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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sofort und verließen wortlos das kleine Zelt, um eine Schutzplane herabzulassen, die das Innere vom bunten Treiben des Basars abschottete. Der Mann mit dem kurzgeschorenen Militärhaarschritt erhob sich und streckte die Hand zum Gruß aus. Zamorra, Nicole und Tendyke verhielten sich abwartend.
    »Ich bin Steel«, sagte der Kurzhaarige. »Bitte, nehmen Sie Platz. Mister Tendyke?« Fragend sah er den Abenteurer an. »Genauso habe ich Sie mir vorgestellt.«
    »Mein Beraterteam«, sagte Tendyke und stellte Zamorra und Nicole vor.
    »Sie sind mir nicht unbekannt; Ihr Ruf eilt Ihnen voran«, bemerkte Steel. »Aber Berater scheint mir doch etwas irreführend. Sagen wir Geisterjäger, nicht wahr? Abdallah wird Ihnen Tee einschenken. Süß oder halbsüß?«
    »Süß«, verlangte Nicole und machte eine Handbewegung, die die Wünsche der beiden Männer mit einschloß. Ägyptischer Tee war für europäische Geschmacksnerven nur »süß« zu ertragen, »halbsüß« bedeutete bereits ungenießbar bitter.
    Abdallah schenkte traditionell ein; er hielt die Kanne gut einen halben Meter hoch über die Tassen und ließ den Tee aus dieser Höhe hineinsprudeln, ohne auch nur den winzigsten Tropfen zu verschütten.
    »Da wir jetzt unter uns Okzidentalen sind, können wir uns die blumigen Einleitungsreden sparen«, schlug Tendyke vor. »Was ist das für ein Geschäft, das Sie ›Projekt Suchos‹ nennen?«
    Steel lächelte und nippte an seiner Teetasse. »Es besteht darin, daß Sie mir Ihren Konzern überschreiben.«
    ***
    Zamorra verschluckte sich fast an seinem Tee. »Och nöööh«, hörte er Nicole neben sich sagen. »Noch ein Spinner. Und um den zu erleben, mußten wir extra nach Luxor kommen?«
    Aber wie ein Spinner sah Steel nicht aus. Er lächelte nicht, nicht einmal mit den Augen. Dieser Mann meinte das, was er sagte, todernst.
    Tendyke blieb völlig gelassen. Er trank, lächelte und stellte die Tasse vor sich auf den Boden; die drei Männer saßen im Schneidersitz um das Holzkohlefeuerchen herum, dessen spärliches Rauchfähnchen durch ein ins Zeltdach geschnittenes Loch entwich und Luxors bislang noch dünne Smogglocke zu verstärken half. Nicole hockte mit im Quadrat, die Beine seitwärts untergeschlagen, und Abdallah stand dienstbereit hinter seinem Boss.
    »Und wie sieht Ihre Gegenleistung aus, Mister Steel?« erkundigte Tendyke sich in geschäftsmäßigem Tonfall.
    Steel hob die Brauen und legte den Kopf etwas schräg. Offenbar hatte er vor allem von Tendyke Widerspruch erwartet oder spöttisches Lächeln oder eine Bemerkungen, wie sie Nicole entfahren waren. Daß Tendyke so kühl blieb, warf ihn für Sekunden aus dem Konzept.
    »Wie viele Milliarden Dollar hätten Sie denn gern?« fragte er dann.
    Tendyke zuckte mit den Schultern. »Sehen Sie, ich kenne den Wert meines Unternehmens nicht. Es besteht aus einer Konzernholding mit so vielen Tochterfirmen in allen möglichen Branchen, über die ganze Welt verteilt, dazu jede Menge Beteiligungen, daß ich unmöglich den genauen Wert beziffern kann. Möglicherweise kann das nicht einmal unsere eigene Buchhaltung, weil das US-Schatzamt sich nur für die inländisch verbuchten Gewinne interessiert. Ebensowenig weiß ich, wie Sie diese Dollarmilliarden aufbringen könnten, Mister Timothy M. Steel. Sie haben sie überhaupt nicht. Sie sind vielleicht nicht gerade einer der sieben Ärmsten dieses Planeten, aber um Tendyke Industries zu erwerben, bedarf es schon einiger Cents mehr, als Sie auf Ihrem Konto haben. Sie sind Journalist, freiberuflich tätig und durchaus erfolgreich. Aber selbst mein Freund Ted Ewigk, der ein paar Millionen pro Jahr mehr einnimmt als Sie, allein an Vermögenszinsen, könnte die T.I. nicht kaufen. Was also sollen die Faxen? Aus welchem Grund sollte ich geneigt sein, Ihnen meine Firma zu überschreiben? Ihnen überhaupt zuzuhören?«
    Er sprach immer noch völlig ruhig, als unterhalte er sich über die Bürgermeisterwahl in Kleinkleckersdorf.
    Steel nickte langsam. »Sie sind ein kluger Kopf«, sagte er. »Zum zweiten Mal bringen Sie mir mein Konzept durcheinander. Ich dachte, ich könnte Sie mit meiner Bemerkung über einen eventellen Geldwert irritieren. Natürlich ist meine Gegenleistung rein ideell, wie Sie wohl treffsicher erkannt haben.«
    »Kommen Sie zur Sache«, bat Tendyke. »Ich bin kein Orientale. Time is money. Ich habe schon genug Zeit an Sie verschwendet.«
    »Stellen Sie es sich einfach so vor, als hätten Sie ein wenig Urlaub in diesem

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