0499 - Garingas Fluch
über die Latte wuchtete.
Auch Garinga hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. Er kam mit gemessenen Schritten auf mich zu und gab dabei mit dröhnender Stimme seinen Kommentar ab.
»Bisher habe ich nur mit dir gespielt, Eindringling. Jetzt aber werde ich dich vernichten…«
Aus meiner Sicht konnte ihn niemand daran hindern, sein Versprechen einzulösen…
Frankreich - Alet-les-Bains, die kleine Stadt in den Bergen und eine Hochburg der Templer.
Ein Mann befand sich mutterseelenallein in seinem Zimmer und machte sich schwere Vorwürfe. Es hätte nicht so weit zu kommen brauchen, er hätte den Geisterjäger warnen können, aber er hatte es nicht getan. Er hatte ihm keine Informationen geben dürfen, dann wäre möglicherweise alles anders verlaufen.
John mußte seinen Weg allein gehen. Aber konnte er es auch allein schaffen?
Mit diesem Gedanken quälte sich der Abbé herum, und er spürte auch sein schlechtes Gewissen.
Es war wie ein Druck, der immer stärker wurde und dem er nicht ausweichen konnte.
Was sollte er tun?
John Sinclair hatte ihm vor einigen Monaten den Würfel hinterlassen, ein magisches Meisterwerk, das manipulierbar war. In dem Würfel steckten Kräfte, die weder John Sinclair vollends kannte, noch der Abbé. Letzterer hatte noch nicht die Zeit gefunden, sich intensiv mit der Erforschung des Würfels zu beschäftigen.
Konnte er trotzdem helfen?
Der Abbé konzentrierte sich auf ihn. Er wollte dadurch die Kräfte des Würfels wecken. Nicht allein sie waren wichtig. Der Würfel hatte einmal John Sinclair gehört. Vielleicht konnte er durch ihn eine Verbindung zu dem ehemaligen Besitzer herstellen.
Ihm eine Warnung schicken…
Nach seiner Erblindung war der Abbé sehr sensibel geworden. Was andere längst nicht wahrnahmen, das spürte er bereits beim Herannahen. Gewisse Strömungen und Ahnungen nahm er auf, wie ein trockener Schwamm das feuchte Naß.
Sein Geist suchte. Er wollte ihn auf die Reise schicken, um Johns Gedankenwelt zu erfassen.
Telepathie, Telekinese, forschen, suchen, Entfernungen zusammenschmelzen lassen. Dimensionen überschreiten und einen Dialog auf mentaler Ebene führen.
Der Abbé strengte sich ungemein an. Er hatte um absolute Ruhe gebeten, nichts durfte seine Konzentration beeinträchtigen, wenn er sein Ziel erreichen wollte.
Er mußte sein Wissen John Sinclair mitteilen, das war er ihm einfach schuldig, wo er ihn schon in die Falle hatte laufen lassen.
Es geschah zunächst nichts. Seine Gedanken, durch die Macht des Würfels verstärkt, strichen ins Leere, vielleicht vorbei an John Sinclair, denn der Abbé bekam doch einen Kontakt.
Eine andere Stimme meldete sich. »Wer bist du?«
»Abbé Bloch…«
»Ich lese deine Gedanken. Du suchst einen Mann, den wir beide kennen. John Sinclair…«
»So ist es…«
»Er will das Geheimnis des Grals lüften. Aber er ist in Gefahr, in großer Gefahr…«
»Können wir etwas tun?« fragte der Abbé verzweifelt.
»Vielleicht«, wehte es wie ein Hauch durch sein Hirn. »Vielleicht können wir etwas tun…«
»Und was?«
Da war die Stimme verstummt. Doch einen Moment später meldete sie sich wieder. »Denke an den Namen Tanith, Abbé. Ich habe lange gewartet. Vielleicht sogar zu lange, aber ich werde es versuchen. Wünsche mir Glück, Abbé, viel Glück…«
Einen Herzschlag später riß die Verbindung…
ENDE des ersten Teils
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