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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Meenste nich?“
    „Hm, der Gedanke is nich übel, zumal der Mond grad über dem Seitental schteht und uns den Weg beleuchtet.“
    „Ja, Luna schrahlt mir Trost ins Herz und küßt mir die brausenden Schtröme meiner Tränen aus dem vor Wut vertrockneten Gemüte. Folgen wir ihrem süßen Schtrahle! Vielleicht führt uns der traute Schein an eenen Ort, wo wir uns gut verschtecken können, was in unsrer imponderabeln Situation die Hauptsache is.“
    Sie sprangen über das Wasser und drangen in den Seitencañon ein, in welchem jetzt kein Wasser floß, doch gab es Anzeichen genug, daß zu einer anderen Jahreszeit die ganze Sohle des schmalen Tales ein Wasserbett bildete. Ihre Richtung war jetzt genau westlich. Sie mußten tief in den Cañon eindringen, um nicht von den Indianern doch entdeckt zu werden. Wohl eine halbe Stunde lang waren sie demselben gefolgt, als sie plötzlich, auf das angenehmste überrascht stehenblieben. Die Felswand zu ihrer Rechten hörte nämlich plötzlich auf, um mit einer von Norden kommenden Wand eine scharfe Ecke zu bilden. Da lag nun vor ihnen nicht etwa freies Terrain, sondern Wald, ein wirklicher Wald, wie kein Fremder ihn hier hätte ahnen können. Über nur wenigem Unterholz wölbten sich die Wipfel dicht, daß das Licht des Mondes nur an einzelnen Stellen durchzudringen vermochte. Es war der Wald des Wassers, in welchem die Utahs ihr Kriegslager aufgeschlagen hatten.
    Die Senkung, welche er füllte, zog sich genau von Norden nach Süden, parallel mit dem nicht viel über eine halbe Stunde entfernten Hauptcañon. Zwischen diesem letzteren und dem Wald gab es zwei Verbindungswege, zwei Seitentäler, ein nördliches, welches der ‚Große Wolf‘ benutzt hatte, und ein südliches, durch welches Droll und Frank jetzt gekommen waren. Diese beiden von Osten nach Westen gehenden Nebentäler bildeten mit dem Hauptcañon und dem Wald ein Rechteck, dessen innere Fläche aus dem hohen, stundenlangen Felsenblock bestand, in welchen die Gewässer sich ihre senkrechten und mehrere hundert Fuß tiefen Weg eingefressen hatten.
    „Een Wald, een Forscht, mit richtigen Büschen und Beemen, als ob er von eenem königlich sächsischen Oberförschter angelegt worden wäre!“ sagte Frank. „Besser konnten mersch gar nich treffen, denn das gibt een Verschteck, wie's im Hauptbuche steht. Meenste nich?“
    „Nee“, antwortete Tante Droll. „Dieser Wald kommt mer verdächtig oder beinahe färchterbar vor. Ich trau' ihm nich.“
    „Wieso denn und warum denn? Denkste etwa, daß da Bären ihr nächtliches Difficil off geschlagen haben?“
    „Das weniger. Bären sind grad nich zu färchte, sondern andre Kreature, welche aber genau ebenso gefährlich sind.“
    „Was denn für welche?“
    „Indianersch.“
    „Das wäre dumm; das wäre freilich dumm!“
    „Es sollt mich freuen, wenn ich mich irre tät', aber meine Gedanken werde wohl de richtige sein.“
    „Willste wohl die Gewogenheet haben, mir diese Gedanken logisch zu perturbieren?“
    Die beiden standen an der Felsenecke, wo es Schatten gab, und hielten die Augen scharf auf den vom Monde beschienenen Waldesrand gerichtet. Dabei fragte Droll: „Wer wird wohl besser wisse, daß hier een Wald is, wir oder die rote Kerls?“
    „Die Indianer.“
    „Werde se ebensogut wisse wie wir, daß mer sich im Walde am beste verschtecke kann?“
    „Natürlich.“
    „Habe ich dir nich schon erklärt, daß Indianer in der Nähe sein müsse?“
    „Ja, denn bei ihnen hat der ‚Große Wolf‘ sich Hilfe geholt.“
    „Wo werde nun diese Leute schtecke? Im öden, nackten Cañon oder im bequemen Wald?“
    „In dem letzteren.“
    „Gut, also müsse mer uns hier sehr in acht nehme. Ich bin überzeugt, daß mer Grund habe, sehr vorsichtig zu sein.“
    „So meenste wohl, daß wir den Wald vermeiden müssen?“
    „Nee, aber offpasse müsse mer. Siehste vielleicht was Verdächtiges?“
    „Nee, gar nischt.“
    „Ich ooch nich. So wolle mersch also versuche. Rasch 'nüber, und dann unter de Schträucher niedergeduckt und gehorcht, ob sich was regt. Vorwärts!“
    Sie sprangen über die lichte, vom Mond beschienene Stelle hinüber. Bei den Bäumen angekommen, kauerten sie sich nieder, um zu lauschen. Sie hörten nichts; kein Blättchen regte sich; aber Droll sog die Luft ein und fragte leise: „Frank, schnuppere mal! Es riecht nach Rooch. Denkste nich?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte; „aber der Geruch is kaum zu bemerken. Es is nur eene halbe Ahnung von eener

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