05 - Der Schatz im Silbersee
Schichtmeister aufgesucht hatte, um ihm den Befehl zum Aufbruch zu erteilen, hatte er ihm noch bemerkt: „Old Firehand läßt Euch sagen, wenn Ihr über jenen Master Engel, Euren einstmaligen Gefährten, etwas Weiteres hören wollt, so sollt Ihr Euch an einen Deutschen, einen gewissen Mr. Pampel wenden, den ihr bei den Rafters treffen werdet.“
„Kennt der ihn? Weiß er von ihm?“
„Höchstwahrscheinlich, sonst würde Old Firehand Euch doch nicht an ihn adressieren.“
Watson dachte jetzt an diese Weisung und spitzte die Ohren, um der deutschenden Aussprache eines der Rafters zu entnehmen, daß derselbe der Betreffende sei. Nach kurzer Zeit hatte er sie alle sprechen gehört; aber es gab keinen unter ihnen, der nicht sein echtes Yankee-Englisch gesprochen hätte. Der Schichtmeister beschloß also, sich direkt zu erkundigen. Er war einer der wenigen, welche am Feuer Platz gefunden hatten. Neben ihm saß die Tante Droll und der Humply-Bill. Er wendete sich an den letzteren: „Sir, erlaubt mir die Frage, ob sich wohl ein Deutscher unter euch befindet.“
„Mehrere sogar“, antwortete Bill.
„Wirklich? Wer denn zum Beispiel?“
„Nun, vor allen Dingen ist Old Firehand selbst ein Deutscher, und sodann kann ich Euch da unsre dicke Tante und dort den schwarzen Tom als solche nennen. Vielleicht ist auch der kleine Fred, den Ihr da drüben sitzen seht, zu den Deutschen zu rechnen.“
„Hm, unter den Genannten scheint sich der, den ich suche, nicht zu befinden.“
„So? Wen sucht Ihr denn?“
„Einen gewissen Mr. Pampel.“
„Pam-pam-pam-pampel?“ rief Bill, indem er in ein schallendes Gelächter ausbrach. „Heavens, welch ein Name! Wer kann ihn über die Lippen bringen! Pam-pam-pam – wie war es? Ich muß das Wort noch einmal hören.“
„Mr. Pampel“, wiederholte der Schichtmeister, worauf alle in das Gelächter des Humply-Bill einstimmten.
Das Wort erklang von einer Gruppe zu der andern und zog das Lachen hinter sich her, so daß es auf dem ganzen Platz kein ernstes Gesicht mehr gab. Kein einziges? O doch. Drolls Miene war unbeweglich geblieben. Er hatte sich ein großes Stück Büffellende hergenommen, schnitt riesige Bissen davon ab, steckte sie, einen nach dem andern, in den Mund und kaute mit einem Eifer und einer Andacht, als ob er weder den Namen noch das schallende Gelächter höre. Als das letztere endlich verstummt war, ließ sich die Stimme Bills wieder vernehmen: „Nein, Sir, da müßt Ihr schlecht berichtet sein. Unter uns gibt es keinen, der Pampel heißt.“
„Aber Old Firehand hat es mir sagen lassen!“ antwortete Watson.
„Da habt Ihr den Namen nicht richtig gehört oder nicht richtig behalten. Ich bin überzeugt, daß jeder von uns sich lieber eine Kugel in den Kopf geben als so einen Mann lächerlich machen würde. Meinst du nicht auch, alter Droll?“
Droll hielt im Kauen inne und antwortete: „Eine Kugel? Fällt mir gar nicht ein!“
„Das kannst du freilich sagen, weil du nicht Pampel, sondern Droll heißt. Trügst du aber den ersteren Namen, so bin ich überzeugt, daß du nicht unter die Leute gehen würdest.“
„Aber ich bin ja unter sie gegangen!“
Er betonte das in einer solchen Weise, daß Bill ihn von der Seite visierte und dann fragte: „Also du lachst nicht über diesen Namen?“
„Nein. Ich tue es nicht, um den Kameraden, welcher in der Tat unter uns weilt und genau so heißt, nicht zu beleidigen.“
„Wie? Was? Dieser Pampel befände sich also wirklich unter uns!“
„Allerdings.“
„Teufel! Wer ist es denn?“
„Ich selber bin es.“
Da sprang Bill auf und rief: „Du, du selbst bist dieser Pam-pam-pam!“
Er konnte vor Lachen nicht weiter, und die andern vermochten sich so wenig zu beherrschen, daß sie von neuem einstimmten. Die Heiterkeit wurde dadurch bedeutend erhöht, daß Droll vollständig ernst blieb und so in den Wohlgeschmack der Lende versunken, weiterkaute, als ob er mit dem Gelächter und dessen Ursache nicht das mindeste zu tun habe. Aber als er den letzten Bissen verschluckt hatte, stand er auf, sah sich rund um und rief, daß alle es hörten: „Mesch'schurs, jetzt ist der Spaß zu Ende. Kein Mensch trägt die Schuld an seinem Namen, und wer den meinigen lächerlich findet, der mag es mir jetzt im Ernst sagen und dann sein Messer nehmen, um mit mir ein klein wenig auf die Seite und ins Dunkle zu gehen. Wir werden sehen, wer von uns beiden dann noch lacht!“
Sofort trat eine tiefe Stille ein.
„Aber Droll“, bat
Weitere Kostenlose Bücher