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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Macht der alten Götter«, sagte Abdallah leise. »Deshalb habe ich dir geholfen, Effendi. Aber der Giaur macht mich zweifeln.«
    »Du weichst meiner Frage aus.«
    »Weil du meine vorherige nicht beantwortet hast, Effendi. Wer spricht die Wahrheit? Du oder der Giaur?«
    »Du nennst ihn einen Ungläubigen. Dabei bist du selbst einer, in doppelter Hinsicht. Du ziehst die alten Götter dem Gott Mohammeds vor, und zugleich zweifelst du an ihrer Macht. Warum hast du mich bisher unterstützt, wenn du nicht glaubst, daß die alten Götter mächtiger sind als jeder andere?«
    »Das ist keine klare Antwort, Effendi.«
    »Klare Antworten findest du im Koran, Abdallah«, sagte Steel. »Aber der Koran kennt keine Sure für die alten Götter und ihre Macht.«
    »Wir werden aneinander vorbei«, sagte Abdallah. »Verzeih, Effendi, aber ich mag deinen Worten nicht so recht folgen. Die Frage lautet: Sind die Götter, die zu rufen ich dir half, mächtig, oder bist du mächtiger als sie? Sollte das der Fall sein, bedauere ich, einem falschen Ideal gefolgt zu sein. Dann sind es keine Götter. Aber sind es keine Götter, kannst du den Ungläubigen auch nicht drohen.«
    Steel seufzte. »Du machst dir unnütze Gedanken, mein Freund«, sagte er. »Vergiß sie einfach. Du hast mir geholfen, die Götter zu rufen, und die Götter sind mächtig.«
    »Und du stehst über den Göttern, Effendi? Du befiehlst ihnen?«
    »Ich rede mit ihnen. Vielleicht folgen sie meinem Rat, vielleicht auch nicht.«
    »Im Gespräch mit den Ungläubigen klang das anders, Herr.«
    »Dann hast du unsere Unterhaltung nicht richtig verstanden«, sagte Steel verärgert. Er mußte sich zusammenreißen, um nicht die Geduld zu verlieren. Er beschloß, daß Adallah zu den nächsten Opfern gehören mußte. Das war durchaus zu bewerkstelligen. Abdallah wurde zu einer Gefahr. Er dachte zu intensiv nach. Und Menschen, die nachdachten, mochte Timo Seel nicht.
    Nicht mehr, seit er diesen Plan entwickelt hatte, dessen dritte Phase sich nicht ganz so zu entwickeln schien, wie er es geplant hatte. Aber das machte nichts. Es führte nur zu einer unwesentlichen Verzögerung.
    Steel verabschiedete sich von Abdallah. »Halte dich bereit für neue Anweisungen«, sagte er. »Es gibt noch eine Menge Geld zu verdienen.«
    Ob Gott, Jehova, Allah oder die alten Götter Roms und Ägyptens - die Namen spielten keine Rolle. Auch nicht, wofür sie standen. Es gab nur einen wirklichen Gott, und den verehrte Timo Steel, seit er ihm zum ersten Mal begegnet war. Der »Gott« hatte sich ihm in Form eines Honorarschecks gezeigt. Er hieß Mammon.
    Geld. Vermögen. Besitz. - Alle anderen waren nur seine Untertanen.
    Und Steel fühlte sich Gott Mammon in diesem Moment so nah wie nie zuvor.
    ***
    Sich ohne »Fremdenführer« durch das Gewühl des Basars zu bewegen, war fast einfacher als mit demselben. Schon nach wenigen Minuten hatte Zamorra Nicole und Tendyke aus dem Gedränge gelotst und durch eine schmale, menschenleere Gasse zu einer der Hauptverkehrsstraßen Luxors gebracht. Das war kein Problem; wenn man einmal das Grundschema eines solchen Marktes erfaßt hatte, kannte man seinen Anfang und sein Ende, ganz gleich, ob das in Luxor, Bagdad, Ar Ryad, Tunis oder sonstwo war.
    Tendyke winkte einem Taxi, das sie zurück zum Hotel »Isis« brachte. Zwischendurch glaubte der Fahrer eine Wettfahrt mit einem Pferdekarren machen zu müssen; es war erstaunlich, wie rasch der Herr über einen 1-PS-Hafer-Motor, wie Nicole das klapperdürre Pferdchen bezeichnete, seinen Karren durch das Verkehrsgewühl dirigierte. Der Taxifahrer hatte das Nachsehen und zeigte sich darüber recht mißgestimmt. Vielleicht lag es daran, daß man hierzulande lieber einem gemütlichen Pferde- oder Eselskarren Platz machte, als einem stinkenden und lärmenden Automobil. Der frustrierte Taxifahrer verlangte für die gut zwei Kilomenter vom Stadtzentrum zum Hotel einen geradezu mörderischen Fahrpreis; Zamorra ärgerte sich seinerseits darüber, diesen Preis nicht bei Fahrtantritt verhandelt zu haben, wie es normalerweise üblich war, was er aber unter dem Eindruck des Gesprächs mit Steel völlig vergessen hatte. Immerhin handelte er den Taxifahrer auf ein Viertel seines pekuniären Begehrens herunter, hatte immer noch zuviel bezahlt, aber der Fahrer war mit seinem Schicksal, ein Rennen gegen einen mickrigen Klepper verloren zu haben, wieder einigermaßen versöhnt.
    Etwas später saßen sie von großen Sonnenschirmen beschattet auf der

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