Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Verteidigungsminister und vier
Leibwächtern. Was hat diese Frau für eine Courage! Wer überwacht sie
normalerweise?»
Der Major reichte ihm wortlos eine Akte. Watutin blätterte sie durch. «Dieser alte Bock! Sehen Sie sich das mal an - der ist seit dreiundzwanzig Jahren Leutnant!»
«Die US-Botschaft hat über siebenhundert Angestellte», merkte der
Major an. «Und wir haben nur eine begrenzte Anzahl guter Beamter -» «Die alle miteinander die falschen Leute überwachen.» Watutin ging
ans Fenster. «Jetzt hat das ein Ende. Und ihren Mann nehmen wir uns
auch vor!» fügte er hinzu.
«Das würde ich ebenfalls empfehlen, Genosse Oberst. Wahrscheinlich
arbeiten sie beide für die CIA.»
«Sie hat Filitow etwas zugesteckt.»
«Wahrscheinlich eine Botschaft.»
Watutin setzte sich und rieb sich die Augen. «Gut gemacht, Genosse
Major.»
    An der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan dämmerte bereits der Morgen. Der Bogenschütze bereitete sich auf die Rückkehr in seinen Krieg vor. Seine Männer hatten ihre neuen Waffen verladen, während der Bogenschütze, ihr neuer Anführer, noch einmal seine Pläne für die kommende Woche durchging. Unter anderem hatte er von Ortiz einen kompletten Satz taktischer Karten erhalten. Diese waren mit Hilfe von Satellitenaufnahmen erstellt worden und zeigten sowjetische Stützpunkte und Gebiete, in denen Militärstreifen aktiv waren. Er hatte nun auch ein Kurzwellenradio, mit dem er Wetterberichte, auch russische, empfangen konnte. Der Marsch sollte erst bei Einbruch der Dunkelheit beginnen.

Er sah sich um. Einige seiner Männer hatten ihre Familien an diesen sicheren Ort gebracht. Das Flüchtlingslager war überfüllt und laut, aber doch den von den Russen zerbombten Dörfern und Städten vorzuziehen.
    Es waren Kinder hier, wie der Bogenschütze sah, und Kinder sind dort am glücklichsten, wo sie ihre Eltern, etwas zu essen und Spielkameraden haben. Die Jungen spielten schon mit Gewehren. Er sah das mit einem Bedauern, das nach jedem Marsch gegen den Feind nachließ. Lücken in den Reihen der Mudschaheddin mußten geschlossen werden, und die jüngsten Männer waren die tapfersten. Und wenn sie für die Freiheit sterben mußten, taten sie das für Allah, der seinen Märtyrern gnädig war. Der Bogenschütze sah zu, wie einer seiner Schützen seinem Erstgeborenen das Laufen beibrachte. Allein schaffte der Kleine es noch nicht, aber nach jedem wackligen Schritt schaute er zu dem lächelnden, bärtigen Gesicht seines Vaters auf, den er seit seiner Geburt nur zweimal gesehen hatte. Der neue Anführer der Gruppe mußte an seinen eigenen Sohn denken, den man nun auf einem ganz anderen Pfad führte...
    Der Bogenschütze wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Als Raketenschütze konnte er nun nicht mehr füngieren, aber er hatte Abdul gut ausgebildet. Der Bogenschütze war nun der Führer seiner Männer; etwas, das er sich verdient hatte. Besser noch, seine Leute glaubten, das Glück sei mit ihm.
    Das Unheil kam ohne Warnung. Der Bogenschütze riß den Kopf herum, als er das Krachen der 50-mm-Geschosse hörte, sah dann die gepfeilten Umrisse der in weniger als hundert Meter Höhe anfliegenden Fencer. Er hatte noch nicht einmal nach seinem Gewehr gegriffen, als die ersten Bomben sich von den Maschinen lösten, in der Luft taumelten, ehe die Leitflossen sie stabilisierten. Dann das Triebwerksgetöse der sowjetischen Su-24-Bodenkampfflugzeuge. Er folgte ihnen beim Anlegen, aber sie flogen zu schnell. Nun konnte er nur noch in Deckung gehen, und dann schien sich alles ganz langsam abzuspielen. Er schaute noch einmal auf, sah Menschen fliehen und den Versuch seines Kameraden, den kleinen Sohn mit seinem Körper zu decken. Der Bogenschütze sah zum Himmel und merkte entsetzt, daß eine Bombe direkt auf ihn zuzustürzen schien; ein schwarzer Punkt am klaren Morgenhimmel. Es blieb ihm noch nicht einmal die Zeit, Allah anzurufen, als sie über ihn hinwegflog; dann erbebte der Boden.
    Er war von der Explosion benommen und betäubt und kam unsicher auf die Beine. Es war eigenartig, Lärm zu sehen und zu spüren, aber nicht zu hören. Instinktiv entsicherte er sein Gewehr, sah sich nach der nächsten Maschine um. Da! Wie von selbst feuerte das Gewehr, konnte aber nichts ausrichten. Der nächste Fencer warf seine Bombenladung hundert Meter weiter ab und verschwand hinter einer schwarzen Rauchwolke. Das war alles.
    Langsam kehrten die Geräusche zurück, klangen aber entfernt, wie im Traum. Doch dies war

Weitere Kostenlose Bücher