05 - Spiel der Intrigen
Fest
kommt, dann schickt sie ihre Diener herum, damit sie klatschen und Lügen
verbreiten, um Neugierde zu erregen.«
»Du bringst es fertig, dass ich mir
wie ein Dummkopf vorkomme. Von derlei Tricks habe ich noch nie etwas gehört.«
»Meine verstorbene Frau Clarissa hat
einmal am Grosvenor Square dadurch Aufsehen erregt, dass sie verbreiten ließ,
sie beabsichtige, auf ihrer Abendgesellschaft einen Affen mit zwei Köpfen zur
Schau zu stellen. Es gab kein solches Tier, aber die törichte Gesellschaft
kämpfte und drängelte und schrie, um in mein Haus zu gelangen. So entschlossen
waren sie, einen neuen Gesprächsstoff zu haben, dass bemerkenswert viele behaupteten,
sie hätten den Affen gesehen und sogar seine zwei Köpfe mit Nüssen gefüttert.«
»Selbst wenn also niemand glaubt, dass
sie eine Prinzessin ist, werden sie darauf bestehen, bis sie einen neuen, noch
interessanteren Gesprächsstoff haben?«
»Genau.«
»Vielleicht erweist sich diese Miss
Goodenough als geeignete Braut für dich«, sagte Fitz und warf seinem
gutaussehenden Freund einen Blick von der Seite zu.
»Zu jung und zu schön. Ich suche
nach einer Dame in reifem Alter, aber nicht zu alt, um Kinder zu haben; und sie
sollte über eine gewisse Intelligenz und Würde verfügen. Wenn sie jung sind,
sind sie albern, und wenn sie schön sind, sind sie hohlköpfig und eitel, da
sie sich nie auch nur die geringste Mühe geben mussten, unterhaltsam zu sein.«
»Hast du keine Angst davor, dass
sich der Fluch, der angeblich auf dem Haus liegt, auf dich übertragen könnte
?« »Aber nein. Ich bin doch nicht abergläubisch.«
»Es sieht alles ganz still aus«,
sagte Fitz, als sie um die Ecke in die Clarges Street einbogen. »Keine
Kutschen, kein Gedränge.«
»Dann ist die Geschichte von der
Prinzessin nicht angekommen«, sagte der Earl. »Die Gesellschaft wird doch
nicht anspruchsvoller geworden sein! Auf jeden Fall werde ich alt. Ich wäre
eigentlich viel lieber ruhig zu Hause geblieben und hätte ein Buch gelesen. Ich
bin so erleichtert, dass ich nach dem Lärm im Hotel Limmer wieder in einer
angenehmen Umgebung bin, dass es mir widerstrebt, auszugehen.«
»Ich wünschte, du wärest lange genug
im Hotel Limmer geblieben, um herauszufinden, wie dieser Kerl, John Collins,
sein köstliches Gingergebräu zusammenmixt.«
»Leider hat er noch niemandem sein
Rezept anvertraut, und deshalb bekommst du den Drink nur im Hotel Limmer. Da
sind wir!«
Emily fühlte sich von der Anspannung
des Wartens schon ganz schwach.
Sie saß auf einem reich
geschnitzten, vergoldeten Stuhl auf einem kleinen Podium im vorderen Salon.
Rainbird und Angus hatten ihr diesen an einen Thron erinnernden Sitzplatz
geschaffen.
Ihr Haar war im neuen römischen Stil
frisiert — von einem Knoten am Hinterkopf fielen glänzende Stopsellocken auf
die Schultern, und an der Stirn waren die Haare streng zurückgekämmt, so dass
ihr Stirnreif aus Diamanten und Perlen vorteilhaft zur Geltung kam. Ihr Kleid
hatte sie schon in Bath gekauft. Es war eine elegante Kreation aus Perlmuttsatin,
die von einer Londoner Schneiderin noch zusätzlich mit Perlenstickerei verziert
worden war. Das Kleid sah ein bisschen wie ein Krönungsgewand aus, es hatte
einen äußerst gewagten viereckigen Ausschnitt, der den Ansatz ihrer Brüste
enthüllte. Ihre langen Seidenhandschuhe endeten in Perlenarmbändern, die dank
kleiner goldener Federn elastisch waren. Um ihren schlanken Hals trug sie ein
Halsband aus Diamanten und Perlen, das zu ihrem Stirnreif passte. Rundell &
Bridge, die Juweliere, hatten sich sehr gefreut, dass sie den Stirnreif und das
Halsband an Miss Goodenough verkaufen konnten, da sie sich bei der augenblicklichen
Vorliebe für Karneol, Korallen, Bernstein, Granat und Gagat schon gefragt
hatten, ob sie je wieder Diamanten verkaufen könnten.
In einem Stuhl, der im Gegensatz zu
Emilys »Thron« nicht erhöht war, saß Mrs. Middleton, deren Nase bedenklich vor Nervosität
zuckte.
Hinter Emily stand, die Hände auf
dem Rücken gefaltet, Mr. Goodenough, der eher aussah wie ein Butler im Dienst,
nicht wie der Herr des Hauses.
»Es kommt keiner«, sagte Emily
schließlich. »Kein einziger. Sagen Sie Rainbird, er soll die Kapelle nach Hause
schicken, Mrs. Middleton.«
Mit einem Seufzer unendlicher
Erleichterung erhob sich Mrs. Middleton von ihrem Stuhl. Aber im selben Moment
stieß Rainbird die Türe auf und kündigte an: »Der Earl of Fleetwood und Mr.
Jason Fitzgerald.«
Mrs. Middleton ließ
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