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05 - Der Conquistador

05 - Der Conquistador

Titel: 05 - Der Conquistador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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so tief vornüber, dass sein Kopf die Glut in der Schale berührt hätte, wären da nicht gedankenschnell zwei Hände herangeflogen, die ihn davor bewahrten, schwere Verbrennungen zu erleiden.
    Nur mühsam fand Ts’onot in die Gegenwart zurück. »Etwas Schreckliches wird passieren!«, keuchte er.
    Diegodelanda sah ihn betroffen an. »Mit mir?«
    Ts’onot schüttelte schmerzlich den Kopf. »Mit uns allen!« Wankend richtete er sich auf. Diegodelanda wollte ihn stützen, doch er wehrte ihn ab. »Ich muss sofort zu meinem Vater. Wenn du willst, begleite mich!«
    ***
    »Wenn die Vision von zukunftsweisender Bedeutung für uns war, warum bringst du dann diesen Fremden mit, mein Sohn?«, fragte Ah Ahaual.
    »Weil es sein Schicksal war, das die Vision heraufbeschwor«, antwortete Ts’onot. »Ich versichere dir: Von ihm droht uns keine Gefahr. Wohl aber von seinesgleichen!«
    »Von seinesgleichen? Du sprichst in Rätseln, mein Sohn.«
    »Ich verstehe es auch nicht«, meldete sich Diegodelanda hinter Ts’onot zu Wort.
    Der drehte sich kurz um und gab ihm zu verstehen, dass er schweigen solle. Dann wandte er sich wieder seinem Vater zu. »Die neue Zukunftsschau verleiht jener anderen, über die wir seit einiger Zeit sprechen, ein Gesicht. Ich rede von der Zukunft unseres Volkes. Von den verlassenen Städten und dem Ende der Zeiten.«
    Ah Ahaual straffte sich. »Du hast gesehen, wer dafür verantwortlich ist?«
    Ts’onot nickte bedeutungsschwer. Dann berichtete er von den gewaltigen Schiffen, die ihm sein Lomob gezeigt hatte, und beschrieb sie so detailliert wie möglich. Was Diegodelanda hinter ihm unterdrückt stöhnen ließ.
    Ts’onot ignorierte es, konzentrierte sich nur auf seinen Vater. Er erzählte von Kriegern, die den Schiffen entstiegen, von Männern, die Diegodelanda ähnlich sahen und die ihre überlegenen Waffen brutal gegen jeden zum Einsatz brachten, der ihren Vormarsch aufzuhalten versuchte. »Zahllose Maya büßen im Kampf gegen die fremde Armee ihr Leben ein. Und jener, der diese mächtigen Krieger lenkt, ist kein anderer als der falsche Weiße Gott!«
    Ah Ahaual wankte und fing sich nur mühsam wieder. Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen. »Dieser elende Betrüger befehligt die Armee?«
    »So ist es, mein Vater!«
    »Dann war es keine leere Drohung, als er uns Vergeltung ankündigte, weil wir seine ›Maschine‹, die die Welt zerstören sollte, vor ihm in Sicherheit brachten.«
    »Eine Maschine, die die Welt …«, entfuhr es Diegodelanda. Er presste die Faust gegen den Mund.
    Zu Ts’onots Überraschung forderte Ah Ahaual ihn auf: »Erzähl ihm, wer der ›Weiße‹ ist, der uns vor Jahren heimsuchte.«
    Und Ts’onot wandte sich an Diegodelanda und schilderte, was seinerzeit geschehen war – wie die Gestalt aus Licht den Kaziken dazu bewegt hatte, Teile aus Gold, Kristall und Jade anfertigen zu lassen, so viele, wie acht Hände Finger besitzen. Wie eine Zukunftsschau enthüllt hatte, welchem zerstörerischen Zweck diese »Maschine«, zu der die Teile zusammengefügt werden sollten, letztlich diente. Und wie er und sein Vater den Plan fassten, sich gegen den vermeintlichen Gott zu stellen.
    »Ich brachte die Teile zu fünf geheimen Orten und verbarg sie dort gewissenhaft«, schloss Ts’onot seine Erzählung. »Sie und den Kern der ›Maschine‹« …« Er sah kurz zu seinem Vater, und erst als der Kazike nickte, fuhr er fort: »…  einen Himmelskristall, der das Licht trank und kein Gewicht besaß.«
    Diegodelanda runzelte die Stirn, doch bevor er etwas sagen oder fragen konnte, übernahm es Ah Ahaual, die Geschichte zu ihrem Ende zu bringen: »Der falsche Gott war so erzürnt, dass er uns grausame Rache schwor. Wir hielten es für eine leere Drohung, da er selbst so körperlos wie ein Geist war und wir so lange Zeit nichts mehr von ihm hörten. Doch nun …«
    »Nun kommt er mit meinen Landsleuten, die er aufgewiegelt hat, euch niederzumachen«, sagte Diegodelanda und bewies, dass er verstanden hatte, worum es ging.
    »Bestrafen will er uns sicher auch – vor allem aber wird er die Teile zurückhaben wollen, um sie endlich zu der ›Maschine‹ zusammenzusetzen.«
    »Wie kamt ihr darauf, dass er damit die Welt zerstören will? Wer um Himmels willen ist er, dass er ein solches Ziel verfolgt?«
    »Auf deine zweite Frage vermag ich dir keine Antwort zu geben, noch nicht zumindest. Und was die erste angeht: Ich war es, der dank meiner Gabe seine wahren Absichten erkannte.«
    »Und was

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