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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Viertelschpur von Rooch.“
    „Weil's weit herkommt. Mer müsse de Sache untersuche und uns näherschleiche.“
    Sie nahmen sich bei den Händen und schritten langsam und leise vorwärts. Es war dunkel unter dem Kronendach, und sie mußten sich also mehr auf ihren Tastsinn als auf ihr Gesicht verlassen. Je weiter sie vorwärts kamen, desto bemerkbarer wurde der Rauchgeruch, freilich avancierten sie nur langsam. Dem Hobble-Frank mochte doch ein Bedenken gegen ihr gefährliches Unternehmen kommen, denn er fragte flüsternd: „Wär's nich besser, wir ließen den Rooch Rooch sein? Wir begeben uns ganz nutzlos in eene Gefahr, die mir nich komprimieren kann.“
    „Eene Gefahr is es freilich“, antwortete Droll, „aber mer müsse es wage. Vielleicht könne mer unsre Freunde rette.“
    „Hier?“
    „Ja. Falls der ‚Große Wolf‘ nich an unserm Lagerplatz bleibe will, wird er grad hierher komme.“
    „Das wäre famos!“
    „Famos? Na, na, es kann uns das Lebe koste!“
    „Das schadet nischt, wenn wir nur unsre Gefährten retten. Jetzt kann es mir nich einfallen, umzukehren.“
    „Recht so, Vetter; bist een tüchtiger Kerl. Aber List is besser als Gewalt. Also nur vorsichtig, nur vorsichtig!“
    Sie schlichen weiter, bis sie stehenbleiben mußten, weil der Schein eines Feuers zu sehen war. Auch waren unbestimmte Töne, wie ferne Menschenstimmen zu vernehmen. Der Wald schien sich nun mehr nach rechts auszubreiten. Sie folgten dieser Richtung und erblickten bald noch mehrere Feuer.
    „Een großes, großes Lager“, flüsterte Droll. „Das werde de Utahkrieger sein, welche sich zum Zug gegen de Navajos versammle. Da sind jedenfalls viele hundert beisamme.“
    „Schadet nischt. Wir müssen näher. Ich will wissen, was mit Old Shatterhand und den andern wird. Ich muß – – –“
    Er wurde unterbrochen, denn vor ihnen ertönte jetzt plötzlich ein viel-, vielstimmiges Geheul, nicht des Schmerzes oder der Wut, sondern des Jubels.
    „Ach! Jetzt bringe se de Gefangene“, meinte Droll. „Der ‚Große Wolf‘ kommt von Nord, und wir komme von Süd. Nun müsse mer unbedingt erfahre, was mer mit ihne anfange will.“
    Bis jetzt waren sie in aufrechter Stellung vorwärts geschritten; jetzt mußten sie sich anschleichen. Sie legten sich also auf den Boden nieder und krochen weiter. Nach kurzer Zeit erreichten sie die himmelhoch scheinende Felsenwand, welche die östliche Grenze des Waldes bildete. Ihr entlang schlichen sie sich weiter, indem sie sich nebeneinander hielten. Sie hatten jetzt die Feuer zu ihrer linken Hand und erblickten sehr bald den kleinen See, an dessen Ufer das Feuer der Häuptlinge brannte.
    „Een Teich oder een See!“ meinte Droll. „Das habe ich geahnt. Wo Wald is, muß ooch Wasser sein. Mer könne nich mehr weiter, weil das Wasser bis an den Felsen geht. Mer müsse also wieder nach links nebber.“
    Sie befanden sich am südlichen Ende des Sees, an dessen westlichem Ufer das Feuer brannte, an welchem die Häuptlinge gesessen hatten. Sie krochen am Ufer hin, bis sie einen hohen Baum erreichten, dessen untere Äste man leicht mit den Händen erlangen konnte. Da wurde neue Nahrung in das erwähnte Feuer geworfen; die Flamme loderte hoch empor und beleuchtete die gefangenen Bleichgesichter, welche jetzt gebracht wurden.
    „Jetzt müsse mer genau offpasse“, sagte Droll. „Kannste klettere, Vetter?“
    „Wie een Eechhörnchen!“
    „Dann roff off den Boom. Von da oben aus habe mer eene viel freiere und schönere Aussicht als hier unten.“
    Sie schwangen sich hinauf und saßen dann oben im Laub, so daß selbst der scharfäugigste Indianer sie nicht hätte bemerken können.
    Die Gefangenen hatten laufen müssen; also waren sie an den Füßen nicht gefesselt. Sie wurden an das Feuer geführt, wo sich die Häuptlinge, der ‚Große Wolf‘ natürlich bei ihnen, wieder niedergelassen hatten. Dieser Indianer hatte die im Gürtel verborgenen Adlerfedern hervorgeholt und wieder in den Schopf gesteckt. Er war Sieger und durfte also sein Abzeichen wieder tragen. Sein Auge ruhte mit dem Ausdruck eines hungrigen Panthers auf den Weißen, doch sagte er jetzt noch nichts, da der älteste Häuptling das Recht besaß, zuerst das Wort zu ergreifen.
    Der Blick Nanap neavs, des Alten, flog von einem Weißen zum andern, bis er zuletzt an Winnetou halten blieb.
    „Wer bist du?“ fragte er ihn. „Hast du einen Namen, und wie heißt der räudige Hund, den du deinen Vater nennst?“
    Jedenfalls hatte er

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