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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dringend duschen«, sagte Lynley.
    »Bitte. Wenn ich Ihnen nicht den Rücken schrubben muß.«
    Als er aus der Dusche kam, saß sie am Schreibtisch über seinen Aufzeichnungen vom vergangenen Abend. Ihre Sachen hatte sie hemmungslos im ganzen Zimmer verstreut; ein Schal lag auf dem Bett, der andere hing über einem Sessel, ihren Mantel hatte sie einfach auf den Boden geworfen. Aus ihrer Umhängetasche, die aufgeklappt auf dem Schreibtisch lag, quollen Stifte, Scheckbuch, Papiertaschentücher und ein Plastikkamm, dem einige Zähne fehlten. Irgendwo in diesem Flügel des Gebäudes hatte sie eine mit Vorräten ausgestattete Küche gefunden; sie hatte eine Kanne Tee gekocht und goß jetzt etwas davon in eine Tasse mit goldenem Rand.
    »Ah, Sie haben das gute Porzellan herausgeholt«, bemerkte er, während er sich das Haar trocknete.
    Sie klopfte mit einem Finger an die Tasse. »Plastik«, sagte sie. »Ist das Ihrem edlen Mund zuzumuten?«
    »Ich werd's aushalten.«
    »Gut.« Sie schenkte ihm ein. »Milch war auch da, aber ich hatte den Eindruck, sie war sauer. Da habe ich sie lieber stehen lassen.« Sie ließ zwei Zuckerwürfel in den Tee fallen, rührte mit einem ihrer Stifte um und reichte ihm die Tasse. »Und würden Sie sich bitte etwas überziehen, Inspector? Beim Anblick einer nackten Männerbrust verlier ich so leicht den Kopf.«
    »Also, was haben Sie?« fragte er, nachdem er ihrer Bitte gefolgt war und ein Hemd angezogen hatte. Er ging mit seiner Tasse zum Sessel und setzte sich.
    Sie drehte den Schreibtischstuhl so, daß sie ihn sehen konnte, und legte ihren rechten Fuß auf ihr linkes Knie. Er sah, daß sie unter ihrer Jeans rote Socken anhatte.
    »Wir haben Fasern«, sagte sie, »in beiden Achselhöhlen ihrer Trainingsjacke. Baumwolle, Polyester und Rayon.«
    »Die können auch von Kleidungsstücken in ihrem Kleiderschrank stammen.«
    »Stimmt. Ja. Das prüfen sie schon nach.«
    »Also ist da noch alles offen.«
    »Nein. Nicht unbedingt.« Er sah, daß sie mit Mühe ein befriedigtes Lächeln zurückhielt. »Die Fasern waren schwarz.«
    »Ah.«
    »Ja. Ich vermute, daß er sie unter den Armen packte, um sie auf die Insel zu schleifen. So sind die Fasern in die Achselhöhlen gekommen.«
    »Hm. Und was ist mit der Waffe? Haben da die Untersuchungen schon Fortschritte gemacht?«
    »Sie kommen immer wieder auf die gleiche Beschreibung zurück. Glatt, schwer, keinerlei Rückstände am Körper der Toten. Verändert hat sich lediglich, daß sie jetzt nicht mehr vom stumpfen Gegenstand sprechen. Sheehan hat was davon gemurmelt, daß er zur Obduktion noch jemanden zuziehen will. Seine beiden Pathologen sind anscheinend dafür bekannt, daß sie nie zu Potte kommen - geschweige denn zu einer übereinstimmenden Meinung.«
    »Ja, er deutete schon an, daß es mit den Gerichtsmedizinern Probleme geben könnte«, sagte Lynley. Er dachte über die Waffe nach, über den Ort und sagte: »Es könnte Holz gewesen sein, meinen Sie nicht, Havers?«
    Wie immer verstand sie sofort. »Ein Ruder, meinen Sie? Ein Paddel?«
    »Ja, das würde ich vermuten.«
    »Dann hätten wir aber sicher Rückstände. Einen Splitter, ein Lackfetzchen oder ähnliches.«
    »Und man hat überhaupt nichts gefunden?«
    »Kein Stäubchen.«
    »Verdammt.«
    »Genau. Mit den Spuren schaut's ausgesprochen schlecht aus. Dafür gibt's sonst gute Neuigkeiten. Ganz ausgezeichnete Neuigkeiten sogar.« Sie zog mehrere gefaltete Blätter Papier aus ihrer Umhängetasche. »Sheehan hat mir die Obduktionsbefunde mitgegeben. Wir haben zwar keine Hinweise auf die Waffe, aber wir haben ein Motiv.«
    »Das sagen Sie schon seit unserem ersten Zusammentreffen mit Lennart Thorsson.«
    »Ja, aber das hier ist noch besser als eine Anzeige wegen sexueller Belästigung, Sir. Das hätte ihm beruflich das Genick gebrochen, wenn das rausgekommen wäre.«
    »Was denn nur?«
    Sie reichte ihm den Bericht. »Elena Weaver war schwanger.«

10
    »Und da stellt sich natürlich ganz von selbst die Frage nach der nicht eingenommenen Pille«, fuhr Barbara fort.
    Lynley holte seine Brille aus seinem Jackett, kehrte zum Sessel zurück und las erst einmal den Bericht. Sie war in der achten Woche schwanger gewesen. Es war jetzt der 14. November. Das bedeutete, daß das Kind irgendwann in der dritten Septemberwoche gezeugt worden sein mußte, noch ehe in Cambridge das Semester begonnen hatte. Noch ehe Elena Weaver hierher gekommen war?
    »Und nachdem ich den lieben Kollegen davon erzählt hatte«,

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