starrte es an. Nach einer Weile begann er zu zittern und schüttelte den Kopf. »Das Auge!« hauchte er. »Gütige Gerechtigkeit. Das Allsehende Auge.«
    »Jawohl.«
    Es war nicht normal geblieben, denn innerhalb des Dreiecks, in dem sich das Auge befand, hatte es sich verändert. Von innen her war es ausgefüllt mit einem matten Leuchten. Rot, grün und blau, wie die Farbe der meisten Kristalle.
    Das Auge funkelte uns entgegen. Wir waren sicher, daß es die Magie der Kristalle angenommen hatte.
    »Ein Schutz!« flüsterte Everett. »Es hat Sie beschützt. Sie… Sie müssen etwas Besonderes sein.« Er breitete die Arme aus. »Wer dieses Kreuz besitzt, kann kein normaler Mensch sein.«
    »Sehe ich unnormal aus?«
    Everett deutete auf das Kreuz. »Das ist wichtig, nur das zählt. Sie haben es. Ich spüre genau seine Kraft, weil sie der der Kristalle überlegen ist.« Er senkte den Kopf und schaute auf die bewegungslose Tänzerin. »Wahrscheinlich haben Sie sie getötet. Ja, sie ist aus ihrem Rhythmus gerissen worden. Sie kann ihre Kraft nicht mehr abgeben. Sie muß einfach tot sein.«
    »Wie konnte sie leben, Mr. Everett?«
    »Durch den Kristall. Nur durch ihn, glauben Sie mir. Sie lebte durch ihn.«
    »Und durch Ifune?«
    »Ja.«
    »Ich will sie sehen. Ich will zu Ifune. Wo haben Sie die Geliebte des Horus versteckt?«
    »Das kann ich nicht zulassen!« Er schüttelte den Kopf. »Ich würde nie mehr froh werden. Sie ist etwas besonderes. Sie…«
    Ich faßte ihn hart an. »Mr. Everett. Ich möchte mich nicht mehr wiederholen. Es geht um Leben und Tod. Ich kann einfach keine Rücksicht nehmen.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Das wird sich ergeben, wenn ich ihr gegenüberstehe.«
    Er wand sich noch immer. Dann hob er die Schultern. »Wir sind gegen die Gewalt und für die Vereinigung. Deshalb kann ich Sie nicht gewaltsam an ihrem Vorhaben hindern. Kommen Sie mit, Mr. Sinclair. Wenn etwas passiert, werden Sie es zu verantworten haben.«
    »Das bin ich gewohnt.«
    Er ging vor mir her, wir durchquerten den Raum, in dem die Kristallmagie floß.
    Ich warf noch einen letzten Blick auf Suko und verließ mich auf Everetts Worte.
    Beim Eintreten hatte ich nicht bemerkt, daß ein Teil des Raumes durch einen Vorhang abgetrennt worden war, auf den wir jetzt zuschritten. Er kam mir vor wie eine dunkle Wasserwand, die nach unten geflossen und in Wellen erstarrt war.
    »Muß ich mich auf etwas vorbereiten?« fragte ich.
    »Nein, nur auf sie.«
    »Und was ist mit ihr?«
    »Sie werden schon sehen.« Er blieb vor dem Vorhang stehen und hatte seinen rechten Arm ausgestreckt. Die Finger umklammerten dabei eine der Falten.
    »Sie war die Geliebte des Horus, denken Sie immer daran.«
    »Natürlich.« Ich dachte auch an den ägyptischen Gott. Er wurde auch Harpokrates genannt und war der letzte in der Linie der göttlichen Herrscher des alten Ägyptens, der Sohn von Osiris und Isis. Er war der von der Sonne Geliebte, der Sprößling der Götter, und er besaß den Kopf eines Falken. Daß er eine normale Frau als Geliebte gehabt hatte, war mir bisher neu gewesen.
    Was den griechischen Göttern recht gewesen war, konnte den ägyptischen billig sein.
    Everett traf noch immer keine Anstalten, den Vorhang zu öffnen. »Es ist unser Zentrum, unsere Kraftquelle«, sagte er mit leiser Stimme. »Zeigen Sie die nötige Ehrfurcht.«
    »Ich werde mich bemühen.« Allmählich ging mir die Geheimniskrämerei und Wichtigtuerei auf den Wecker. Zudem dachte ich an Glenda, die sich in einer fatalen Lage befand.
    Everett bewegte seinen rechten Arm zur Seite und mit ihm auch den Vorhang. Der Stoff floß auseinander, ich hörte kaum ein Geräusch. Eine Lücke entstand.
    Gleichzeitig floß bläulich schimmerndes Licht durch den dahinter liegenden Raum.
    Das Licht war wie eine Wolke, aber klarer, und es fiel auf eine Gestalt, die ich bisher noch nie zuvor gesehen hatte.
    Ifune, die Geliebte des Horus!
    ***
    Sie besaß nicht den sorgfältig frisierten Haarschnitt der Tempeltänzerinnen oder Frau aus dem alten Ägypten, obwohl auch ihre Haarpracht schwarz wie Kohle war. In einem wahren Busch aus Strähnen stand es in die Höhe, umrahmte ein streng wirkendes Gesicht mit vorstehenden Wangenknochen, dunklen Augen und weit geschwungenen Brauen. An den Ohrläppchen trug die Person große Ringe aus Gold.
    Sie war angezogen und trotzdem nackt. Eine metallen schimmernde Kette umspannte sehr tief ihre Hüften. Sie mündete in einem etwas breiteren Dreieck, das

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