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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Tonfall verriet ihn.
Jack spannte ihn nicht weiter auf die Folter und sagte, was er eine Woche lang einstudiert hatte - viel zu schnell. «Das, Vorsitzender Gerasimow, ist der Kernsprengkopf-Feuerschlüssel aus dem sowjetischen Raketen-U-Boot Roter Oktober. Ich erhielt ihn von Kapitän Marko Alexandrowitsch Ramius, der zu uns überlief. Sie hören sicher gerne, daß er sein neues Leben in Amerika genießt - wie seine Offiziere auch.»
«Das U-Boot wurde -»
Ryan schnitt ihm das Wort ab. «Durch Sprengladungen versenkt? Nein. Der Geheimdienstagent an Bord, der sich als Koch ausgab, Sudez hieß er, glaube ich - nun, es ist sinnlos, sein Schicksal zu verschweigen. Ich habe ihn erschossen. Stolz bin ich darauf nicht, aber mir blieb keine andere Wahl. Wenigstens war er ein sehr mutiger junger Mann», sagte Jack und mußte an die zehn entsetzlichen Minuten im Raketenraum des U-Boots denken. «In meiner Akte steht nichts von Außendienst, nicht wahr?»
«Aber -»
Wieder unterbrach Jack ihn. Höflichkeit war nun fehl am Platz. Er mußte den Mann gründlich aus dem Gleichgewicht bringen.
«Mr. Gerasimow, wir wollen einiges von Ihnen.»
«Alles Unsinn. Das Gespräch ist beendet.» Doch Gerasimow erhob sich
nicht, und Ryan spannte ihn ein wenig auf die Folter, ehe er
weitersprach.
«Wir wollen Oberst Filitow haben. In Ihrem offiziellen Bericht über Roter Oktober ans Politbüro stand, das U-Boot sei definitiv zerstört. Die Besatzung habe nicht vorgehabt überzulaufen. Vielmehr sei GRU infiltriert worden, und das Boot habe nach einem Sabotageakt an den Maschinen einen falschen Befehl erhalten. Diese Informationen bekamen Sie von Agent Cassius, der für uns arbeitet», erklärte Jack. «Sie benutzten den Vorfall, um Admiral Gorschkow in Mißkredit zu bringen und um Ihre Kontrolle über die interne Sicherheit des Militärs zu verstärken. Das nimmt man Ihnen immer noch übel, nicht wahr? Wenn wir Oberst Filitow nicht ausgeliefert bekommen, lassen wir für die kommenden Sonntagsausgaben der Washingtoner Presse eine Story durchsickern, spielen der Presse Einzelheiten der Operation und ein Foto des U-Bootes zu, das unter Dach in einem Trockendock in Norfolk liegt.
Und dann stellen wir Kapitän Ramius der Öffentlichkeit vor. Er wird erklären, daß der Politoffizier des Bootes - ein Mann Ihrer Abteilung III, glaube ich - ein Mitverschwörer war. Unglücklicherweise erlag Putin nach seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten einem Herzanfall. Das ist zwar eine Lüge, aber versuchen Sie einmal, das Gegenteil zu beweisen.»
«Ryan, Sie können mich nicht erpressen!» Gerasimow ließ sich nun nicht die geringste Emotion anmerken.
«Noch etwas. SDI ist für uns kein Verhandlungsgegenstand. Haben Sie dem Politbüro etwas anderes mitgeteilt?» fragte Jack. «Dann sind Sie erledigt, Mr. Gerasimow. Wir sind in der Lage, Sie gründlich in Mißkredit zu bringen; Sie sind schlicht ein zu günstiges Ziel. Wenn wir Filitow nicht bekommen, lassen wir alles mögliche durchsickern. Einige Gerüchte werden wir bestätigen, andere, die saftigsten natürlich, dementieren.»
«Das tun Sie doch nicht nur Filitow zuliebe», sagte Gerasimow, der seine Stimme nun unter Kontrolle hatte.
«Nicht ganz.» Wieder ließ Jack ihn warten. «Wir möchten, daß auch Sie zu uns kommen.»
Fünf Minuten später verließ Jack die Straßenbahn und wurde von seinem Begleiter zurück zum Hotel gebracht. Beeindruckend war die Aufmerksamkeit, die man den Details schenkte. Ehe er zurück zu dem Empfang ging, bekam Jack die Schuhe geputzt. Im Gesellschaftssaal fand er den Getränketisch leer vor. Er entdeckte einen Kellner mit einem Tablett und nahm sich das nächstbeste Glas, das, wie sich herausstellte, Wodka enthielt. Ryan kippte es trotzdem und nahm sich ein zweites, das er ebenfalls auf einen Zug leerte. Dann wurde es Zeit für einen Gang zur Toilette. Jack fand sie auf Anhieb und gerade noch rechtzeitig.
    Es war die spannendste Computersimulation, die sie je hatten laufen lassen, und die ungewöhnlichste dazu. Weder der Computer der Bodenkontrolle noch die anderen wußten, was sie eigentlich taten. Eine Maschine war darauf programmiert, eine Serie entfernter Radarkontakte zu melden.
    In Wirklichkeit empfing sie Signale, die den von einem FlyingCloud-Satelliten im Orbit ausgesandten ähnelten, ausgelöst von einem DSPS-Vogel in einer geostationären Umlaufbahn. Der Rechner gab diese Werte an den Bodenkontroll-Computer weiter, der sie auf die Kriterien zur Freigabe des

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