0498 - Wenn Götter morden
Situation zu manövrieren.
»Aber Sie können sie besänftigen? Ihnen gehorchen die Götter?« fragte Tendyke derweil. »Hören Sie, Steel. Fürchten sie nicht, daß das ein wenig unglaubwürdig klingt? Sie wissen über uns Bescheid, haben Erkundigungen einziehen lassen. Trotzdem reden Sie einen solchen Unsinn?«
»Wenn Sie meinen, daß ich Unsinn rede, brauchen Sie ja nur die nächsten Tage abzuwarten. Mein Angebot steht. Ich will die T.I .; sobald Sie Ihre Unterschrift geleistet haben, sorge ich dafür, daß die Götter nicht weiter morden. Es liegt bei Ihnen, wann es aufhört, Tendyke. Sie sollten sich mit dem Überlegen nicht zu viel Zeit lassen. Je schneller Sie sich dazu durchringen, desto weniger Opfer wird es geben.«
Zamorra sah zu Abdallah hinüber.
Dessen Gesicht war ausdruckslos und zeigte nicht, was er dachte.
Tendyke erhob sich. »Sie sind ein Narr, Steel«, sagte er. »Glauben Sie wirklich, Sie wären der erste, der versucht, mir durch Erpressung meine Firma abzunehmen? Okay, ich kann Sie deshalb nicht festnehmen lassen, weil, Ihre Drohung, die hinter Ihrer Erpressung steht, magisch ist. Selbst wenn die ägyptische Polizei das glauben möchte, darf sie es nicht. Aber zwei Dinge sollten Sie sich merken: Ich lasse mich von niemandem erpressen, und ich werde Ihnen das Handwerk legen.«
Steel lächelte ihn von seiner sitzenden Position aus an. »Sie streiten wider die Götter, Mister Tendyke«, sagte er. »Überlegen Sie es sich gut. Niemand kann sich gegen die Götter steilen.«
»Und niemand kann mir weismachen, die Götter würden genau das tun, was man ihnen befiehlt. Steel, wenn man beim Poker erfolgreich sein will, muß man nicht nur gut bluffen können. Nicht jeder läßt sich davon erschrecken. Man muß hin und wieder auch gute Karten vorweisen können.«
»Ich werde Sie schon bald an Ihre Worte erinnern«, sagte Steel. »Und es wäre dumm, würde ich nun sagen: Allah schütze Sie auf Ihren Wegen. Denn die alten Götter Ägyptens kennen Allah oder den christlichen Gott nicht.«
Auch Zamorra und Nicole erhoben sich jetzt. Abdallah schlug das heruntergelassene Leinen zur Seite und rief einige schnelle arabische Worte. Sofort wurde das Tuch wieder nach oben gerollt; der Zeltladen stand dem Handel wieder zur Verfügung.
»Eins noch«, sagte Nicole, ehe sie sich wieder ins Getümmel begaben. »Wieso haben Sie uns hierher bestellt, statt dieses Gespräch in Ihrem oder unserem Hotel zu führen? Warum nicht schon in Kairo? Und warum hier das Warten?«
Steel lächelte. »Die Hotels in Kairo und in Luxor sind europäisch. Das hier, der Basar von Luxor, ist ägyptisch. Hier schlägt Ägyptens alte Seele. Ich wollte Ihnen einen unvergeßlichen Eindruck vermitteln, der Mister Tendyke vielleicht leichter zu einer Entscheidung kommen läßt. Reden Sie ihm zu. Sie retten Menschenleben. -Abdallah wird Sie wieder zu Ihrem Hotel bringen.«
»Das ist nicht nötig«, wehrte Tendyke ab. »Wir finden den Weg auch allein. Übrigens - sollte er mich in Ihrem Auftrag wieder beschatten, so wie gestern mittag, kann ich dafür zwar nicht Sie belangen, Steel, aber Sie können mir glauben, daß ich einen Zwischenfall konstruiere, der Ihren Sklaven ins Gefängnis bringt.«
»Abdullah ist nicht mein Sklave, Mister Tendyke. Er ist mein Freund. Nicht wahr, Abdallah?«
Der Ägypter nickte stumm. Wie die Antwort eines Freundes sah das nicht gerade aus.
»Jeder Mensch hat die Chance, in einer bestimmten Situation zwei Fehler zu begehen«, sagte Steel. »Ihr erster Fehler war, daß Sie jetzt einfach gehen und meine Warnungen ignorieren.«
»Gehen wir endlich, sonst wird mir schlecht«, murmelte Tendyke und zog Zamorra und Nicole mit sich.
***
Abdallah griff nach der Teekanne und schenkte Steel wieder ein. »Dieser Mann bezweifelt, daß du den Göttern befehlen würdest, Effendi. Du sagst, du sprichst mit ihnen. Was ist die Wahrheit?«
Steel bedeutete ihm mit einer Geste, Abdallah möge sich zu ihm setzen. Jetzt, da die Fremden fort waren, konnte er sich zu seinem Herrn setzen, ohne daß dieser sein Gesicht verlor und Abdallah in den Ruch der Anmaßung geriet. Der Händler, dem dieses Zelt gehörte, ging derweil vorne seinen Geschäften nach; was sich im Zelt abspielte, ging niemanden etwas an -nicht einmal die Ratte, die kurz auftauchte und rasch wieder in den Schatten des Hintergrundes verschwand.
»Die Wahrheit ist immer im Verstand des Fragenden«, sagte Steel. »Was glaubst du, Abdallah?«
»Ich glaube an die
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