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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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begab sich im Gänsemarsch zu den zugewiesenen Wagen, die sie zum Begrüßungsessen bringen sollten. Ryan saß in Fahrzeug Nummer drei. Sie rumpelten über schlaglochübersäte, so gut wie leere Straßen nach Osten, überquerten am Kreml den Fluß und rollten am Gorki-Park vorbei, wo die Moskowiter auf einem zugefrorenen Teich im Schneetreiben Schlittschuh fuhren.
    Es freute Ryan, richtige Menschen zu sehen, die ihren Spaß hatten. Man darf nicht vergessen, sagte er sich, daß Moskau eine Stadt voller ganz normaler Menschen ist. Diese Tatsache ging leicht unter, wenn man beruflich gezwungen war, sich auf eine kleine Gruppe von «Gegnern» zu konzentrieren.
    Der Wagen bog am Oktober-Platz ab und fuhr nach einer Reihe komplizierter Manöver am Hotel Akademie der Wissenschaften vor. Eine Reihe Birken stand verloren zwischen der Betonmauer und der Straße und reckte kahle Zweige zum fleckigen Himmel. Ryan schüttelte den Kopf. Nach ein paar Stunden Schneefall mochte die Szene direkt schön wirken. Die Temperaturen schwankten um den Gefrierpunkt - es wehte so gut wie kein Wind. Schneewetter. Die Luft war dicht und kalt, als er durch den Haupteingang das Hotel betrat.
    Wie die meisten russischen Gebäude war es überheizt. Jack zog den Mantel aus und reichte ihn einem Garderobenwärter. Die sowjetische Delegation hatte sich bereits aufgestellt, um die Amerikaner zu begrüßen, und am Ende der Reihe warteten auf einem Tisch alkoholische Getränke, von denen alle kosteten.
    Vor dem eigentlichen Essen sollte neunzig Minuten lang getrunken und Konversation gemacht werden.
Willkommen in Moskau. Ryan war dieses Arrangement recht. Genügend Alkohol würde aus jedem Essen ein Festmahl machen. Der Raum war so schwach beleuchtet, daß man durch die großen Fenster den Schnee fallen sehen konnte.
«Tag, Dr. Ryan», sagte eine bekannte Stimme.
«Sergej Nikolajewitsch, hoffentlich wollen Sie heute nicht mehr Auto fahren», erwiderte Jack und wies mit seinem Weinglas auf Golowkos Wodka. Der Russe hatte bereits rote Wangen und lustig glänzende blaue Äuglein.
«Na, wie war gestern der Flug?» fragte der Oberst des GRU und lachte herzhaft, ehe Ryan antworten konnte. «Immer noch Angst vorm Fliegen?»
«Es ist eher der Aufprall auf den Boden, der mir Sorgen macht.» Jack grinste.
«Ach ja, Sie haben sich bei einem Hubschrauberabsturz den Rücken verletzt. Verständlich.»
Ryan wies zum Fenster. «Gibt es heute viel Schnee?»
«Vielleicht einen halben Meter, vielleicht auch mehr. Morgen wird es klar und frisch sein, und dann liegt die Stadt unter einer sauberen weißen Decke.»
Er hat schon einen in der Krone, dachte Ryan. Nun, das war heute abend nur ein geselliger Anlaß, und die Russen konnten vorzügliche Gastgeber sein, wenn sie dazu in der Laune waren.
«Geht es Ihrer Familie gut?» fragte Golowko in Hörweite eines anderen Mitglieds der US-Delegation.
«Danke, ja. Und Ihrer?»
Golowko bedeutete Jack mit einer Geste, ihm zum Tisch mit den Getränken zu folgen. Die Kellner waren noch nicht erschienen. Der Geheimdienstoffizier nahm sich ein weiteres Glas Wodka. «Geht es vorzüglich.» Er grinste breit. Sergej war der Urtyp des gemütlichen Russen. Seine Miene änderte sich keinen Deut, als er weitersprach: «Soviel ich weiß, möchten Sie den Vorsitzenden Gerasimow sprechen.»
Himmel noch mal! Jacks Miene erstarrte; sein Herzschlag setzte kurz aus. «Ehrlich? Wie kommen Sie denn darauf?»
«Eigentlich bin ich nicht beim GRU, sondern war ursprünglich beim Dritten Direktorat. Inzwischen bin ich mit anderen Aufgaben befaßt», erklärte er und lachte wieder. Er berührte Ryans Oberarm. «Ich verlasse Sie jetzt. In fünf Minuten gehen Sie durch die Tür hinter Ihnen und wenden sich nach links, als suchten Sie die Toilette. Anschließend befolgen Sie die Anweisungen. Verstanden?»
Er tätschelte noch einmal Ryans Arm.
«Ja.»
«Wir sehen uns heute nicht mehr.» Nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten, entfernte sich Golowko.
«Verdammt», flüsterte Ryan. Ein gutes Dutzend Geiger erschien im Raum und begann Zigeunerweisen zu spielen. Die Musikanten mischten sich unter die Gäste und machten es Ryan in Verbindung mit dem relativ schwachen Licht leicht, sich davonzustehlen. Ein geschickter, professionell arrangierter Schachzug.
«Hallo, Dr. Ryan», sagte eine andere Stimme. Sie gehörte einem jungen sowjetischen Diplomaten, der, wie Jack nun wußte, ebenfalls zum KGB zählte. Offenbar war Gerasimow mit einer Überraschung pro Abend

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