05 - Spiel der Intrigen
nimmt so sehr für dich ein wie die Fähigkeit, meine sauertöpfische
Schwester zu vertreiben.«
Mr. Jason Fitzgerald ließ sich
lässig in einen Sessel gegenüber dem Earl fallen. Er war ein großer, dünner
Mann und wie der Earl Anfang Dreißig. Er hatte sehr helles Haar, das über der
Stirn toupiert und auf dem Kopf nach hinten gekämmt war. Seine Kragen galten
als die höchsten in London, und sie waren so kräftig gestärkt, dass die
Kragenecken auf seinen Wangenknochen kleine rote Flecken hinterließen. Obwohl
er so dünn war, hatte er lange, wohlgeformte muskulöse Beine, die an diesem
Morgen in hautengen, leuchtend gelben Hosen steckten. Sein Gesicht war grell
geschminkt. Er hatte eine edle Stirn und eine stolze Nase, aber sein fliehendes
Kinn war sein geheimer Kummer, und er verbarg es hinter einer raffiniert
geschlungenen Halsbinde, die davor aufragte. Eine Schrapnellverletzung im
Rücken hatte seiner militärischen Laufbahn ein Ende gesetzt und bereitete ihm
beim Laufen und Tanzen oft Höllenqualen. Er verbarg seinen Schmerz jedoch hinter
der Maske eines leichtlebigen Dandys, und nur der Earl wusste, wie viel daran
Verstellung war und wie sehr sich Fitz danach sehnte, gesund zu sein, um sich
wieder zur Armee melden zu können.
»Ich habe ein Haus für dich
gefunden«, sagte Fitz gedehnt. »Ich bringe dich gleich hin, wenn du willst.
Sehr hübsch. Keine Diener. Du kannst eigene einstellen.«
»Wo ist es?«
»In der Park Lane.«
»Kein Mensch gibt zu, dass er in der
Park Lane wohnt!« »Da bist du aber nicht auf dem laufenden. Neuerdings wohnt
man da. Komm. Ich zeige es dir.«
Auch wenn die Park Lane, die
ehemalige Tyburn Lane von zweifelhaftem Ruf, immer noch ungleichmäßig
gepflastert und mit Material, das auf Baustellen übriggeblieben war, notdürftig
geflickt war, hatte sie ihre soziale Stellung überaus schnell verbessern
können, seitdem der Pöbel, der diese Straße entlang zu den Galgen ging, um die
öffentlichen Hinrichtungen zu sehen, verschwunden war. Jetzt wurden die
Missetäter vor dem Newgate-Gefängnis in der City gehängt. Bis vor kurzem hatten
sich die Bewohner der Park Lane hinter einer hohen Mauer versteckt. Die
Fassaden ihrer Häuser lagen zur Park Street hin, und ihre Gärten erstreckten
sich bis zu der hohen Mauer, die die Aussicht versperrte, aber nicht nur auf
die Park Lane, sondern leider auch auf den Hyde Park.
Nun gehörte aber das Haus, das Fitz
für seinen Freund ausgesucht hatte, einem Mr. Warwick Wyman, einem Architekten,
der die Erlaubnis des Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten erhalten
hatte, den Teil der Mauer, an dem sein Garten endete, abzureißen. Daraufhin hatte
er die Rückseite seines Hauses zur Vorderseite gemacht und hübsche
Erkerfenster, zierliche Balkone mit Schmiedeeisengittern, Verandas und einen
reizvollen Säulenvorbau vor dem Eingang gebaut.
Es stellte sich heraus, dass Mr.
Wyman persönlich anwesend war, um sie herumzuführen.
Dank seiner Verbesserungen war das
Haus eines der hellsten und luftigsten in ganz London. Es war überall mit roten
türkischen Teppichen ausgelegt, und vor allen Marmorkaminen lagen kuschelige
Vorleger — eine neue Erfindung. Ebenfalls neu waren die Ofenschirme, riesige
Vorrichtungen aus Messinggeflecht, das sich zwischen Messingstützen spannte.
Mr. Wyman erzählte ihnen, dass er große Freude an neuen Erfindungen habe, und
zeigte ihnen seine Sammlung. Darin befand sich ein Rasierapparat, mit dem man
sich, während man auf einem Pferd galoppierte, rasieren konnte, eine
Taschen-Toastzange, eine Maschine zum Schneiden von Gurkenscheiben, ein konkaves
Verbundkorkenzieher-Patent mit dem Aufdruck >Ne plus ultra<, um alle, die
sich in Zukunft anmaßen sollten, einen Korkenzieher herstellen zu wollen,
darauf hinzuweisen, dass die Kunst der Korkenzieherherstellung an ihrem
absoluten Höhepunkt angelangt sei, und schließlich Mr. Wymans Stolz und Freude
— ein tragbares Kamingitter mit tragbarer Feuerzange und Kohlenschaufel,
leicht in einer Reisetasche unterzubringen.
Der Earl of Fleetwood machte Mr.
Wyman höfliche Komplimente zu seinem größten Schatz und verbarg sorgfältig
plötzlich aufkommende Zweifel an der geistigen Gesundheit des Architekten.
Denn wer, außer einem Verrückten, würde mit seinem eigenen Kamingitter und
Ofengerät reisen? Und was machte Mr. Wyman in einem Gast- oder Landhaus mit den
dort vorhandenen Kamingittern und Ofengeräten? Sie aus dem Fenster werfen? Oder
hatte er vor, irgendein
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