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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der euch Götter ins Jetzt rief, will etwas von mir. All meinen Besitz. Mein Vermögen. Wenn ich es ihm gebe, wird er euer Morden beenden.«
    »Er will etwas von dir«, echote der Schakal. »Deshalb also verbot er mir, dich zu töten.«
    Tendyke zuckte zusammen. Das war also der Grund! »Du stehst in unmittelbarem Kontakt mit ihm?« stieß er hervor.
    »Wenn er es will.«
    »Du bist ihm also untertan. Er sagt, du sollst mich verschonen. Du gehorchst. Was geschieht, wenn du mich dennoch tötest? Komm, tu es doch! Verstoße gegen den Befehl deines Herrn, Knecht, und werde frei!«
    Anubis knurrte.
    »Du kannst dich ihm nicht widersetzen. Du bist sein Werkzeug«, stellte Tendyke fest. »Fühlst du dich nicht erniedrigt? Anubis, ein Sterblicher befiehlt dir! Wie kannst du so tief sinken, dir das gefallen zu lassen? Sollten die Sterblichen nicht deine Diener sein?«
    Der Schakal schwieg.
    »Ich denke mir, daß du immer wieder Lebenskraft benötigen wirst, um existieren zu können. Du wirst immer wieder Menschen töten müssen, so wie du jetzt Abdallah töten willst. Es macht dir nichts aus, ich weiß. Jeder von uns Menschen ist schon von Geburt an zum Sterben verurteilt. Aber Steel und ich haben eine Abmachung. Wenn ich deinem Sklavenhalter gebe, was er von mir verlangt, wird er dich und die anderen Götter am weiteren Töten hindern. Also daran hindern, weiter zu existeren und stark zu bleiben. Anubis, ich bin ein Mensch, und ich halte zu den anderen Menschen. Um ihrer aller Leben vor euch Göttern zu retten, muß ich tun, was dein Herr verlangt. Um mich daran zu hindern, müßtest du mich vorher töten, aber das ist dir verboten. Ist dir bewußt, daß dein Herr damit Verrrat an dir übt?«
    Anubis starrte ihn aus seinen düster glühenden Schakalaugen an. Langsam erhob er sich. Tendyke atmete innerlich auf. Jede Sekunde, die er gewann, verlängerte Abdallahs Leben.
    »Wenn du denkst, daß Steel uns verrät, warum denkst du dann nicht, daß er auch dich verrät? Er nimmt, was er von dir bekommt, und läßt uns weiter leben und töten.«
    »Vielleicht ist es so«, sagte Tendyke. »Aber glaubst du wirklich daran? Auch Steel ist ein Mensch! Er beherrscht euch, daber er ist keiner von euch. Er versteht die Not von Menschen, als die von Göttern. Wie, glaubst du, wird er wirklich entscheiden? Willst du das Risiko eingehen, wieder ins Vergessen zu sinken, weil dein Herr dich verrät?«
    »Ohne Lebenskraft, die ich dir von den Sterblichen nehme, kann ich so oder so nicht leben. Du willst, daß wir verzichten. Damit würden wir unsere eigene Existenz mit Sicherheit beenden. Da gehe ich lieber das Risiko ein.«
    Tendyke schluckte. »Vorhin spreche ich von einem Handel, der auch dir Vorteile bringt. Verzichte aufs Töten, und ich zeige dir den Weg, ewig zu leben ohne jeden Zwang. Du nennst mich Mann der vielen Leben, du weißt über mich Bescheid.«
    »Du willst mir zeigen, wie du selbst überlebst?«
    Tendyke nickte langsam.
    Er hatte gehofft, Anubis so zu überzeugen. Aber der Schakal hatte den winzigen Fehler in seiner Argumentation erkannt. Nun würde ihm nichts anderes übrigbleiben, als Anubis und wohl auch die anderen nach Avalon zu bringen, um sie in das Geheimnis einzuweihen, das zu wahren er einst geschworen hatte. Aber wie sonst sollte er das Morden beenden? Wie Anubis wußte auch er, daß Steel sein Wort nicht halten würde. Steel würde die mordenden Götter nicht stoppen. Und selbst wenn, konnte er sie jederzeit wieder zurückholen, und alles begann von vorn.
    Anubis starrte ihn an. Tendyke wartete auf die Entscheidung des Schakalköpfigen. Und er fragte sich, was mit ihm selbst geschehen würde, wenn er seinen Schwur brach. Würde er dann der dunklen Seite der Macht verfallen, würde das väterliche Erbe nach so langer Zeit doch endlich gewinnnen? Wenn er zum Verräter wurde, verlor er die Gunst der Mächte des Lichts.
    Aber da waren Menschenleben. So viele, die er retten konnte, wenn er sein eigenes Heil opferte. Was wog schwerer? Gemeinnutz oder Egoismus?
    Wie auch immer sich Anubis entschied, Tendyke würde der Verlierer sein. So oder so.
    ***
    Über dieselbe mentale Brücke, die Timo Steel benutzte, um seine Werkzeuge zu überwachen, drang Tawaret zu ihm vor. Maßlos überrascht starrte Steel die flußpferdköpfige Göttin an, die von einem Moment zum anderen in seiner Hotelsuite auftauchte, an der einen Hand einen nackten Mann, an der anderen eine halbnackte Frau. Professor Zamorra und seine Gefährtin. Tawaret

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