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0499 - Garingas Fluch

0499 - Garingas Fluch

Titel: 0499 - Garingas Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir aus. Er war wild bewachsen. Blumen und Gras wechselten sich ab, aber dazwischen ragten wie stumpfe Finger Grabsteine in die Höhe.
    Ich blieb stehen.
    Über meinen Körper kroch eine leichte Gänsehaut. Grabsteine nahe einer Kirche waren nichts Besonderes, das gab es überall. Sobald jedoch die Templer-Mystik eine Rolle spielte, war ich sehr vorsichtig.
    Da hatten diese Gräber oftmals eine bestimmte Bedeutung. Es war noch so hell, daß ich auf meine Lampe verzichten konnte. Kein Grabstein trug die Form eines Kreuzes. Sie alle sahen aus wie breite, manchmal angespitzte Bleistifte.
    Wer lag in dieser Erde? Und wie lange schon moderten die Leichen im feuchten Boden?
    Es mußten Templer sein. Doch auch zwischen ihnen gab es große Unterschiede. Die Templer hatten sich vor langen Jahrhunderten getrennt. Eine Gruppe war auf ihrem Weg geblieben, die andere hatte Kontakt zu Baphometh aufgenommen, einem Höllendämon.
    Auch diese Gruppe versuchte mit allen Mitteln, das Geheimnis des Dunklen Grals zu lüften, und sie war, was den Weg anging, nicht gerade zimperlich in der Wahl ihrer Mittel.
    Im Hintergrund lauerte Baphometh. Dieser Dämon wiederum konnte auf einen menschlichen Helfer zählen, der Vincent van Akkeren hieß. Ein Mann, der über Leichen ging und schon die schlimmsten Verbrechen verübt hatte, die sich ein Hirn ausdenken konnte.
    Ich hatte gegen van Akkeren gekämpft und feststellen müssen, daß er kein normaler Mensch mehr war. Der höllische Keim hatte ihn bereits infiziert. Van Akkeren traf keine Unterschiede mehr. Die Menschen waren in seinen Augen wie Schachfiguren. Man benutzte sie, setzte sie hin oder nahm sie vom »Brett«.
    Das alles wußte ich. Ich kannte auch einiges aus der Vergangenheit, als sich die Templer trennten, zerschlagen und in alle Winde zerstreut wurden.
    Nun hatten sie sich wieder zusammengefunden, aber auch zwei Gruppen gebildet.
    Die eine gehörte zu Abbé Bloch, die andere gehorchte eben Vincent van Akkeren oder Baphometh.
    Ich kam mir auf diesem Friedhof sehr einsam vor. Wie auf einer düsteren Insel stehend. Der Abbé hatte mich in seinem kurzen Schreiben darum gebeten, allein nach Garway zu fahren und die Kirche aufzusuchen. Diese Sache ging nur mich etwas an.
    Allmählich wurde es mir doch zu dunkel. Ich holte meine Leuchte hervor und schaute dem Halogenstrahl nach, wie er, meinen Armbewegungen folgend, über den Boden wanderte und auch an den Grabsteinen entlangstrich.
    Erst, jetzt erkannte ich, wie verwittert sie waren. Bestimmt standen sie schon seit Hunderten von Jahren hier. Wind und Wetter hatten an ihnen genagt, das Gestein porös gemacht oder mit einer feuchten Moosschicht überzogen.
    Der Untergrund war grasweich. Wenn ich ging, hinterließen meine Schritte ein dumpfes Pochen.
    Vergeblich suchte ich nach Namen und Inschriften auf den Grabsteinen. Sollte es sie je gegeben haben, waren sie sicherlich längst verwittert.
    Der Turm interessierte mich nicht so sehr. Der zweite Bau, das breite Kirchenschiff, nahm meine Aufmerksamkeit gefangen.
    An dieser Seite zählte ich vier Fensteröffnungen. Sie waren ziemlich lang, dafür relativ schmal und besaßen an ihrer Oberseite eine Rundbogenform. An der tiefsten Stelle reichten sie so weit hinunter, daß ich bequem hindurchschauen konnte.
    Vor dem mittleren Fenster blieb ich stehen. Der untere Rand reichte mir bis zur Brust. Ich schaute durch die Öffnung, sah aber nichts, im Innern der Kirche lag die Dunkelheit schwarz wie Tinte.
    Ich leuchtete hinein.
    Der Strahl wanderte über staubigen Steinboden und graue Wände.
    Sie waren glatt, ich entdeckte auch kleine Bemalungen. Das Innere dieser Kirche kam mir vor, als wäre es geplündert und ausgeraubt worden. Dies aber vor langer, langer Zeit.
    Spinnweben klebten an den Wänden. Wenn das Licht sie berührte, schimmerten sie wie hauchdünne Silberfäden.
    Soviel ich erkennen konnte, war die Kirche leer. Deshalb fragte ich mich, weshalb mir der Abbé aus dem fernen Frankreich diese Nachricht hatte zukommen lassen. Ich sah einfach keinen plausiblen Grund. Vielleicht mußte ich die Kirche betreten und sie genauer untersuchen. Oder lag das Geheimnis etwa hinter mir unter den verwitterten Grabsteinen verborgen?
    Ich drehte mich wieder um.
    Die Atmosphäre hatte sich nicht verändert. Noch immer drückte die Luft. Ich kam mir vor, wie unter einer Glocke stehend. Die Feuchtigkeit hatte noch zugenommen. Irgendwo mußte es einen Sumpf oder einen Flußlauf geben, der diese Luft

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