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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Zukunft von philosophischen Erörterungen mit seiner Tochter abzuraten. »Ja, natürlich, so etwas kann immer mal passieren«, stimmte er zu. »Aber ich werde nicht gleich jemanden verhaften, nur weil du seinen Namen nennst.« Als sie nichts sagte, beugte er sich über den Tisch und schlug mit dem Finger an ihre Kaffeetasse. »Ehrenwort, Randie. Okay? Also, weißt du noch etwas?«
    »Das, was ich Ihnen über Gareth und Adam gesagt habe, hatte ich von Elena«, sagte sie. »Darum hab ich's Ihnen erzählt. Alles andere in meinem Kopf ist nichts als Klatsch. Oder vielleicht auch was, was ich beobachtet und nicht verstanden hab. Und das kann doch keine Hilfe sein. Das könnte höchstens zu Irrtümern führen.«
    »Wir klatschen hier nicht, Randie. Wir versuchen, die Wahrheit über ihren Tod herauszubekommen. Hier geht's um Tatsachen, nicht um Spekulationen.«
    Sie antwortete nicht gleich, sondern starrte die Whiskyflasche an. Das Etikett zierte ein fettiger Fingerabdruck. Sie sagte: »Fakten sind keine Schlußfolgerungen. Das sagt mein Vater immer.«
    »Genau. Völlig richtig.«
    Sie zögerte, warf sogar einen Blick über ihre Schulter, als wollte sie sich vergewissern, daß sie immer noch allein war.
    »Es ist aber nur eine Beobachtung, sonst nichts«, sagte sie.
    »Verstanden.«
    »Also gut.« Sie richtete sich auf. »Ich glaube, sie hatte am Sonntag abend Krach mit Gareth. Aber ich weiß es natürlich nicht genau«, fügte sie hastig hinzu, »weil ich sie nicht hören konnte. Sie haben mit den Händen geredet. Ich habe sie nur flüchtig in Elenas Zimmer gesehen, ehe sie die Tür zumachte, und als Gareth ging, war er ganz schön wütend. Sie hätten hören sollen, wie er die Türen geknallt hat. Aber es kann auch ganz bedeutungslos sein, weil der Junge ja immer so geladen ist. Der hätte sich genauso aufgeregt, wenn sie über die Mehrwertsteuer diskutiert hätten.«
    »Ja. Ich verstehe. Und nach dem Streit?«
    »Ist Elena auch weggegangen.«
    »Um welche Zeit war das?«
    »So gegen zwanzig vor acht. Ich hab sie nicht heimkommen hören.« Miranda sah wohl das wache Interesse in seinem Gesicht, denn sie sagte hastig: »Ich glaube nicht, daß Gareth mit Elenas Ermordung etwas zu tun hat, Inspector. Er kommt leicht in Rage, das stimmt, und er ist immer sehr unter Druck, aber er war nicht der einzige...«
    »Es war noch jemand hier?«
    »Nein - nicht direkt.«
    Sie sank in sich zusammen. »Also gut. Mr. Thorsson.«
    »Er war hier?« Sie nickte. »Wer ist das?«
    »Einer von Elenas Dozenten. Englisch.«
    »Wann war er hier?«
    »Genau genommen habe ich ihn zweimal hier gesehen. Aber nicht am Sonntag.«
    »Am Tag oder abends?«
    »Abends. Einmal ungefähr in der dritten Semesterwoche.
    Dann noch einmal am letzten Donnerstag.«
    »Könnte er häufiger hier gewesen sein?«
    Er sah ihr an, daß sie am liebsten nicht geantwortet hätte; dennoch sagte sie: »Ja, möglich ist es. Aber ich habe ihn nur zweimal gesehen, Inspector. Nur zweimal.« Zweimal, das ist Tatsache, sagte ihr Ton.
    »Hat sie dir erzählt, warum er zu ihr kam?«
    Miranda schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß sie ihn besonders gemocht hat. Sie hat ihn immer Lenny den Lustmolch genannt. Er heißt Lennart. Er ist Schwede. Das ist alles, was ich weiß. Ehrlich.«
    »Tatsache, meinst du.« Lynley war überzeugt, daß Miranda Webberly - Tochter ihres Vater - ihm ein halbes Dutzend Spekulationen als Beilage hätte bieten können.

    Lynley ging beim Pförtner vorbei, ehe er auf die Trinity Lane hinaustrat. Terence Cuff hatte in weiser Voraussicht dafür gesorgt, daß die Räume, die den Besuchern des College zur Verfügung gestellt wurden, sich im St. Stephen's Court befanden, der wie der Ivy Court durch die schmale Gasse vom Rest des College getrennt war. Im Gegensatz zu den übrigen Gebäuden des College gab es hier weder Pförtnerhaus noch Pförtner, es wurde also abends nicht abgesperrt, so daß die Gäste sich völlig frei bewegen konnten. Ein einfacher schmiedeeiserner Zaun setzte diesen Teil der Gebäude von der Straße ab. Er lief von Norden nach Süden, eine Demarkationslinie, die durch die Westmauer der St. Stephen's Kirche unterbrochen wurde, eine der ursprünglichen Gemeindekirchen Cambridges. Der helle Feldstein, die Strebepfeiler und der normannische Turm bildeten einen interessanten Gegensatz zu den adretten edwardianischen Klinkerbauten rundherum.
    Lynley stieß das Eisentor auf. Ein zweiter Zaun dahinter steckte die Grenzen des Friedhofs ab.

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