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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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diese paar Berggipfel», sagte Ryan wie zu sich selbst, als das Bild wechselte.
Der Berg, der bei der CIA den Codenamen «Mozart» trug, war beileibe nicht klein, nahm sich aber im Vergleich zum Himalaja, zu dessen westlichstem Ausläufer er gehörte, winzig aus. Zum Gipfel war eine Straße gesprengt worden, und oben hatte man auch einen Hubschrauberlandeplatz gebaut. Insgesamt bestand der Komplex aus sechzehn Gebäuden. Ein Wohnblock für die Ingenieure und ihre Familien, erst vor sechs Monaten fertiggestellt, ein Theater, ein Krankenhaus. Eine Bodenstation neben dem Gebäude mit den wenigen Geschäften empfing über Satellit Fernsehprogramme. Diese Art von für sowjetische Verhältnisse schon fast übertriebener Fürsorge war außergewöhnlich und nur hohen Parteibürokraten und bei hochwichtigen Verteidigungsprojekten Beschäftigten vorbehalten. Dem Wintersport diente die Anlage jedenfalls nicht.
Das machten die Umzäunung und die Wachtürme überdeutlich; drei parallele Zäune mit jeweils zehn Meter Abstand. Der äußere Zwischenraum war vermint, im innern patrouillierten Hunde. Am inneren Zaun standen in zweihundert Meter Abstand die Wachtürme. Die Soldaten, die sie bemannten, waren in Betonbaracken von überdurchschnittlicher Qualität untergebracht.
«Können Sie einen Wachposten herausvergrößern?» fragte Ryan.
Graham sprach in sein Telefon, und das Bild veränderte sich sofort. Mit zunehmender Vergrößerung wurde aus einem sich bewegenden Fleck ein Mann, der einen langen Mantel und vermutlich eine Pelzmütze trug. Er hatte einen großen Hund von unbestimmbarer Rasse an der Leine und eine Kalaschnikow über der rechten Schulter. Der Atem von Mann und Hund war in der kalten Luft sichtbar. Ryan beugte sich unwillkürlich vor.
«Kommen Ihnen die Schulterklappen dieses Mannes grün vor?» fragte er Graham.
Der Aufklärungsexperte grunzte. «Ja, der ist vom KGB.»
«So dicht bei Afghanistan?» fragte der Admiral nachdenklich. «Sie wissen, daß wir dort Leute im Einsatz haben. Wetten, daß die ihre Sicherheitsvorkehrungen mehr als ernst nehmen?»
«Diese Gipfel müssen ihnen wirklich wichtig gewesen sein», bemerkte Ryan. «Siebzig Meilen weiter wohnen ein paar Millionen Leute, für die den Willen Gottes erfüllt, wer Russen tötet. Diese Anlage ist wichtiger, als wir dachten, nicht nur eine neue Einrichtung - dazu sind die Sicherheitsmaßnahmen zu umfangreich. Wozu ausgerechnet hier bauen, wo man erst eine neue Stromversorgung errichten muß und dem Feind ausgesetzt ist? Im Augenblick mag das eine Forschungsanlage sein, aber die Russen müssen Größeres damit vorhaben.»
«Zum Beispiel?»
«Angriffe auf meine Satelliten vielleicht», meinte Art Graham.
«Haben Sie sie in letzter Zeit irgendwie gekitzelt?» fragte Jack.
«Nein, seit wir ihnen im letzten April eins auf die Rübe gegeben haben, ist zur Abwechslung mal die Vernunft am Ruder.»
Das war eine alte Geschichte. Mehrere Male waren im Lauf der letzten Jahre amerikanische Aufklärungs- und Frühwarnsatelliten «gekitzelt» worden - man hatte Laser- oder Mikrowellenstrahlen auf die Satelliten konzentriert, stark genug, um die Rezeptoren zu blenden, doch nicht intensiv genug, um ernsten Schaden anzurichten. Warum hatten die Russen das getan? Nur als Test, um zu sehen, ob das im NORADBefehlszentrum im Cheyenne Mountain in Colorado einen Aufruhr auslösen würde? War es der Versuch gewesen, die Empfindlichkeit der Satelliten zu prüfen? Oder eine Demonstration, eine Warnung vor ihrer Fähigkeit, Satelliten zu zerstören? Oder nur pure Spielverderberei? Schwer zu sagen, was die Sowjets dachten.
Selbstverständlich beteuerten sie regelmäßig ihre Unschuld. Als ein amerikanischer Satellit über Sari Schagan vorübergehend geblendet worden war, behaupteten sie, eine Erdgas-Pipeline habe Feuer gefangen. Daß die nahegelegene Tschimkent-Pawlodar-Pipeline Öl transportierte, das war der westlichen Presse entgangen.
Der Satellitenüberflug war nun beendet. In einem Raum in der Nähe wurden zwanzig Videobänder zurückgespult, und die gesamte optische Erfassung konnte nun in Ruhe ausgewertet werden.
«Sehen wir uns und noch einmal an», befahl Greer.
«Tierischer Trip zur Arbeit», stellte Jack fest. Von dem Wohn- und Stromkomplex auf «Mozart» bis zu der Anlage auf «Bach», dem nächstgelegenen Gipfel, war es zwar nur ein Kilometer, aber die Straße sah halsbrecherisch aus. Sie sahen nun ein Standbild von «Bach». Hier betrug die Distanz

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