Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Worte lange an, ehe er antwortete : Ich wußte nicht, daß sie schwanger war. Sie hat kein Wort gesagt. Das hab ich Ihnen doch schon gesagt.
    »Das heißt doch überhaupt nichts«, bemerkte Barbara. »Will er uns vielleicht für dumm verkaufen.«
    »Sicher nicht«, sagte Lynley. »Er hat nur das Gefühl, daß er selbst für dumm verkauft worden ist.« Er tippte: Sie waren mit Elena intim, und formulierte es bewußt nicht als Frage, sondern als Feststellung.
    Randolph antwortete mit einer Ziffer: 1
    Einmal?
    Ja.
    Wann?
    Randolph rückte ein Stück vom Schreibtisch ab. Er blieb auf seinem Stuhl sitzen, den Blick zu Boden gerichtet.
    Lynley tippte das Wort September und berührte die Schulter des jungen Mannes. Randolph blickte auf, las, senkte wieder den Kopf. Ein dumpfer Laut, wie ein Heulen tiefer Qualen, kam aus seinem Mund.
    Lynley tippte: Erzählen Sie, was passiert ist, Gareth, und berührte Randolph wieder an der Schulter.
    Der Junge sah auf. Er hatte zu weinen angefangen. Anscheinend zornig über seine Unbeherrschtheit, wischte er sich wütend mit dem Arm über die Augen. Lynley wartete. Randolph rückte wieder an den Schreibtisch heran.
    London, tippte er. Kurz vor Semesteranfang. Ich hatte Geburtstag und hab sie besucht. Sie hat mit mir in der Küche auf dem Boden gebumst, während ihre Mutter beim Einkaufen war. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM
    GEBURTSTAG, DU VOLLIDIOT.
    »Na, Klasse«, sagte Barbara seufzend.
    Ich habe sie geliebt, fuhr Randolph fort. Ich dachte, das wäre etwas ganz Besonderes zwischen uns. Ich dachte... Er nahm die Hände von den Tasten und starrte auf den Bildschirm.
    Sie glaubten, diese Umarmung hätte Elena viel mehr bedeutet, als tatsächlich der Fall war? tippte Lynley.
    Bumsen, antwortete Randolph. Nicht Umarmung. Bumsen.
    Hat sie es so genannt?
    Ich glaubte, zwischen uns würde sich was entwickeln. Letztes Jahr. Ich war ganz vorsichtig. Weil ich nichts kaputtmachen wollte. Und nichts überstürzen. Ich hab's nicht mal versucht bei ihr. Ich wollte, daß es wirklich gut und richtig ist.
    Aber das war es nicht?
    Ich glaubte schon. Denn wenn man das mit einer Frau tut, dann ist das doch wie ein Versprechen. Als sagte man etwas, das man keiner anderen sagen würde.
    Wußten Sie, daß sie noch eine Beziehung zu einem anderen Mann hatte?
    Damals nicht.
    Wann haben Sie es erfahren?
    Als sie dieses Semester raufkam, dachte ich, wir gehörten zusammen.
    Als Paar, meinen Sie?
    Aber das wollte sie nicht. Sie hat mich ausgelacht, als ich mit ihr darüber reden wollte. Hey, Gareth, was ist denn los mit dir, hat sie gesagt. Na schön, wir haben miteinander gebumst, es war nett, aber das war's auch schon. Da brauchst du doch nicht gleich 'ne große Romanze draus zu machen. Es war nichts Besonderes.
    Aber für Sie war es das?
    Ich dachte, sie liebt mich. Ich dachte, daß sie es deshalb mit mir tun wollte. Ich habe nicht gewußt..., er brach ab. Er sah erschöpft aus.
    Lynley ließ ihm einen Moment Zeit und nutzte die Gelegenheit, um sich im Zimmer umzusehen. An einem Haken an der Tür hing Randolphs Schal, und darunter hingen seine Boxhandschuhe - glattes, glänzendes Leder, liebevoll gepflegt, wie es schien. Lynley fragte sich, wieviel von seinem Schmerz Gareth Randolph am Punching-Ball in der Sporthalle rausgelassen hatte.
    Er wandte sich wieder dem Computer zu. Bei dem Streit, den Sie am Sonntag mit Elena hatten, hat sie Ihnen da gesagt, daß sie eine Beziehung zu einem anderen Mann hatte?
    Ich habe von uns gesprochen, antwortete er. Aber dieses Uns gab es gar nicht.
    Das hat sie zu Ihnen gesagt?
    Ich hab gesagt, und was war das in London?
    Und da erklärte sie Ihnen, daß das nichts zu bedeuten hatte?
    Spaß, Gareth, hat sie gesagt. Wir waren geil, und da haben wir's halt getan. Sei nicht so spießig und mach da gleich eine große Liebe draus.
    Sie hat sich über Sie lustig gemacht. Ich kann mir vorstellen, daß das wehgetan hat.
    Ich hob versucht, mit ihr zu reden. Wie sie in London war. Was sie da für Gefühle hatte. Aber sie hat überhaupt nicht zugehört. Und dann hat sie es mir gesagt.
    Daß sie einen anderen hatte.
    Zuerst habe ich ihr nicht geglaubt. Ich hob gesagt, sie hätte Angst. Sie wollte es nur ihrem Vater recht machen. Ich habe alles mögliche gesagt. Ohne zu überlegen. Ich wollte ihr wehtun.
    »Das sagt einiges«, bemerkte Barbara.
    »Vielleicht«, gab Lynley zurück. »Aber es ist eine ziemlich typische Reaktion, wenn man von einem Menschen verletzt worden ist, den man liebt.«

Weitere Kostenlose Bücher