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05 - Der Conquistador

05 - Der Conquistador

Titel: 05 - Der Conquistador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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ist mit den Teilen dieser ›Maschine‹ geschehen?«
    »Sie ruhen noch immer in ihren sicheren Verstecken«, sagte Ah Ahaual. »Er wird sie niemals finden.«
    »Wie könnt ihr da so sicher sein?«
    »Weil nur zwei Männer die Orte kennen – und die würden eher sterben, als sie preiszugeben.«
    Diegodelandas Blick wechselte von Vater zu Sohn und von Sohn zu Vater. »Du sprichst von euch beiden.«
    Ts’onot nickte grimmig.
    7.
    20. Marzo 1517. Heute begingen wir das Lazarus-Fest an Bord der drei Schiffe. Traditionen sollten auch fern der Heimat gepflegt werden. Und als gegen Mittag eine weitere Siedlung der Eingeborenen in Sicht kam, taufte ich sie für unsere Kartenmacher auf den Namen Lázaro.
    Noch immer leiden wir an der Trinkwasser-Knappheit. Als wir El Gran Kairo plünderten, mussten wir jederzeit mit der Rückkehr der Bewohner und erneuten Angriffen rechnen. Fässer in die Stadt und zu den Brunnen zu schaffen, sie zu füllen und wieder zu den Booten zu verfrachten, hätte uns zu leichten Zielen für ihre Bogenschützen gemacht. Deshalb befahl ich lediglich, die Bauten nach Gold oder anderen Wertgegenständen zu durchkämmen und ansonsten unverzüglich wieder an Bord zu gehen und die Reise fortzusetzen.
    An lebender Beute haben wir nun zwei Eingeborene an Bord, um die sich mein Schreiber kümmert, wenn er mir nicht gerade diese Aufzeichnungen fortsetzt. Er soll sie unsere Sprache lehren, auf dass sie zwischen unseren Völkern vermitteln können. Doch die Sache erweist sich als langwierig und schwierig. Wahrscheinlich werden sie die Ausbildung erst in der Heimat beenden und so demjenigen von Nutzen sein, der nach uns eine Fahrt in diese Gefilde wagt.
    Nun also Lázaro. Die Siedlung wirkt friedlich – aber so war es mit El Gran Kairo zunächst auch. Trotzdem werde ich um der Auffrischung unserer Vorräte willen einen neuerlichen Landgang riskieren müssen. Vielleicht sind nicht alle Wilden so hinterhältig und verdorben wie jene, die wir in El Gran Kairo kennen lernten …
    Was den Weißen Ritter anbelangt – er hat sich mir seit Tagen nicht mehr gezeigt. Aber noch sind wir ja auch nicht am Ziel, das er mir wies. Von Lázaro aus soll es landeinwärts nicht mehr weit sein bis zu einer Stadt namens Ah Kin Pech. Zu der Stadt, wo jene leben, die ihn so schändlich hintergangen haben!
    Hier unterbreche ich kurz die Aufzeichnungen und werde sie nach meiner Rückkehr fortsetzen.
    …
    Ich blute! Es ist nur eine Schramme am Hals, aber es hätte ebenso gut mein Ende bedeuten können! Wieder wurden wir freundlich empfangen – und wieder mussten wir dafür teuer bezahlen. Denn als wir den scheinbar so freundlichen Bewohnern in ihre Stadt folgten, wurden wir bald von so vielen Gestalten umringt, dass wir selbst nur noch ganz eng als Gruppe voranschritten. Auf einem großen Platz vor einem pyramidenartigen Tempel spielten sich dann Szenen ab, die mich veranlassten, den sofortigen Rückzug zu befehlen. Vor unseren Augen wurden unheilige Riten vollzogen! Wir mussten mit ansehen, wie einem Eingeborenen, der gefesselt über einem Stein lag, das noch schlagende Herz aus der Brust geschnitten wurde. Der Gedanke, diese Heiden könnten dies uns zu Ehren getan haben, lässt mir noch jetzt das Blut in den Adern stocken.
    Der Rückzug war zunächst unmöglich, weil die Meute den Weg nicht freigab. Daraufhin ließ ich eine Arkebuse in die Luft abfeuern, doch die Wirkung war eine andere als erhofft. Denn nun wurden die Einheimischen völlig irre. Wie schon in El Gran Kairo waren wir gezwungen, alles einzusetzen, was wir an Waffen mit uns führten, um uns den Weg zurück zu den Schiffen zu bahnen. Die Zahl der Wilden, die uns zum Opfer fielen, war immens, doch dabei zog auch ich mir ein blutiges Andenken zu. Nun, es wird mich eine Weile daran gemahnen, den heimtückischen Wilden nie wieder Vertrauen zu schenken.
    Vorhin erschien mir der Weiße Ritter und versprach, uns zu einer Bucht zu leiten, in deren Nähe es keine Siedlung gibt. Dort können wir in Ruhe nach Frischwasser suchen und dann dschungelwärts die letzte Etappe bewältigen, die uns von den wahren Schätzen noch trennt. Und mich von meinem Lohn, der jedes Blutvergießen rechtfertigt.
    (aus den Aufzeichnungen des Francisco Hernández de Córdoba)
    Als Tom Ericson zu dem vereinbarten Treffpunkt kam, war von Maria Luisa, ihrem Bruder und Carlota Zafón weit und breit nichts zu sehen. Tom drückte sich in den Schatten einer Platane und wartete voller Anspannung. Immer wieder

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