05 - Geheimagent Lennet und die Astronauten
großes Glas mit vielen Eiswürfeln und einer braunen, kohlesäurehaltigen Flüssigkeit. Sie spielte mit dem Strohhalm. Der Hocker rechts neben ihr schwankte leicht unter dem Gewicht eines Riesenbabys - blond und rosig, mit Bürstenhaarschnitt, unzähligen Sommersprossen, auf dem runden Gesicht einen Ausdruck von Bewunderung und Anbetung - das war Bob.
»Lennet", rief Jean, »kommen Sie, setzen Sie sich neben Bob.Aber darf ich erst mal vorstellen? Lennet, das ist Robert III. Cunningham Stuart.«
»Robert III. Stuart??« wiederholte Lennet und versuchte verzweifelt, sich die Reihenfolge der englischen Könige ins Gedächtnis zu rufen.
»Königliche Hoheit, es ist mir eine große Ehre...«
Jean schien sehr stolz zu sein. Sie lachte laut auf und sagte:
»Bob ist keine königliche Hoheit. Aber in unseren alten Familien ist es Brauch, den Vornamen, die innerhalb einer Familie von einer Generation auf die andere vererbt werden, Nummern anzuhängen.
Der sogenannte Robert III. Stuart schüttelte Lennets Hand so fest, daß man meinen konnte, er wollte sie ausreißen. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Lennet. Jeans Freunde sind auch meine!«
Auf einem Barhocker saß Jean »Lennet", begann Jean, »ich habe Bob von unserem Verdacht erzählt.«
»Und was meint Robert III. dazu?«
»Nennen Sie mich bitte Bob, Monsieur.«
»Danke, gern.«
»Die ganze Geschichte überrascht Bob nicht allzu sehr.
Tatsächlich hat er sogar ein Motiv für Sharmans Verhalten gefunden!« warf Jean dazwischen.
»Nein, wirklich?«
»Aber ja, ich sagte Ihnen ja, Bob weiß einfach alles. Er weiß, daß Sharman ein passionierter Spieler ist, der in verbotenen Spielkasinos Unsummen verspielt.«
»Das ist eine Tatsache", warf Bob ein. »Man hat ihn folglich gezwungen, einen Haufen von Schuldscheinen zu unterzeichnen, die von Mr. Sidney, dem Konkurrenten von Papa, angekauft worden sein könnten!«
»Das allerdings ist nur eine Vermutung!« sagte Bob. »Sidney ist ein skrupelloser Mann. Und er könnte Sharman gezwungen haben, die Foster-Klimaanlagen zu sabotieren, ganz einfach mit der Drohung, ihn sonst wegen seiner Spielschulden ins Gefängnis zu bringen. Also mußte Sharman sich verpflichten, die Foster 3000 so zu konstruieren, daß sie mitten unter dem Flug stillstehen würde. Ergebnis davon wäre: Die NASA würde ihren Auftrag mit uns kündigen und einen neuen mit einem anderen Fabrikanten - möglicherweise mit Sidney abschließen.«
»Und warum ließ er eine fehlerhafte Klimaanlage in Frankreich bauen? Er wollte ganz sichergehen, daß ihn hier niemand verdächtigen würde, schon gar nicht seine braven Angestellten!«
»Sie haben recht, Monsieur", sagte Robert III.
»Etwas an der Sache will mir allerdings nicht in den Kopf.
Warum sollte ein Mann wie Sidney, der selbst eine große Fabrik hat, hergehen wollen und einen Raumflug sabotieren. Das klingt einfach widersinnig. Was wissen Sie über den Mann?«
»Nun, er besitzt keinerlei Skrupel", antwortete Bob.
»Ein Pirat ist er!« rief Jean. »Er hat sich nur durch politische Manipulationen und ganz üble Machenschaften in die Industrie eingeschlichen!«
»Also gut, Bob, was schlagen Sie vor?« Bob dachte kurz nach und sagte dann: »Wir glauben also, daß Sharman die richtige Klimaanlage durch eine schlechte ersetzt hat. Aber solange wir uns nicht selbst davon überzeugt haben, können wir nicht sicher sein. Also müssen wir uns Gewißheit verschaffen...«
»Bob, Sie sind ein großer Denker! Wenn also Sharman die gute mit der schlechten Anlage vertauscht hat, dann bedeutet das, daß jetzt die falsche Anlage in der Kapsel ist. Aber wo ist dann die richtige?«
»Weder im Werk, noch im Büro - das wäre viel zu riskant!
Sicher wird Sharman die gute Anlage bald vernichten. Aber bis jetzt hatte er keine Gelegenheit dazu. Wo also ist sie?«
»Vielleicht in seinem Haus in Cocoa", warf Jean ein.
»Könnte durchaus sein", bestätigte Bob. »Schätze, wir werden uns dort mal umsehen.«
»Aber wie, bitte schön, soll ich eine gute Klimaanlage von einer schlechten unterscheiden? Wenn ich richtig verstanden habe, sehen doch beide ganz gleich aus.«
»Lennet, ich werde mitkommen.«
»Sie, Bob?«
»Jawohl, ich!«
»Sie wissen schon, daß Sie damit ein ganz schönes Risiko eingehen. Nachdem Sharman schon Seraphin so deutliche Anweisungen gegeben hat, wird er kaum zögerns Sie sich vom Halse zu schaffen, wenn er es für notwendig hält.«
»Ich bewundere die... Foster-Klimaanlagen sehr!«
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