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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Erinnerungen, Erfahrungen, fand nichts...
Herzschlag!
Mit offenen Augen suchte sie in der Finsternis nach der Quelle des Geräusches. Es gab etwas; sie brauchte es nur zu finden. Da muß ich hin. Das muß ich zu fassen kriegen.
Doch sie war in etwas gefangen, das sie noch nicht einmal beschreiben konnte: Sie bewegte sich wieder. Wieder nichts, an dem sie sich festhalten, das sie berühren konnte.
Erst jetzt erkannte sie, wie einsam sie war. Ihre Sinnesorgane sehnten sich nach Reizen, irgend etwas!
Und wenn ich jetzt tot bin? fragte sie sich.
Ist das so, wenn man tot ist... einfach ein Nichts? Dann ein beunruhigender Gedanke: Bin ich in der Hölle?
Doch da war etwas, dieses Geräusch. Sie konzentrierte sich darauf, nur um festzustellen, daß es um so schwächer wurde, je schärfer sie hinhörte. Es war, als wollte sie nach einer Rauchwolke greifen.
Swetlana kniff die Augen zu, nahm allen Willen zusammen und konzentrierte sich auf den rhythmischen Ton eines menschlichen Herzens. Dabei erreichte sie nur, daß der Schall sich ihren Sinnen entzog, schwächer wurde, bis nur noch ihre Imagination ihn hörte.
Sie stöhnte, hörte aber so gut wie nichts. Wie war es möglich, daß sie sprach, aber nichts vernahm?
Bin ich tot? Die schlimme Frage verlangte nach einer Antwort. Doch würde sie sie ertragen können?
Swetlana Wanejewa biß sich auf die Zunge, so fest sie konnte. Salziger Blutgeschmack war ihre Belohnung.
Ich lebe! sagte sie sich und erfreute sich scheinbar für eine lange Zeit dieser Erkenntnis. Doch auch eine lange Zeit fand einmal ein Ende:
Aber wo bin ich? Bin ich etwa begraben... lebendig?
LEBENDIG BEGRABEN!
    «Puls wird wieder schneller. Eine zweite Angstphase scheint einzusetzen», sprach der Arzt aufs Band. Eigentlich schade, dachte er. Er hatte bei der Vorbereitung der Patientin mitgeholfen. Eine sehr attraktive Frau, deren glatten Bauch nur Schwangerschaftsstreifen verunzierten. Man hatte ihr die Haut eingefettet und sie in einen Kälteschutzanzug für Sporttaucher gesteckt, dessen Spezialmaterial so glatt war, daß man es schon im Trockenzustand kaum spürte - und im Wasser schien es überhaupt nicht vorhanden zu sein. Selbst das Wasser im Tank war so mit Salz versetzt, daß sie schwerelos trieb. Bei ihren Drehungen und Windungen hatte sie sich auf den Kopf gestellt, ohne es zu merken. Das einzige wirkliche Problem war die Möglichkeit, daß sie sich in den Luftschläuchen verhedderte; um dies zu verhindern, waren zwei Taucher im Tank, die sie aber nicht berühren durften.
    Der Arzt warf Watutin einen selbstzufriedenen Blick zu. Jahrelange Arbeit steckte in diesem geheimsten Teil des Vernehmungsflügels im Lefortowo-Gefängnis. Das zehn Meter breite und fünf Meter tiefe Bekken, das Wasser mit dem exakt dosierten Salzgehalt, die speziell angefertigten Anzüge stellten eine Verhörmethode dar, die in jeder Hinsicht den antiquierten Methoden, die das KGB seit der Revolution angewandt hatte, überlegen war. Nur eine einzige Versuchsperson war vor Angst an einem Herzanfall gestorben. Die Werte veränderten sich wieder.
    «Ah, es tut sich was. Sieht so aus, als begänne jetzt die zweite Stufe. Zeit eine Stunde, sechs Minuten.» Er wandte sich an Watutin. «Dies ist normalerweise eine lange Phase. Mal sehen, wie lange sie bei dieser Versuchsperson dauert.»
    Der Doktor kam Watutin wie ein Kind vor, das sich an einem komplizierten, grausamen Spiel erfreut; obwohl er unbedingt wissen wollte, was die Person wußte, stieß ihn der Prozeß ab. Er fragte sich, ob man ihn eines Tages auch bei ihm anwenden würde...
Swetlana war schlaff. Das Zittern der endlosen Stunden des Schreckens hatte ihre Glieder erschöpft. Sie atmete nun flach; selbst ihr Körper hatte sie inzwischen im Stich gelassen, und ihr Geist versuchte auszubrechen und auf eigene Faust zu erkunden. Es kam ihr vor, als sei sie von dem nutzlosen Sack Fleisch getrennt, als sei ihr Geist, ihre Seele nun allein und frei. Doch diese Freiheit war kein geringerer Fluch als das, was ihr zuvor widerfahren war.
    Sie konnte sich nun frei bewegen, den sie umgebenden Raum sehen, doch er war ganz leer. Sie bewegte sich, als schwämme sie oder schwebte im grenzenlosen Raum. Arme und Beine konnte sie mühelos schwenken, doch wenn sie nach ihren Gliedern schaute, stellte sie fest, daß sie sich außerhalb ihres Gesichtsfeldes befanden. Der Rest ihrer Vernunft redete ihr ein, daß sie dem Verderben entgegentrieb. Doch war das nicht der Einsamkeit vorzuziehen?
    Die

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