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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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kein Traum. Wo der Mann mit dem Kind gelegen hatte, gähnte nun ein Krater. Ihm fiel ein, daß er dem Russen Barmherzigkeit erwiesen hatte. Nie wieder. Seine Hände, die das Gewehr umklammerten, waren kreideweiß.
    Zu spät erschien ein pakistanischer F-16, aber die Russen waren schon über die Grenze. Eine Minute später umkreiste der F-16 zweimal das Lager und wandte sich dann zurück zu seinem Stützpunkt.
    «Sind Sie verletzt?» Das war Ortiz, der eine Schnittwunde im Gesicht hatte und sehr entfernt klang.
Der Bogenschütze gab keine Antwort, sondern wies nur mit seinem Gewehr auf eine Frau, die gerade zur Witwe geworden war und nach ihrer Familie schrie. Gemeinsam suchten die beiden Männer nach Verwundeten, denen geholfen werden konnte. Zum Glück war die Sanitätsstation unversehrt geblieben. Der Bogenschütze und der CIA-Mann schleppten ein halbes Dutzend Leute dorthin. Ein französischer Arzt hatte sich schon an seine blutige Arbeit gemacht.
Beim nächsten Gang fanden sie Abdul. Der junge Mann hatte eine Stinger eingelegt und schußbereit, gestand aber weinend, geschlafen zu haben, als die Angreifer kamen. Der Bogenschütze klopfte ihm auf die Schulter und meinte, es sei nicht seine Schuld. Ein französisches Fernsehteam erschien, und Ortiz führte den Bogenschützen an eine Stelle, wo sie nicht gesehen werden konnten.
«Sechs», sagte der Bogenschütze. Die Zivilopfer zählte er nicht.
«Diese russischen Angriffe sind ein Zeichen von Schwäche, mein Freund», erwiderte Ortiz. Mehr Trost hatte er nicht zu spenden. Er befürchtete, daß die Unterstützung der Afghanen ähnlich enden würde wie frühere Versuche, den Hong in Laos zu helfen, die sich tapfer gegen ihre vietnamesischen Feinde gewehrt hatten, nur um trotz aller westlichen Waffenlieferungen fast völlig ausgerottet zu werden. Diese Situation ist anders, sagte sich der CIA-Offizier und hielt seine Einschätzung auch für objektiv korrekt, doch es schmerzte ihn, diese Männer bis an die Zähne bewaffnet das Lager verlassen und dann dezimiert zurückkehren zu sehen. Half Amerika eigentlich den Afghanen bei der Rückgewinnung ihres Landes, oder ermunterte es sie nur, so viele Russen wie möglich zu töten, ehe auch sie ausradiert wurden?
Was ist die richtige Politik? fragte er sich. Ortiz gestand, die Antwort auf diese Frage nicht zu wissen.
Er wußte auch nicht, daß der Bogenschütze gerade eine selbständige Entscheidung getroffen hatte.
    * So, nun brauchen wir nur noch die Falle zuschnappen zu lassen», sagte Watutin gelassen zu seinem Vorsitzenden und wies auf das Beweismaterial auf Gerasimows Schreibtisch.
    «Vorzügliche Arbeit, Oberst!» Der Vorsitzende des KGB gestattete sich ein Lächeln. «Ihr nächster Schritt?»
«Angesichts des ungewöhnlichen Status des Verdächtigen sollten wir versuchen, ihn bei der Dokumentenübergabe in flagranti zu ertappen. Offenbar weiß die CIA, daß wir die Kurierkette zu Filitow unterbrochen haben, und ließ die Übergabe von einer ihrer eigenen Agenten durchführen - trotz der geschickten Ausführung ein Akt der Verzweiflung. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch die Foleys enttarnen.»
«Einverstanden.» Gerasimow nickte. «Es ist Ihr Fall, Genosse Oberst. Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen.» Beiden Männern war klar, daß er eine knappe Woche meinte.
«Vielen Dank, Genosse Vorsitzender.» Watutin kehrte auf der Stelle in sein Arbeitszimmer zurück, wo er seine Abteilungschefs unterrichtete.
Die Mikrophone waren hochempfindlich. Filitow wälzte sich im Schlaf herum, und das Spulentonbandgerät zeichnete jedes Rascheln, jedes unverständliche Murmeln auf. Endlich ein neues Geräusch; der Mann unterm Kopfhörer gestikulierte zu seinen Kollegen. Es klang, als blähte sich ein Segel - Filitow warf die Bettdecke beiseite.
Dann kam das Husten. Der alte Mann hatte Lungenbeschwerden, wie in seiner Akte stand. Anschließend schneuzte er sich, was die KGBLeute zu einem Grinsen verleitete. Es klang nämlich wie die Pfeife einer Lokomotive.
«Ich hab ihn», sagte der Mann an der Fernsehkamera. «Er ist unterwegs zum Bad.» Zwei TV-Kameras mit Teleobjektiven waren auf die beiden Fenster der Wohnung gerichtet.
Die Wohnungstür ging auf und wieder zu: Der Verdächtige hatte seinen Roten Stern hereingeholt, den ein Bote vom Verteidigungsministerium jeden Morgen brachte. Sie hörten das Gurgeln der Kaffeemaschine und tauschten einen vielsagenden Blick -, der Verräter trank tatsächlich jeden Morgen guten

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