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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Barbara protestierend. »Sie hätten doch ihr gemeinsames Leben gleich mit einer Lüge angefangen.«
    »Das hat Herington nichts ausgemacht. Er wollte sie haben.«
    »Und sie?«
    »Sie wollte zweifellos den Triumph über ihren Vater. Sie wollte sein Gesicht sehen, wenn sie ihm die Neuigkeit eröffnete.«
    »Inspector.« Barbaras Ton war nachdenklich. »Halten Sie es für möglich, daß Elena schon mit ihrem Vater gesprochen hatte? Sie hatte am Mittwoch erfahren, daß sie schwanger war. Aber sie ist erst am Montag morgen umgekommen. Seine Frau war unterwegs. Er war allein zu Hause. Kann es sein...?«
    »Wir können die Möglichkeit jedenfalls nicht ausschließen.«
    Mehr schien Barbara über ihren Verdacht nicht äußern zu wollen, denn sie wechselte das Thema wieder und sagte mit Entschiedenheit: »Sie können doch nicht erwartet haben, miteinander glücklich zu werden - Herington und Elena, meine ich.«
    »Ich denke, da haben Sie recht. Herington hat sich Illusionen gemacht, wenn er glaubte, er könnte ihr helfen, ihren Zorn und ihren Groll zu überwinden. Und sie hat sich etwas vorgemacht, wenn sie glaubte, es würde ihr immerwährende Befriedigung verschaffen, ihrem Vater einen so niederschmetternden Schlag zu versetzen. Auf so einer Grundlage kann man keine Ehe schließen.«
    »Im Grunde sagen Sie doch, daß man sein Leben nicht in die Hand nehmen kann, wenn man nicht vorher die Geister der Vergangenheit begraben hat.«
    Er warf ihr einen forschenden Blick zu. »Das ist aber jetzt ein regelrechter Quantensprung, Sergeant. Ich glaube, man kann sich immer irgendwie durchs Leben mogeln. Die meisten Menschen tun das. Ich kann Ihnen allerdings nicht sagen, wie gut sie es machen.«
    Wegen des Nebels, des dichten Verkehrs und der eigenwilligen Anordnung der Einbahnstraßen in Cambridge brauchten sie mehr als zehn Minuten zum Queen's College; zu Fuß hätten sie es in der gleichen Zeit geschafft. Lynley parkte an derselben Stelle wie am Vortag, und sie gingen durch den Torbogen in den Old Court hinein.
    »Sie glauben also, hier finden wir die Antwort?« fragte Barbara, als sie zwischen den Rasenflächen hindurchschritten.
    »Eine vielleicht.«

    Sie fanden Gareth Randolph in der College-Mensa, einem häßlichen Raum mit Linoleumböden, langen Tischen und falscher Holztäfelung. Er saß allein an einem Tisch, trübselig über die Reste eines späten Frühstücks gebeugt, ein zur Hälfte gegessenes Spiegelei, dem das Gelb ausgestochen war, und eine Schale matschiger Cornflakes. Vor ihm lag aufgeschlagen ein Buch, aber er las nicht darin. Und er schrieb auch nicht in das Heft, das daneben lag, obwohl er einen Bleistift in der Hand hielt.
    Er fuhr ruckartig in die Höhe, als Lynley und Barbara sich ihm gegenüber setzten. Er sah sich im Saal um, als suchte er einen Fluchtweg oder Hilfe. Lynley nahm ihm den Bleistift aus der Hand und schrieb auf den oberen Rand seines Hefts: Sie waren der Vater ihres Kindes, nicht wahr?
    Randolph hob eine Hand zu seiner Stirn. Er drückte einen Moment seine Finger an die Schläfen, dann strich er sich ein paar schlaffe Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er warf den Kopf zurück und stand auf. Mit dem Daumen deutete er kurz zur Tür. Sie sollten ihm folgen.
    Randolphs Zimmer war wie das von Georgina Higgins-Hart im Old Court, ein quadratischer Raum mit weißen Wänden, an denen vier gerahmte Plakate der Londoner Philharmoniker hingen und drei vergrößerte Szenenfotos von Theatervorstellungen: Les Miserables, Star light Express, Aspects of Love. Auf dem einen stand über den Worten am Klavier der Name Sonia Raleigh Randolph, die anderen zeigten eine attraktive junge Frau im Bühnenkostüm, singend.
    Gareth wies erst auf die Plakate, dann auf die Fotos. »Mutta«, sagte er mit eigenartig gutturaler Stimme. »Schwesser.« Er beobachtete Lynley scharf. Er schien eine Reaktion auf die Ironie zu erwarten, die in den Berufen seiner Mutter und seiner Schwester lag. Lynley nickte nur.
    Auf einem großen Schreibtisch am Fenster stand ein Computer, der zugleich als Schreibtelefon funktionierte. Randolph schaltete das Gerät ein und zog einen zweiten Stuhl an den Schreibtisch. Er bedeutete Lynley, sich zu setzen.
    »Sergeant«, sagte Lynley, als er sah, wie Randolph sich mit ihnen verständigen wollte, »Sie müssen vom Bildschirm mitschreiben.« Er zog seinen Mantel aus, legte seinen Schal ab und setzte sich. Barbara stellte sich hinter ihn.
    Waren Sie der Vater? tippte Lynley.
    Der junge Mann starrte die

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