05 - Geheimagent Lennet und die Astronauten
Bob drehte sich zu Jean um.
Der geschraubte Ton der beiden ging Lennet ein bißchen auf die Nerven. »Wann gehen wir los?« fragte er kurz.
»Sharman ist heute wütend aus New York zurückgekommen.
Er macht heute Bereitschaftsdienst in Kap Kennedy. Ich schlage vor, wir gehen, sobald es dunkel wird, so gegen acht Uhr, okay?«
»Okay", antwortete Lennet. Sie aßen zusammen in der Cafeteria des Hotels zu Abend.
Dann beschlossen sie, daß Jean im Hotel warten sollte, während die beiden Männer Sharman einen Besuch abstatteten.
Zwar war Lennet der Meinung gewesen, sie könnte mitkommen und Wache stehen, aber Bob protestierte: »Jean darf auf keinen Fall einer Gefahr ausgesetzt werden!« Schließlich setzten sich die beiden in den weißen Mercury und erreichten ohne Eile die Wohnviertel von Cocoa. Das plumpe, viereckige Haus Sharmans lag im Dunkeln.
»Da ist niemand", flüsterte Bob.
»Also gehen wir!«
Sie ließen den Mercury in einiger Entfernung mit geöffneter Motorhaube stehen, so daß es aussah, als hätten sie eine Panne.
So würde es niemanden weiter wundern, wenn ein fremder Wagen in der Straße stand. Ein Fußgänger wirkte hierzulande schon fast verdächtig, und so gingen sie schnell, um die Straße zu verlassen. Es war Bob, der diese Vorsichtsmaßnahme vorschlug.
Die Vorder- und die Hintertüre waren verschlossen. Ebenso das Garagentor.
»Wie geht's jetzt weiter?« fragte Bob.
»Schnell, würde ich sagen!« sagte Lennet trocken. Als sie um das Haus herumliefen, bemerkte er ein nicht ganz geschlossenes Schiebefenster. Sie gingen zu dem Fenster, und Bob nahm sein Messer aus der Tasche, ließ die Klinge unter das Moskitonetz gleiten und versuchte, es zu lockern. Er zog ein paarmal fest daran und hatte es schließlich in der Hand.
Lennet schob seine Hand unter das Schiebefenster und drückte vorsichtig nach oben. Bald war die Öffnung so groß, daß Lennet hindurchschlüpfen und ins Innere des Hauses gelangen konnte. Er öffnete eines der größeren Fenster, damit Bob nachkommen konnte. Sie befanden sich in einem Badezimmer.
»Wollen wir Licht anmachen? Ich habe aber auch eine Taschenlampe dabei", sagte Bob.
»Wenn wir Licht anmachen, sieht das von draußen viel weniger verdächtig aus als der Schein einer Taschenlampe", warf Lennet ein.
»Da haben Sie recht, Monsieur.«
»Lennet heiße ich!«
Sie untersuchten systematisch das ganze Erdgeschoß, fanden aber nichts. Ebenso erging es ihnen im ersten Stock. »Nichts!«
»Jetzt verschwinden wir in den Untergrund", sagte Bob.
»Wohin?«
»In den Keller, meine ich.«
Dort fanden sie ein elektronisches Labor, wo Sharman seine privaten Versuche machte. Sie standen einer Unzahl von sonderbaren Apparaten, Schaltbrettern und Klimaanlagen in allen Größen und Formen gegenüber. Lennet war hoffnungslos verwirrt, aber Bob sagte mit leiser Stimme: »Da, da ist sie!«
Er deutete auf einen Plastikkasten mit vielen Druckknöpfen und Steckkontaktbuchsen auf allen Seiten. »Die Foster 3000", murmelte Bob andächtig.
Lennet sah sich das Ding etwas näher an. »Ja, das könnte in den Koffer, den Sharman bei sich gehabt hatte, passen.«
Bob drehte den Apparat ganz vorsichtig um und deutete triumphierend auf einen Kratzer am rechten oberen Winkel.
»Das hier ist die richtige! Hier sehen Sie, ein Arbeiter hatte einen Kratzer in die Ecke des Gehäuses gemacht. Sharman ist ein Verräter!«
»Na gut, aber was machen wir jetzt?« Bob lächelte verlegen.
»Haben Sie eine Idee?«
»Hmm, ich könnte die Anlage ja noch einmal austauschen.«
Es dauerte ein paar Minuten, bis Lennet begriffen hatte, was Robert III. sich ausgedacht hatte. Der Ingenieur meinte, daß er sich ohne größere Schwierigkeiten Zugang zu der Kapsel verschaffen könnte. Er würde eine Überprüfung vortäuschen und dann die falsche Klimaanlage gegen die richtige austauschen. Die falsche könnte man dann zu Sharman bringen, der den Tausch gar nicht bemerken würde.
»Für mich ist die Sache so: Wenn wir Sharman nichts von unserem Verdacht merken lassen, führt er uns vielleicht direkt zu seinen Auftraggebern. Andererseits müssen wir selbstverständlich dafür sorgen, daß Hordon nicht in seiner Kapsel umkommt. Also, wenn Sie glauben, Sie können das mit dem Austausch der Anlagen schaffen - mir ist es recht!«
Bob überlegte kurz. »Sharman hat bis Mitternacht Bereitschaftsdienst. Wir haben also genug Zeit. Aber allein werde ich es nicht schaffen.«
»Na, dann machen wir es eben zusammen!«
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