05 - Der Schatz im Silbersee
Ihr der seid, für den ich Euch halte, so habe ich viel Spaßhaftes von Euch gehört.“
„Nun, für wen haltet Ihr mich denn?“
„Für die Tante Droll.“
„Und wo habt Ihr von dieser gehört?“
„An verschiedenen Orten, an denen ich mit Old Shatterhand und Winnetou gewesen bin.“
„Was! Mit diesen beiden berühmten Männern seid Ihr geritten?“
„Ja. Wir waren oben im Nationalpark und dann auch in den Estaccado.“
„Donner und Doria! Da seid Ihr wohl gar der Hobble-Frank?“
„Ja. Kennt Ihr mich?“
„Natürlich! Der Apache hat oft von Euch gesprochen und Euch noch heute, als wir vor dem Lager der Utahs lagen, einen kleinen Helden genannt.“
„Einen – kleinen – Helden!“ wiederholte Frank, indem ein seliges Lächeln über sein Gesicht ging. „Einen – kleinen – Helden! Das muß ich mir aufschreiben! Ihr habt richtig geraten, wer ich bin; aber ob auch ich richtig geraten habe?“
„Für wen haltet Ihr mich denn?“
„Für die Tante Droll, wie ich schon gesagt habe.“
„Die bin ich auch.“
„Wirklich? Das freut mich herzlich!“
„Wie seid Ihr denn auf die Vermutung gekommen, daß ich diese Tante bin?“
„Eure Kleidung sagte es mir, und ebenso Euer Verhalten. Ich habe oft erzählen gehört, daß die Tante Droll ein ganz außerordentlich couragiertes Weibsbild ist, und als ich Euch vorhin so mit dem Häuptling der Utahs umspringen sah, dachte ich mir gleich: Das und keine andre ist die Tante!“
„Sehr ehrenvoll für mich! Na, wir sind wohl beide Kerle, welche ihre Schuldigkeit tun. Aber die Hauptsache für mich ist, daß ich vernommen habe, Ihr seid ein Landsmann von Old Shatterhand?“
„Das ist richtig.“
„Also ein Deutscher?“
„Ja.“
„Woher denn da?“
„Gerade aus der Mitte heraus. Ich bin nämlich ein Sachse.“
„Alle Wetter! Was für einer? Königreich? Altenburg? Koburg-Gotha? Meiningen-Hildburghausen?“
„Königreich, Königreich! Aber Ihr kennt diese Namen so genau. Seid Ihr etwa auch ein Deutscher?“
„Natürlich!“
„Woher denn da?“ fragte Frank nun seinerseits ganz entzückt.
„Auch aus Sachsen, nämlich Sachsen-Altenburg.“
„Herrjemerschnee!“ fiel da der Kleine in seinem heimischen Dialekt ein. „Ooch een Sachse, und zwar een Altenburger? Is es denn die Möglichkeet! Aus der Schtadt Altenburg oder vom Lande, he?“
„Nich aus der Residenz, sondern aus der Langenleube.“
„Langen – Leube?“ fragte Frank, indem ihm der Mund offen stehen blieb. „Langenleube-Niederhain?“
„Jawohl! Kennen Sie es?“
„Warum sollte ich nich? Ich habe ja Verwandte dort, ganz nahe Verwandte, bei denen ich als Junge zweemal off der Kirmse gewesen bin. Hören Sie, dort gibt's aber Kirmsen, im Altenburgischen! Da wird gleich vierzehn Tage lang Kuchen gebacken. Und wenn so eene Kirmse alle is, da geht sie off dem nächsten Dorfe wieder an. Drum schpricht man dort nur so im allgemeenen vom Altenburger Landessen.“
„Das is richtig!“ nickte Droll. „Mache könne mersch, denn habe tun mersch. Aber Se habe Verwandte bei uns? Wie heiße denn die Leute, und wo schtamme se her?“
„Es is ganz nahe Verwandtschaft. Das ist nämlich so! Mein Vater hat eenen Paten gehabt, dessen selige Schwiegertochter sich in der Langenleube wieder verheiratet hat. Schpäter schtarb sie, aber ihr Schtiefsohn hat eenen Schwager, und der is es, den ich meene.“
„So! Was war er denne?“
„Alles mögliche. Er war een ganzer Kerl, der alles fertig brachte. Bald war er Kellner, bald Kirchner, bald Bürgergardenfeldwebel und bald Hochzeitsbitter, bald –“
„Halt!“ unterbrach ihn Droll, indem er herüberlangte und seinen Arm ergriff. „Wie war sein Name?“
„Seinen Vornamen kenne ich nich mehr; aber sein Familienname war Pampel. Ich nannte ihn nur immer Vetter Pampel.“
„Wie? Pampel? Höre ich recht?“ rief Droll. „Hatte er Kinder?“
„Die schwere Menge!“
„Wisse Se, wie se geheeße habe?“
„Nee, nich mehr. Aber off den größten kann ich mich noch sehr gut besinnen, denn ich war dem Kerl gut. Er hieß Bastel.“
„Bastel, also Sebastian?“
„Jawohl, denn Sebastian wird off Altenburgisch Bastel ausgeschprochen. Ich gloobe, er hieß ooch noch Melchior dazu, een Name, der in Altenburg sehr gäng und gäbe is.“
„Richtig, sehr richtig! Es tut schtimme, es tut sehr genau schtimme! Sebastian Melchior Pampel! Wisse Se, was aus ihm geworde is?“
„Nee, leider nich.“
„So sehe Se mal mich an, schaue Se
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