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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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also die Kohlen und das Holz abladen?“
    „Ja. Nehmt Eure Leute wieder auf, und ich werde zu Euch steigen, um Euch die nötigen Winke zu geben.“
    „Ihr? Winke geben? Man hat Euch doch nicht etwa zum General dieses Armeecorps gemacht?“
    „Jawohl bin ich das, mit Eurer gütigen Erlaubnis natürlich. So, da bin ich. Und nun laßt Euer Pferd hübsch langsam über die Brücke laufen und dann gerade so halten, daß die Kohlenwagen an den Eingang des Tunnels zu stehen kommen.“
    Droll war auf die Lokomotive gestiegen. Die Arbeiter hatten beim Halten des Zuges die Wagen verlassen, mußten aber wieder in dieselben zurück. Der Maschinist betrachtete den Dicken noch einmal mit einem Blick, aus welchem zu ersehen war, daß es ihm nicht leicht wurde, den Anordnungen dieser zweifelhaften Tante Gehorsam zu leisten.
    „Na, wie wird's?“ fragte Droll.
    „Seid Ihr denn wirklich der Mann, auf welchen ich zu hören habe?“
    „Jawohl! Und wenn Ihr das nicht augenblicklich tut, so helfe ich hier nach. Ich habe keine Lust, bis zum jüngsten Tag an dieser Brücke kleben zu bleiben.“
    Er zog sein Bowiemesser und richtete die Spitze desselben gegen die Magengegend des Maschinisten.
    „Alle Wetter, seid Ihr eine spitzige und auch scharfe Tante!“ rief dieser aus. „Aber grad', da Ihr mir das Messer zeigt, muß ich Euch anstatt für einen Verbündeten für einen Tramp halten. Könnt Ihr Euch legitimieren?“
    „Macht keinen Unsinn weiter“, antwortete der Dicke jetzt in ernstem Ton, indem er sein Messer wieder in den Gürtel schob. „Wir halten drüben hinter dem Tunnel. Dadurch, daß ich Euch über die Brücke entgegenging, habe ich Euch doch bewiesen, daß mir Euer Kommen bekannt ist, und ich also nicht zu den Tramps gehören kann.“
    „Schön, jetzt glaube ich Euch. Fahren wir also hinüber.“
    Der Zug passierte die Brücke und fuhr dann so weit in den Tunnel ein, daß die zwei hinteren Wagen außerhalb desselben stehen blieben. Jetzt sprangen die Arbeiter wieder ab und schütteten den Inhalt des einen Sturzwagens aus. Dann fuhr der Zug weiter und hielt jenseits des Tunnels im Freien so, daß der noch volle Wagen, welcher nun auch umgestürzt werden konnte, an den Ausgang desselben zu stehen kam. Diese Sturzwagen sind so eingerichtet, daß, während das Rädergestell stehen bleibt, der darauf ruhende Kasten zur Seite geneigt, ausgeschüttet und dann wieder in seine vorige Lage zurückgebracht werden kann. Die Arbeiter stiegen ab, um vor und hinter dem Tunnel die Kohlen und das Holz zu einem leicht brennenden Haufen aufzuschichten, doch wurde das so arrangiert, daß die Schienen nicht von dem Feuer beschädigt werden konnten. Der Maschinist dampfte dann noch eine Strecke weiter, stoppte die Maschine und kam darauf wieder zurück.
    Sein Mißtrauen war vollständig verschwunden. Was er sah, das mußte ihn belehren, daß er sich unter den richtigen Leuten befand. Der Tunnel war durch einen hohen Felsen gebrochen, hinter welchem ein Feuer brannte, welches unten im Flußtal, wo die Tramps gelagert hatten, nicht gesehen werden konnte. Um dieses Feuer lagerten die Rafters und alle andern, welche mit Old Firehand nach dem Eagle-tail gekommen waren. Rechts und links an der Flamme waren zwei Stämme eingerammt, welche oben in Gabeln ausliefen, in denen eine lange, starke Stange gedreht wurde, welche durch mächtig große Stücke von Büffelfleisch gesteckt worden war. Diese Männer waren, als der Zug durch den Tunnel kam, alle aufgestanden, um die Arbeiter zu begrüßen.
    „Na, glaubt Ihr nun, daß ich kein Tramp bin?“ fragte Droll den Maschinisten, als derselbe von seiner Maschine kam und mit an das Feuer trat.
    „Yes, Sir“, nickte dieser. „Ihr seid ein ehrlicher Kerl.“
    „Und ein guter dazu! Das will ich Euch beweisen, indem ich euch alle zum Essen lade. Wir haben eine fette Büffelkuh geschossen, und Ihr sollt einmal sehen, wie sie schmeckt, wenn sie à la Prärie zubereitet worden ist. Es reicht für uns alle zu, und ich hoffe, daß Eure Leute bald mit ihrer Arbeit fertig sind, um sich zu uns zu setzen.“
    In kurzem saß man beim saftigen Mahl. Freilich war an dem Feuer nur für die wenigsten Platz. Es hatten sich verschiedene Gruppen gebildet, welche von den Rafters, die sich als Wirte fühlten, bedient wurden. Es war außer der Büffelkuh noch ein kleineres Wild vorhanden, so daß es trotz der großen Zahl der Bahnarbeiter genug zu essen gab.
    Vorhin, bevor der Zug rangiert wurde und der Ingenieur den

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