0498 - Die Totentänzerin
mußte sich im Hintergrund verborgen halten, ein Beobachter, der alles unter Kontrolle hatte.
Auch andere hatten die Aufforderung gehört. Sie blieben nicht mehr ruhig auf ihren Plätzen sitzen.
Jetzt hoben sie die Köpfe und lauschten.
»Weshalb sollen wir sie nicht berühren?« flüsterte Suko mir zu.
»Keine Ahnung.« Ich räusperte mich leicht. »Jedenfalls würde ich es nicht darauf ankommen lassen.«
Man ließ uns in Ruhe. Stärker denn je überkam mich das Gefühl, ein Eindringling zu sein. Die Entführer hatten von einer Totentänzerin gesprochen. Ich überlegte, ob sie eine dieser drei meinten oder eine ganz andere Person. Zudem hatte ich nicht die geringste Ahnung davon, was hinter den Dingen stand. Ich glaubte kaum, daß es sich dabei nur um die Kraft der Kristalle handelte, dies war möglicherweise nur vorgeschoben, um mit anderen Sachen Kontakt aufzunehmen.
Möglicherweise einer uralten Magie, von der wir bisher noch nichts gehört hatten.
Suko schaute sich um und fragte mich dann: »Kannst du den Sprecher irgendwo entdecken?«
»Nein.«
»Es muß also einen Chef geben«, flüsterte er. »Einer, der alles leitet und über den Dingen steht. Weshalb sollen wir die Tänzerinnen nicht anfassen?«
Der Inspektor bekam von mir keine Antwort. Die übrigen Männer und Frauen hatten sich wieder ihren Kristallen zugewandt und ließen sich durch unsere Anwesenheit nicht stören.
Manchmal hörten wir sie flüstern oder gemurmelte Sätze vor sich hin sprechen. Ihre Stimmen schwangen wie ein sanftes Echo durch die ungewöhnliche Halle.
Mir reichte das Licht nicht aus. Ich wollte die Tänzerinnen einfach besser erkennen können und holte eine kleine Leuchte hervor. Der schmale, aber helle Streifen stach durch die Düsternis und traf das Gesicht des linken Mädchens.
Er war scharf gebündelt, er blendete. Jetzt hätte das Mädchen zumindest mit den Augen zwinkern müssen, das genau tat es nicht. Die Kleine zuckte nicht einmal mit den Wimpern, sie unterbrach ihren Tanz auch nicht für eine Sekunde.
»Da stimmt etwas nicht!« raunte Suko mir zu.
Der Meinung war ich auch, dachte aber an die Warnung und spürte die inneren Zweifel darüber, ob ich ihr folgen sollte oder nicht.
Suko handelte. Er wollte wissen, woran er war, ging auf eine der Tänzerinnen zu und faßte sie an.
Kaum hatte er den Kontakt bekommen, blieb er stehen, wie zur Salzsäule erstarrt. Die Kleine tanzte auch nicht mehrweiter, sie blickte Suko an, der den Kopf drehte, um mich anschauen zu können.
»John… die… die Haut ist eiskalt. Sie muß tot sein…«
Schon beim letzten Wort lief ein Zittern durch den Körper des Chinesen. Dann brach er zusammen!
***
Ich sah ihn fallen, wollte hinspringen, um ihn aufzufangen, ich kam zu spät.
Er lag bereits auf dem Rücken, während die Tänzerin ihre Bewegungen weiterführte, als, wäre nichts geschehen.
Ich kümmerte mich nicht um sie und kniete neben meinem Freund nieder. Zwar leuchtete ich ihn nicht direkt an, dennoch erschrak ich über den starren Blick seiner Augen. Suko wirkte auf mich wie ein Toter. Er hatte von der eiskalten Haut der Tänzerin gesprochen, sollte ihm etwas Ähnliches widerfahren sein?
Meine Finger vibrierten, als ich mit den Kuppen über seine Wangenhaut strich. Bei ihm war die Temperatur glücklicherweise normal, trotzdem gab er kein Lebenszeichen von sich. Bevor ich seinen Herz- oder Pulsschlag überprüfen konnte, vernahm ich hinter mir Schritte. Sie waren nicht hastig gesetzt, die Person, die sich mir näherte, ging eher langsam, als wüßte sie, daß ihr das Ziel nicht entweichen konnte.
Noch hockend drehte ich mich um. Aus dem warmen Lichtschein löste sich die hochgewachsene Gestalt eines Mannes. Er trug einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd, das den Jackettausschnitt hell schimmernd ausfüllte. Von seinem Gesicht war auch nicht viel zu erkennen, denn er trug einen Vollbart. Das ebenfalls dunkle Haar zeigte an der Stirn lichte Stellen und war ansonsten nach hinten gekämmt.
Ich drückte mich in die Höhe. Der Mann sagte noch kein Wort, er schaute mich an, dann Suko und sagte mit leiser Stimme: »Ich hatte Sie gewarnt. Weshalb haben Sie die Warnung nicht befolgt? Ihr Begleiter hat die Kraft der Kristalle zu spüren bekommen. Man sollte sie niemals unterschätzen, das haben Sie getan.«
»Was ist mit ihm?«
»Er liegt in der Starre.«
»Aber er ist nicht tot?«
Der Fremde hob die Schultern. »Wer kann das schon sagen? Garantien gebe ich nicht.«
»Und
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