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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war Polizist geworden, um Verbrechen möglichst zu verhindern.
    Er würde in der kommenden Nacht ein wenig aufpassen. Wenn er Glück hatte, lief ihm der Wahnsinnige in die Hände. Wenn der Mörder aber auch nur noch einen Rest von Verstand hatte, würde er nicht zum dritten Mal an derselben Stelle zuschlagen; das wäre mehr als dreist, das wäre dumm.
    Aber an dieses Quentchen Vernunft wollte Kherem nicht glauben.
    Deshalb ging er das Risiko seines Alleingangs ein!
    ***
    »Göttlich«, echote Tendyke. »Einen noch höheren Anspruch haben Sie zufällig nicht, Steel?«
    Der wies auf die Zeitung. »Die Götter haben sich das ihnen zustehende Opfer geholt«, sagte er. »Sie haben es in der letzten Nacht wieder getan. Sie werden es immer wieder tun, und je mächtiger sie werden, desto größer wird ihr Blutdurst und auch ihre Macht. Nichts kann sie aufhalten.«
    Wieder sah er Zamorra an. »Auch Sie nicht, Professor. Ich bin über Sie informiert. Sie haben eine Menge dämonischer Kreaturen zur Strecke gebracht. Hunderte. Aber diesmal haben Sie es nicht mit Wesen aus der Dimension zu tun, die wir Hölle oder Dschehenna nennen. Diesmal sind es Götter.«
    »Und die stehen ganz einfach so auf Ihrer Seite, beziehungsweise hinter Ihnen«, erwiderte Zamorra spöttisch. »Sie haben ihnen gesagt: Helft mir, die T.I. an mich zu reißen, und prompt haben besagte Götter es auch getan. Gehe ich recht in der Annahme, daß ein gewisser Sobek und eine gewisse Tawaret zu der Aktiengesellschaft gehören, die hinter Ihren geschäftlichen Interessen stehen, Steel?«
    »Sie haben sich eine Menge zusammengereimt, Professor«, erwiderte Steel. »Aber Sie werden damit nichts anfangen können. Ich will die T.I.. Wenn Mister Tendyke die Firma auf meinen Namen überschreibt, werde ich das mörderische Treiben der Götter beenden. Wenn nicht, werden die Ritualmorde immer größeren Umfang annehmen. In der vorletzten Nacht waren es zwei Menschen. In der letzten einer. In der heutigen können es schon drei oder fünf sein, in der nächsten zehn, fünfzehn, dann hundert. Die Götter sind mächtig, und sie dürsten nach Lebensenergie. Wie viele unschuldige Opfer möchten Sie auf Ihr Gewissen laden?«
    »Kein einziges«, erwiderte Zamorra trocken. »Sie, Steel, sind es doch, dessen Gewissen belastet ist. Sie haben doch, wie mir scheint, diese Götter aktiviert. Also sind Sie für das Morden verantwortlich.«
    »Aber Sie könnten dazu beitragen, es zu stoppen. Von jetzt an geht deshalb jeder weitere Todesfall auf Ihr Seelenkonto.«
    »Es gäbe eine ganz einfache Möglichkeit, diesen Spuk zu beenden«, sagte Tendyke gelassen. »Ich schieße ihnen eine Kugel zwischen die Augen, Steel. Genau einen Zentimeter über die Nasenwurzel. Das ist absolut schmerzlos. Sie sind schon tot, ehe Sie überhaupt begreifen, daß auf Sie geschossen wurde. Ein Schuß ins Herz ist wesentlich schmerzhafter.«
    Zamorra schüttelte sich innerlich. Er hatte selten einen Menschen so kühl über einen Tötungsakt reden hören. Wenn er nicht mit hundertprozentiger Sicherheit gewußt hätte, daß Tendyke alles andere als ein brutaler Killer war, hätte er ihn von jetzt an unschädlich zu machen versucht. Aber er nahm sich vor, Tendyke später zur Rede zu stellen. Der Zweck durfte nicht immer die Mittel heiligen. Zumal bei dieser Drohung nicht einmal etwas herauskam.
    Das stellt Steel auch sofort klar. »Das würde am grundlegenden Problem nichts ändern, Mister Tendyke. Denn dann gäbe es niemanden mehr, der mit den Göttern reden und sie besänftigen könnte.«
    Wieder warf er einen bezeichnenden Blick auf Zamorra. Der schwieg. Warum sollte Steel ihn nicht unterschätzen? Götter waren doch auch nur magische Wesen.
    Odin durchzuckte ihn die Erinnerung. Nein Odin war mehr als ein magisches Wesen gewesen. Gegen ihn hätte Zamorra nicht antreten mögen. Der Ase strahlte schon überlegene Macht aus, wenn er sich nur zeigte. [2]
    Den ägyptischen Gottheiten war Zamorra bisher noch nicht selbst begegnet, nur den Menschen, die sie verehrten, ihnen dienten und in ihrem unmittelbaren Auftrag zu handeln behaupteten. Deshalb besaß er keine Vergleichswerte. Und deshalb war er plötzlich froh, Steel keine Antwort gegeben zu haben. Solange er nicht wußte, ob er es wirklich mit Göttern zu tun hatte, wie Steel behauptete, und ebensowenig wußte, über welche Kräfte sie verfügten, war es besser, abzuwarten und Informationen zu sammeln, statt sich mit vollmundigen Behauptungen in eine unhaltbare

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