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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sondern er hat gewußt, daß noch andre Utahs sich in der Nähe befinde, und diese herbeigeschafft.“
    „Der Halunke! Und vorher hat er mit uns die Friedenspfeife geraucht! Von welcher Seite mag er wohl gekommen sein?“
    „Ja, wenn ich das wüßte, dann wäre ich gescheiter, als ich jetzt bin. Da oben am Lagerplatz hält er sich gewiß nich off, sondern er läßt de Gefangene fortschaffe. Da wir nicht wisse, nach welcher Richtung er sich wende wird, so dürfe mer hier nich schtehe bleibe; mer müsse fort, viel weiter fort, bis mer eenen Ort finde, wo mer uns gut verschtecke könne.“
    „Und dann?“
    „Dann? Nun, mer werde warte, bis es Tag geworde is; dann untersuche mer die Schpure und loofe so lange hinter de Indianersch her, bis mer wisse, was mer für unsre Freunde tun könne. Jetzt aber fort. Komm!“
    Er nahm Frank wieder beim Arm und berührte dabei den Stutzen.
    „Was?“ fragte er. „Zwee Gewehre haste?“
    „Ja. Ich fand, als wir nach dem Wasser krochen, Old Shatterhands Henrystutzen.“
    „Das is gut; das is ausgezeichnet. Der kann uns viel Nutze bringe. Aber verschtehste denn ooch, dermit ze schieße?“
    „Natürlich! Ich bin so lange bei Old Shatterhand, daß ich sein Gewehr genauso kenne, wie er selbst. Aber jetzt vorwärts! Wenn's den Roten einfällt, flußab zu reiten, so holen sie uns ein, und wir sind perdüh. Ich aber muß mein teures Leben in acht nehmen, um es für die Rettung meiner Freunde offzuopfern. Wehe den Indianern, und wehe dem ganzen Wilden Westen, wenn eenem von unsern Leuten een falsches Haar gekrümmt wird! Ich bin een guter Mensch; ich bin sozusagen zwee Seelen und een Gedanke; aber wenn ich rabbiat werde, so haue ich die ganze formidable Weltgeschichte in die Pfanne. Du wirst mich schon noch kennenlernen. Ich bin een Sachse. Verschtehste mich! Wir Sachsen sind schtets een schtrategisch amüsantes Volk gewesen und haben in allen Kriegen und diatonischen Schtreitigkeiten die schwersten Prügel ausgeteelt.“
    „Oder gekriegt!“ versetzte Droll, indem er den Gefährten fortzog.
    „Schweig!“ antwortete dieser. „Ihr Altenburger seid nur Käsesachsen; wir aber an der Elbe sind die richtigen. So lange die menschliche Lippe von Kulturereignissen spricht, sind Moritzburg und Perne die symplegaden Mittelpunkte aller kalospinthechromokrenen Größe und Anschtändigkeet gewesen. Bei Leipzig wurde Napoleon geschlagen, und in Räcknitz bei Dresden is Moreau um seine zwee eenzigen beeden Beene gekommen; an der Weißeritz liegt die Pflanzschtätte der Kühnheet und der Tapferkeet, die ich in meinem Busen konsumiere, und so will ich den Roten nich raten, es bei mir bis zur Berserkerwut kommen zu lassen. Ich bin adstringiert in meinem Zorn und incapabel in meinem Grimm. Morgen, morgen schpreche ich weiter mit euch, morgen, wenn der Schtrahl der erschten Sonne dos à dos mit dem letzten Schein der Finsternis ins blutige Gefilde schtürzt!“
    Er ballte die Faust und schüttelte sie drohend hinter sich. Noch nie im Leben war er so aufgeregt und wütend gewesen, wie jetzt; das zeigte sich nicht bloß in seinen Worten, sondern auch in der Weise, wie er jetzt trotz der Finsternis vorwärtsstürmte, als gelte es, die Feinde zu ereilen, welche er doch hinter sich hatte.
    Und doch war die Richtung, welche die beiden eingeschlagen hatten, die richtige und für sie am besten geeignete, an die Roten zu kommen, wie sie zu ihrer Überraschung später erkennen sollten. Um ja nicht von den Indianern eingeholt zu werden, beschleunigten sie ihre Schritte so sehr, wie es bei der herrschenden Dunkelheit möglich war. Das Wasser rechts und die Felsenwand zur linken Hand, gingen sie immer südwärts, bis nach ungefähr einer Stunde der Cañon eine Wendung nach Osten machte. Über dem dadurch gebildeten Winkel erschien zu ihrer rechten Hand und zu ihrer Überraschung der Mond am Himmel, nach welchem empor sich ein freier Blick dadurch öffnete, daß von dieser Seite ein Neben- in den Hauptcañon mündete. Droll blieb stehen und sagte: „Halt! Hier müsse mer überlege, wohin mer uns wende wolle nach 'rebber oder nach 'nebber.“
    „Darüber kann's gar keenen Zweifel geben“, meinte Frank. „Wir müssen in das Nebental.“
    „Warum?“
    „Weil mit absoluter Konsekration anzunehmen is, daß die Roten im Hauptcañon bleiben werden. Verschtecken wir uns in den Nebencañon, so ziehen sie an uns vorüber, und wir können uns dann früh mit obligatorischer Hypnologie an ihre hintersten Fersen heften.

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