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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Geringschätzung aufgebracht hatte -, wie hatte der junge Mann das aufgenommen, dem man ganz ohne sein Zutun die Aufgabe zugeschoben hatte, sie in eine Gesellschaft einzuführen, die ihr von Grund auf fremd war?
    Lynley fragte sich, ob man den Weavers aus ihren Bemühungen um ihre Tochter einen Vorwurf machen konnte. Hatten sie nicht Elena auch etwas gegeben, das Gareth Randolph nie kennengelernt hatte? Hatten sie ihr nicht ermöglicht, ihre eigene Form des Gehörs auszubilden? Wenn das zutraf, wenn Elena sich tatsächlich mit einer gewissen ruhigen Sicherheit in einer Welt bewegen konnte, in der Randolph sich fremd fühlte, wie war er dann damit zurechtgekommen, daß er sich in eine Frau verliebt hatte, die weder seinen Lebensstil noch seine Träume teilte?
    Lynley blieb vor dem Pförtnerhaus des King's College stehen. Geistesabwesend starrte er auf das Durcheinander von Fahrrädern, die dort kreuz und quer standen. Ein Student kritzelte irgendeine Meldung an eine Tafel unter dem Tor. Eine Gruppe Männer in schwarzen Roben eilte eifrig sprechend über den Rasen zur Kapelle, mit jenem gewichtigen Schritt, den alle Professoren aller Colleges an sich zu haben schienen. Er lauschte dem fortwährenden Glockengeläut und dachte nach. Er wußte, daß er fähig war, der Wahrheit über Elena Weavers Tod auf den Grund zu kommen. Aber war er fähig, unvoreingenommen der Wahrheit ihres Lebens auf den Grund zu kommen?
    Er war belastet mit den Vorurteilen des Hörenden. Er wußte nicht, wie er sie abwerfen sollte - ob er sie überhaupt abwerfen mußte -, um an die Wahrheit hinter ihrer Ermordung zu kommen. Aber er wußte eines: Nur wenn es ihm gelang, sich in Elenas Bild von sich selbst einzufühlen, würde er ihre Beziehung zu anderen Menschen begreifen können. Und diese Beziehungen, so schien es jedenfalls im Augenblick, waren der Schlüssel zu dem, was ihr zugestoßen war.
    Gelbes Licht fiel auf den Rasen, als das Südportal der King's College-Kapelle geöffnet wurde. Gedämpfte Orgelklänge wurden vom Wind herübergetragen. Lynley fröstelte.
    Er schlug seinen Mantelkragen hoch und beschloß, in die Kirche hineinzugehen.
    Vielleicht hundert Menschen hatten sich zum Abendgottesdienst eingefunden. Gerade ging der Chor durch den Mittelgang nach vorn, unter dem prächtigen florentinischen Lettner hindurch, über dem Engel mit messingblitzenden Trompeten schwebten. Weihrauchluft erfüllte das Kirchenschiff, und die Menschen wirkten klein und unbedeutend unter dem hohen Rippengewölbe der Decke, dessen runde erhabene Verzierungen dort, wo sich die Streben kreuzten, in regelmäßigen Abständen mit dem Beaufort-Gitter und der Tudor-Rose geschmückt waren.
    Lynley suchte sich einen Platz, von wo aus er die Anbetung der Könige betrachten konnte, das Rubens-Gemälde, das diskret beleuchtet als Retabel über dem Hauptaltar hing. Einer der Heiligen Drei Könige auf dem Bild beugte sich vor und streckte den Arm aus, um das Kind zu berühren, das die Mutter ihm darbot in heiterem Vertrauen darauf, daß ihm nichts geschehen würde. Und doch mußte sie schon zu diesem Zeitpunkt gewußt haben, was bevorstand. Sie mußte eine Vorahnung des Verlusts gehabt haben, der auf sie wartete.
    Ein heller Sopran - die Stimme eines Jungen, der noch so klein war, daß sein Chorhemd fast bis zum Boden reichte - stimmte die ersten reinen Töne eines Kyrie Eleison an, und Lynley sah zu dem bunten Glasfenster über dem Gemälde hinauf. Gedämpftes Mondlicht fiel durch das Fenster herein und tauchte es in nur eine Farbe, ein tiefes Blau, das an den äußeren Rändern in Weiß überging. Er wußte, daß auf dem Fenster die Kreuzigung dargestellt war, doch das Mondlicht brachte nur ein Gesicht zum Leuchten - das eines Soldaten oder Apostels, Gläubigen oder Abtrünnigen, dessen Mund im schwarzen Schrei einer Gemütsbewegung aufgerissen war, die für immer ungenannt bleiben würde.
    Leben und Tod. Alpha und Omega. Und Lynley suchte Sinn und Zusammenhang hinter beidem.
    Als am Ende des Gottesdienstes der Chor hinausging und die Gläubigen sich erhoben, um ihm zu folgen, entdeckte Lynley Terence Cuff. Wartend stand er da, den Blick auf den Rubens gerichtet, die Hände in den Taschen seines Mantels. Lynley betrachtete dieses Halbprofil, und wieder frappierte ihn die Gelassenheit dieses Mannes. Seine Züge zeigten keine Spur von Sorge oder Ängsten. Es war, als könnte dem Mann der Druck seines Amtes nichts anhaben.
    Als Cuff sich umdrehte und bemerkte, daß Lynley

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