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0498 - Wenn Götter morden

0498 - Wenn Götter morden

Titel: 0498 - Wenn Götter morden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der eines Schakals.
    Im nächsten Moment sah Tendyke wieder den Pistolenmann vor sich.
    Er begriff, daß er es seiner besonderen Fähigkeit verdankte, seinen Gegner durchschaut zu haben. Tendyke war so etwas wie ein »Geister-Seher«.
    Er hatte versucht, den todgeweihten Abdallah auf die andere Flußseite zu retten. Aber Anubis, einer der mordenden Götter, war auch hier präsent.
    Götter können überall zugleich sein! durchfuhr es Tendyke. Und Anubis trat ihm hier als Mensch getarnt entgegen, weil er sich das Blutopfer nicht entreißen lassen wollte!
    Aber wußte Anubis, daß Tendyke ihn durchschaut hatte?
    Was geschah, wenn der »Mensch«
    Anubis »schoß«? Starb Tendyke denn an der imaginären Kugel?
    Von verbotenen Hypnose-Experimenten fernöstlicher Geheimdienste wußte Tendyke, daß das durchaus funktionierte. Aber auch bei ihm?
    Er lachte den Pistolenmann aus.
    Der drückte ab.
    Der Schuß war zu hören. Aus der Mündung zuckte die Flamme. Alles war unglaublich realistisch. Und doch geschah nichts.
    Abermals feuerte der Pistolenmann. Er schoß das gesamte Magazin leer und schien nicht zu begreifen, daß Tendyke damit nicht zu töten war.
    »Anubis, Herr der Vorbereitungsrituale für die Balsamierung der Toten«, sagte Tendyke. »Ich habe dich erkannt. Wer zwingt dich, Totengott, wider deine Natur zu morden? Ich will den Bann lösen, den ein anderer dir auferlegt hat.«
    »Das kannst du nicht, Mann der vielen Leben«, sagte der Schakalkopf. Seine Hand schnellte vor, wurde zu einer mörderischen Klaue. Und diese Klaue war im Gegensatz zur Pistole alles andere als imaginär.
    ***
    Zamorra schloß die Augen. Es war etwas anderes, eine Zeitungsartikel über einen übel zugerichteten Toten zu lesen, als selbst mit dem Leichnam konforntiert zu werden. Der erschreckende Eindruck wurde auch nicht dadurch gemildert, daß nirgendwo auch nur der geringste Tropfen Blut zu sehen war.
    »Wir müssen verhindern, daß ein Touristenschwarm hier aufkreuzt«, sagte Nicole heiser. Sie hatte sich abgewandt. »Zarter besaitete Gemüter könnten umkippen, außerdem würden sie möglichereise wertvolle Spuren vernichten. Jemand muß die Polizei informieren. Hoffentlich können wir die Leute überzeugen, daß sie nicht hier hereinmarschieren.«
    Zamorra ging neben dem Toten in die Hocke. Nach dem zu schließen, was von ihm und seiner Kleidung noch übrig war, mußte er sich ziemlich gut ausgerüstet haben - wenn auch nicht gut genug, um die Begegnung mit dem Unheimlichen zu überleben. Zamorra entdeckte eine Taschenlampe, die verformt war, als habe jemand mit einer Dampframme daraufgeschlagen. Da lag auch eine Pistole - halb geschmolzen, kaum noch als Waffe zu erkennen. Ein paar Handschellen, ebenfalls verformt! Handschellen? Zamorra benutzte sein Taschenentuch, um die Brieftasche des Mannes hervorzufischen; so hinterließ er keine eigenen Fingerabdrücke, verwischte aber auch nichts. Er fand einen Dienstausweis, der den Toten als Ali Kherem, Unterinspektor der Kriminalpolizei von Isna, bezeichnete.
    »Sieht so aus, als wäre die Polizei schon hier gewesen«, sagte Zamorra und steckte die Brieftasche wieder zurück.
    »Aber dann war er alleine hier gewesen«, schlußfolgerte Nicole. »Sonst hätten seine Kollegen ihn nicht einfach so zurückgelassen. Und dann wäre mittlerweile auch schon der ganze Tempelbezirk abgesperrt. Ich denke, der Mann wollte auf eigene Faust beobachten oder den Mörder überraschen. Aber warum hat er das offenbar ohne jede Rückendeckung getan?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer: er hat den Gegner gewaltig unterschätzt. Aber das kann ich verstehen. Wer rechnet schon damit, leibhaftigen Göttern gegenüberzustehen? Mit einem menschlichen Killer, vielleicht sogar mit zweien oder dreien, hätte er fertig werden können. Aber nicht mit übersinnlichen Wesen dieser Art.«
    »Da drüben liegt ein Funkgerät«, sagte Nicole. »Er muß es verloren haben, oder es gab einen Kampf, bei dem es wegflog.« Sie ging hinüber und hob das kleine Gerät auf. Es war im Gegensatz zu den Gegenständen, die Kherem am Körper getragen hatte, unbeschädigt.
    Nicole zog die Teleskopantenne auf volle Länge aus, studierte das Gerät kurz und schaltete es dann ein. »Das dürfte die schnellste Möglichkeit sein, die Polizei herbeizurufen«, sagte sie. »Vorausgesetzt, die Reichweite ist groß genug.«
    Zamorra sah nach oben; der Luftraum war frei. Die Funkwellen würden also nicht unbedingt festgehalten werden. Das

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