0499 - Garingas Fluch
Stimme wieder erklang, wollte er sie sofort aufnehmen.
Noch blieb es ruhig. Nicht einmal das Rauschen war zu vernehmen. Timo regulierte die Lautstärke.
Jetzt vernahm er das rauschende Geräusch. Würde er auch die Stimme hören können?
Es war eigentlich keine richtige Zeit für Geister, die sich lieber bei der Tageswende meldeten, doch Timo hatte einfach den inneren Druck verspürt, es noch einmal zu versuchen.
»Hört ihr mich?« fragte er. »Wenn ihr mich hört, dann meldet euch. Ich bin euer Freund. Ich will mit euch zusammenarbeiten. Gemeinsam könnten wir es schaffen. Ich werde dir helfen, Geist. Ich will es. Ich… ich fahre auch nach England.«
Timo sprach zischend und abgehackt gegen das Radio. In seinen Augen stand ein fast fanatischer Glanz, er wollte es einfach wissen und nickte dem Apparat sogar zu.
Der blieb stumm.
Timo wartete mehr als fünf Minuten. Er vernahm auch weiterhin das Rauschen in unterschiedlicher Lautstärke, aber er hörte keine Botschaft.
Timos Lippen zuckten. »Es hat keinen Sinn!« flüsterte er. »Verflixt, es hat keinen Sinn.« Er stand auf und holte sich aus der Küche etwas zu trinken. Mit dem gefüllten Glas in der Hand kehrte er zurück, der Apparat war noch immer eingeschaltet, aber das rauschende Geräusch hatte sich doch verändert.
Es war lauter geworden, auch abgehackter. Tat sich etwas? Timo hatte neuen Mut gefaßt, als er sich abermals vor seinem Radio niederließ. »Ja«, flüsterte er. »Ja, so sagt doch etwas. Meldet euch, melde dich! Ich warte hier…«
Plötzlich war die Stimme da. Als hätte sie nur auf Timos Aufforderung gewartet.
»Das Schwert… er muß es sich holen. Der Gral ist in Gefahr. Der Teufel will ihn haben. Baphometh… Templer müssen etwas tun. John soll helfen. John Sinclair… London…«
Die Stimme brach ab. Sie war immer leiser geworden und zuletzt kaum noch zu verstehen gewesen, doch für Timo Knäpper hatte es ausgereicht. Er wußte jetzt, daß die Geister nicht nur in der Nacht lauerten und warteten, sondern auch am Tage. Dies war für ihn wiederum ungemein wichtig.
»Sie beobachten uns«, sagte er zu sich selbst und stand auf. »Ja, sie beobachten uns. Wir stehen unter Kontrolle. Die andere Welt sieht alles. Wirklich alles…«
Sein Gesicht war bleich geworden, als hätte jemand seine Sommerfarbe überpinselt. Angst verspürte er nicht, obwohl er sich allein im Haus befand. Zwar wurde er aus dem Jenseits beobachtet, doch er sah die Geister als seine Freunde, denen er einen Gefallen tun mußte. Nur ließ dieser sich so schwer in die Tat umsetzen. Wie sollte er nach London kommen? Er, ein fünfzehnjähriger Junge, dessen Taschengeld für eine so lange Reise nicht ausreichte.
Wie würde sein Vater reagieren? Timos Verhältnis zu ihm war gut. Sein Vater zeigte viel Verständnis, doch die Reise nach London aufgrund gewisser Informationen aus dem Geisterreich anzutreten, das würde Peter Knäpper nicht überzeugen.
Den Grund konnte Timo Knäpper schon nicht angeben. Vielleicht fiel ihm etwas anderes ein.
Beim Mittagessen würde er seine Eltern sehen. Wenn der Vater gute Laune hatte, dann würde er ihn fragen. Timo konnte die Zeit bis zum Mittag kaum abwarten. Einmal rief seine Mutter an, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei.
Timo bejahte und hörte das Stöhnen der Mutter. »Wir haben so viel zu tun, Junge, die Leute haben unseren Laden regelrecht gestürmt, nachdem wir die Preise senkten.«
»Das freut Vati aber.«
»Und wie.«
»Kommt ihr denn?« Timo lächelte.
»Die Pause lassen wir uns nicht nehmen. Vielleicht legen wir uns noch etwas hin.«
»Ja, gut. Soll ich etwas vorbereiten?«
»Nein, wir bringen das Essen mit. Bei dem Wetter ist es am besten, wenn wir nur Salat essen.«
»Meine ich auch.«
»Und am Abend können wir grillen. Bis gleich, Timo.«
»Ja. Tschüs.«
Der Junge legte auf, wählte danach sofort wieder eine bestimmte Nummer. Es war die der Auslandsauskunft. Er erklärte der Dame mit der freundlichen Stimme sein Problem, und die atmete zunächst einmal tief durch.
»Wissen Sie eigentlich, wie viele Sinclairs es in London gibt?«
»Bestimmt viele, aber der Mann heißt John mit Vornamen.«
»Sonst wissen Sie nichts?«
»Nein.«
»Ich werde sehen, was sich machen läßt.«
Es dauerte eine Weile. Timo hatte sich etwas zum Schreiben zurechtgelegt, doch als er hörte, daß es mehr als einige Hundert Personen mit dem Namen Sinclair in London gab, da schüttelte er den Kopf. »Wie ist es denn mit John
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