Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
nicht zufrieden und wollte Ryan mit den Fähigkeiten des KGB beeindrucken. Freu dich nicht zu früh, dachte Jack.
«Guten Abend - wir kennen uns noch nicht.» Jack langte in die Hosentasche und tastete nach seinem Schlüsselbund.
«Mein Name ist Witali. Ihr Fehlen wird nicht auffallen. Hier entlang zur Herrentoilette.» Jack stellte sein Glas ab, ging durch die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. Der Korridor war geräumt worden. Am anderen Ende stand ein Mann und machte eine Geste. Ryan ging auf ihn zu.
So, jetzt geht's los...
Der Mann war wohl knapp dreißig und wirkte durchtrainiert. Sein durchdringender Blick und sein Gesichtsausdruck wiesen ihn als Leibwächter aus. Er führte Ryan um die Ecke, reichte ihm einen russischen Mantel und eine Pelzmütze und sprach ein einziges Wort: «Mitkommen.»
Er ging mit Ryan hinaus in eine Gasse hinter dem Gebäude. Dort hielt ein weiterer Mann Wache. Er nickte Ryans Begleiter knapp zu, der sich umdrehte und Jack mit einem Winken zur Eile aufforderte. Die Gasse mündete in die Schabolowka-Straße; beide Männer wandten sich nach rechts. Jack erkannte, daß dieses Viertel der Stadt alt war. Die Gebäude stammten aus vorrevolutionärer Zeit. In der Mitte der Straße verliefen Straßenbahnschienen. Ein rot-weißer Tramwagen mit Anhänger ratterte vorbei. Die beiden Männer sprinteten über die glatte Straße auf ein rotes Ziegelgebäude mit Metalldach zu. Erst, als sie um die Ecke gebogen waren, erkannte Jack, was das für ein Bauwerk war.
Die Wagenhalle erinnerte ihn an seine Kindheit in Baltimore. Die Gleise führten hinein und verzweigten sich im Inneren. Jack blieb kurz stehen, aber sein Begleiter winkte ihn weiter und hielt auf das linke Wartungsgleis zu, auf dem Straßenbahnwagen standen.
Zu seiner Überraschung war es hier totenstill. Eigentlich sollte hier gearbeitet werden, Maschinenlärm herrschen, aber es geschah nichts. Mit klopfendem Herzen ging Ryan an zwei Wagen vorbei und blieb vor dem dritten stehen. Dessen Tür war offen; ein dritter Mann, der wie ein Leibwächter aussah, stieg aus und schaute Ryan an, tastete ihn dann sofort nach Waffen ab. Eine Daumenbewegung wies ihn in den Wagen.
Offenbar war die Straßenbahn gerade erst in den Schuppen gefahren, denn auf der untersten Stufe klebte Schnee. Ryan glitt aus und wäre gestürzt, wenn ihn nicht einer der KGB-Männer am Arm festgehalten hätte.
«Guten Abend», rief jemand. Ryan blinzelte in die Finsternis und sah die orangefarbene Glut einer Zigarette. Er holte tief Luft und ging auf sie zu.
«Vorsitzender Gerasimow?» fragte Ryan verblüfft.
«Erkennen Sie mich denn nicht?» sagte der Mann leicht erheitert und beleuchtete mit dem Gasfeuerzeug sein Gesicht. Es war Nikolai Borissowitsch Gerasimow. Die Gasflamme ließ sein Gesicht im rechten Licht erscheinen: der Fürst der Finsternis persönlich.
«Jetzt schon», erwiderte Ryan und war bemüht, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.
«Wie ich höre, möchten Sie mich sprechen. Womit kann ich dienen?» fragte er in einem umgänglichen Tonfall, der gar nicht zu der Umgebung passen wollte.
Jack drehte sich um und machte eine Geste zu den beiden Leibwächtern hin, die auf der vorderen Plattform der Straßenbahn standen. Zu sagen brauchte er nichts. Auf ein einziges russisches Wort von Gerasimow hin verschwanden die beiden.
«Es ist eben die Pflicht der beiden, den Vorsitzenden zu schützen, und meine Leute nehmen ihre Pflichten ernst.» Gerasimow wies auf einen Sitzplatz gegenüber seinem. Ryan nahm Platz.
«Ich wußte gar nicht, daß Ihr Englisch so gut ist.»
«Danke.» Ein höfliches Nicken, gefolgt von einer nüchternen Bemerkung. «Meine Zeit ist knapp bemessen. Haben Sie Informationen für mich?»
«Jawohl.» Jack schob die Hand unter seinen Mantel. Gerasimow verkrampfte sich kurz, entspannte sich dann wieder. Nur ein Irrsinniger würde versuchen, den Vorsitzenden des KGB zu ermorden, und Gerasimow kannte Ryans Akte und wußte, daß er durchaus bei Sinnen war. «Ich habe in der Tat etwas für Sie», sagte Ryan.
«Wirklich?» Ungeduld. Gerasimow konnte es nicht vertragen, wenn man ihn warten ließ.
Er sah Ryan mit etwas hantieren und war überrascht, als er ein metallisches Geräusch hörte. Jacks Ungeschick war verflogen, als er den Schlüssel vom Ring gelöst hatte, und als er sprach, klang Triumph in seiner Stimme mit.
«Hier.» Ryan reichte Gerasimow den Schlüssel.
«Was ist das?» Mißtrauen. Gerasimow ahnte, daß hier etwas nicht stimmte, und sein

Weitere Kostenlose Bücher