05 - Denn bitter ist der Tod
Kopulierens danach.
Die Bekanntschaft mit Elena, der Umgang mit ihr, seine Auftritte als ihr Begleiter gehörten zu seiner politischen Strategie zur Förderung seiner akademischen Laufbahn. Aber diese selbstsüchtigen Bestrebungen, die sich als selbstlose Hilfsbereitschaft darstellten, hatten ihren Preis.
Er sah es in Weavers Blick, wenn dieser ihn nach dem Verlauf des Abends, eines Kinobesuches, eines Ausflugs mit Elena fragte; er erkannte es schon an jenem ersten Abend an dem Ausdruck seiner Befriedigung, mit dem Weaver, der seine Tochter kaum einen Moment aus den Augen ließ, zur Kenntnis nahm, daß Elena sich mit Adam unterhielt und nicht mit einem anderen. Sehr schnell wurde Adam klar, daß der Preis für den Erfolg in einem Bereich, in dem Anthony Weaver eine führende Rolle spielte, eng damit verknüpft war, wie sich Elenas Leben entwickelte.
»Sie ist ein wunderbares Mädchen«, pflegte Weaver zu sagen. »Sie hat einem Mann viel zu bieten.«
Adam fragte sich, was für Stolpersteine und rauhe Pfade jetzt, da Weavers Tochter tot war, vor ihm lagen. Außerdem wußte er inzwischen, daß Weaver seine eigenen egoistischen Interessen im Auge gehabt hatte, als er ihn als Doktoranden angenommen hatte.
Die Tür des Arbeitszimmers wurde geöffnet, als er gerade über seinen Aufzeichnungen grübelte. Er hob den Kopf und sprang einigermaßen verwirrt auf, als Anthony Weaver eintrat. Er hatte nicht damit gerechnet, ihn in den nächsten Tagen zu sehen.
»Dr. Weaver«, sagte er. »Ich habe nicht erwartet...« Er verstummte. Weaver trug weder Jackett noch Mantel. Sein dunkles Haar war vom Wind zerzaust. Er hatte weder Aktentasche noch Bücher bei sich. Zum Arbeiten schien er also nicht gekommen zu sein.
»Sie war schwanger«, sagte er.
Adam stockte der Atem. Seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Er hätte gern einen Schluck Tee getrunken.
Aber er schaffte es nicht, den Arm nach der Tasse auszustrecken, Weaver schloß die Tür und blieb vor ihm stehen. »Ich mache Ihnen keine Vorwürfe, Adam. Sie und Elena haben einander offensichtlich geliebt.«
»Dr. Weaver...«
»Ich hätte mir nur gewünscht, Sie wären vorsichtiger gewesen. Es ist nicht gerade der ideale Start in ein gemeinsames Leben.«
Adam brachte keine Antwort zustande. Ihm schien, daß seine ganze Zukunft davon abhing, wie er in den kommenden Minuten reagierte und was er sagte. Er schwankte zwischen Wahrheit und Lüge und fragte sich, was seinen Interessen besser dienen würde.
»Als meine Frau es mir sagte, bin ich in blindem Zorn aus dem Haus gestürzt. Wie ein viktorianischer Vater, der entschlossen ist, Satisfaktion zu verlangen. Aber ich weiß, wie es zwischen Menschen zu solchen Dingen kommt. Ich möchte von Ihnen nur wissen, ob Sie über Heirat gesprochen haben. Vorher, meine ich. Bevor Sie mit ihr intim geworden sind.«
Adam wollte sagen, sie hätten oft darüber gesprochen, sie hätten Pläne geschmiedet, von einem gemeinsamen Leben geträumt. Aber eine solche Lüge hätte über die nächsten Monate eine überzeugende Demonstration tiefer Trauer erfordert, und die hätte er nicht zustandegebracht. Er bedauerte Elenas Tod, aber er betrauerte nicht ihren Verlust.
»Sie war ein besonderer Mensch«, sagte Anthony Weaver. »Ihr Kind - euer beider Kind, Adam - wäre etwas Besonderes geworden. Sie war unsicher, gewiß, und auf der Suche nach sich selbst, aber Sie haben ihr geholfen zu wachsen. Behalten Sie das im Gedächtnis. Bewahren Sie sich dieses Wissen. Sie haben ihr ungeheuer gut getan. Ich wäre stolz gewesen, Sie beide als Mann und Frau zu sehen.«
Er konnte es nicht tun. »Dr. Weaver, ich bin nicht derjenige.« Er senkte den Blick. Er starrte auf die offenen Bücher und Hefte. »Ich meine, ich habe Elena nie angerührt, Sir.« Er spürte die brennende Röte in seinem Gesicht. »Ich habe sie nicht einmal geküßt.«
»Ich bin nicht zornig, Adam. Mißverstehen Sie mich nicht. Sie brauchen es nicht zu leugnen.«
»Ich leugne nicht. Ich sage Ihnen die Wahrheit. Wir waren kein Liebespaar. Ich war es nicht.«
»Aber sie ist doch nur mit Ihnen ausgegangen.«
Adam zögerte, das eine zu sagen, was Anthony Weaver offensichtlich nicht sehen wollte, ob nun bewußt oder unbewußt. Er wußte, wenn er es sagte, würde er damit Anthony Weavers schlimmste Befürchtungen äußern. Doch einen anderen Weg, den Mann von der Wahrheit seiner Beziehung zu Elena zu überzeugen, schien es nicht zu geben.
Und so sagte er: »Nein, Sir. Ich bin nicht der
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