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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Gerüchts war vermutlich ein Spießer aus der Nachbarschaft gewesen, der sich an der Tatsache stieß, daß die beiden ohne Trauschein zusammenlebten. Das machte sie zwar noch nicht zum Sicherheitsrisiko, aber...
«Ich finde, wir sollten die Taussig unter die Lupe nehmen.»
«Wohnt sie allein?»
«Bestimmt.» Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, bis jeder, der bei Tea Clipper eine leitende Position innehatte, überprüft war, aber solche Ermittlungen durfte man nicht überhasten.
    «Sie hätten nicht hierherkommen sollen», sagte Tanja Bisjarina sofort, ließ sich aber ihren Zorn nicht anmerken, sondern nahm Bea Taussig an der Hand und führte sie ins Haus.
    «Ach, Ann, es ist einfach grauenhaft!»
«Setzen Sie sich erst einmal. Wurden Sie verfolgt?» Tanja Bisjarina kochte innerlich. Sie kam gerade aus der Dusche, war noch im Bademantel und hatte sich ein Handtuch um den Kopf geschlungen.
«Nein, ich habe den ganzen Weg aufgepaßt.»
Von wegen, dachte Tanja Bisjarina. Sie wäre überrascht gewesen, wenn sie erfahren hätte, daß das stimmte. Trotz der laschen Sicherheitsvorkehrungen bei Tea Clipper hatte ihre Agentin mit ihrem Erscheinen gegen alle Regeln verstoßen.
«Sie können nicht lange bleiben.»
«Ich weiß.» Bea Taussig putzte sich die Nase. «Die erste Version des neuen Programms ist praktisch fertig. Gregory hat es um achtzigtausend Zeilen gekürzt; der Wegfall der ganzen Computerspielereien war wohl entscheidend. Wissen Sie was? Ich glaube, der hat das neue Programm im Kopf - ich weiß, ich weiß, das ist unmöglich, selbst für einen Streber wie ihn.»
«Bis wann können Sie -»
«Das weiß ich nicht.» Bea Taussig lächelte flüchtig. «Eigentlich sollte er für Sie arbeiten, denn er ist der einzige, der das ganze Projekt versteht.»
Leider haben wir nur Sie, hätte Tanja Bisjarina beinahe gesagt. Dann überwand sie sich und ergriff Beas Hand.
Die Tränen begannen wieder zu fließen. Beatrice warf sich praktisch in Tanjas Arme. Die Russin drückte sie an sich, versuchte, Sympathie für ihre Agentin aufzubringen. Während der Ausbildung hatte man ihr beim KGB beigebracht, daß Agenten mit einem Gemisch aus Sympathie und Disziplin zu behandeln waren. Man mußte mit ihnen umgehen wie mit verzogenen Kindern, Vergünstigungen mit Zurechtweisungen kombinieren, damit sie parierten. Und Agentin Livia war wichtiger als die meisten anderen. Dennoch fiel es ihr schwer, das Gesicht dem Kopf an ihrer Schulter zuzuwenden und die Wange zu küssen. Zum Glück brauche ich nicht weiter zu gehen, dachte Bisjarina. Bisher war es noch nie so weit gekommen, aber sie fürchtete den Tag, an dem «Livia» mehr von ihr verlangen mochte - was unvermeidlich war, wenn sie erst einmal erkannte, daß ihre Angebetete nicht das geringste Interesse an ihr hatte. Tanja Bisjarina fand ihre Agentin faszinierend. Beatrice Taussig war auf ihre Art brillant und eindeutig intelligenter als die KGB-Frau, die sie führte, hatte aber so gut wie keine Menschenkenntnis. Und in dieser Beziehung fiel sie in die gleiche Kategorie wie dieser Al Gregory, den sie so verachtete. Beatrice Taussig war attraktiv und weltläufig, aber nicht in der Lage, im richtigen Augenblick den ersten Schritt zu tun. Gregory hatte das vermutlich auch nur ein einziges Mal in seinem Leben getan und war aus diesem Grund mit Dr. Long zusammen. Er hatte es geschafft, weil Beatrice der Mut gefehlt hatte. Ist auch besser so, dachte Tanja Bisjarina. Eine Zurückweisung hätte Beatrice Taussig vernichtet.
Bisjarina fragte sich, was Gregory wohl für ein Mensch war. Wohl ein typischer Akademiker, ein Eierkopf, der die Welt verändern wollte. Bisjarina verstand das. Auch sie wollte die Welt ändern, wenngleich auf andere Weise. Gregory und Tea Clipper standen dieser Vision im Weg. «Na, geht's besser?» fragte sie, als die Tränen versiegt waren.
«Ich muß fort.»
«Sind Sie auch wirklich in Ordnung?»
«Ja. Ich weiß nur noch nicht, wann ich -»
«Ich verstehe.» Tanja brachte sie an die Tür. Wenigstens war Beatrice Taussig so vernünftig gewesen, ihren Wagen eine Straße weiter zu parken. «Ann» wartete, hielt die Tür einen Spalt offen, bis sie den unverwechselbaren Auspuffton des Sportwagens hörte. Dann schloß sie die Tür, schaute sich ihre Hände an und ging zurück ins Bad, um sie zu waschen.
    Die Nacht brach in Moskau früh herein. Dicke Wolken, die sich ihrer Schneelast zu entledigen begannen, verdeckten die Sonne. Die Delegation versammelte sich im Foyer und

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