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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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meine Liebe«, sagte Mrs.
Middleton, »wir sind fast fertig. Ich finde, die Frühlingsblumen sind ein
hübscher Farbfleck.« Sie steckte noch eine Narzisse in das Blumengebinde, an
dem sie gerade arbeitete.
    »Da fühle ich mich ja ganz
überflüssig«, sagte Lizzie. »Ich würde wirklich lieber arbeiten . . . ehrlich.
«
    Sie tauschten Blicke aus und
schauten sie dann ängstlich an. »Also gut, mach die Treppe«, sagte Alice. »Aber
überanstreng dich nicht.«
    Lizzie schluckte ihre Tränen
hinunter. Die Freundlichkeit der anderen machte nur, dass sie furchtbare
Gewissensbisse bekam.
    Sie nahm ihre Putzlumpen und Bürsten
und ging hinauf, um die Treppe zu putzen. Während sie Stufe um Stufe vom Dachgeschoß
nach unten bearbeitete, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Paul Gendreau,
dem französischen Kammerdiener, der sie nach Hause begleitet hatte, zurück. Als
sie in die besser beleuchteten Straßen gekommen war, hatte sie sein Gesicht gut
erkennen können. Es war ein nettes Gesicht, dachte Lizzie, ein bisschen blass,
aber das Kinn und der Mund wirkten auf angenehme Art entschlossen. Ehe sie
sich's recht versah, hatte sie ihm die ganze Geschichte von Luke und dem Geld
erzählt. Die Erleichterung, ihr Herz bei einem mitfühlenden Zuhörer ausschütten
zu können, hatte sie zunächst ungeheuer beruhigt, aber jetzt wünschte sie, sie
wäre nicht so offen gewesen. Was mochte er von ihr halten? Er dachte
vielleicht, sie sei ein dummer Bauerntrampel, der sich in jeden Taugenichts
verliebte, der sich für sie interessierte. Sie sollte überhaupt nicht an ihn
denken. Kammerdiener standen sogar noch über den ersten Lakaien — und man
konnte ja sehen, wohin sie ihre Eitelkeit bereits gebracht hatte! Und Joseph
war wieder der alte Joseph nett, wenn auch von oben herab und ein bisschen
albern. Der liebe Joseph.
    Lizzie begann ihre Gebete
herunterzusagen, während sie Stufe für Stufe putzte und versuchte, alle
weltlichen Gedanken auszusperren. Sie fuhr zusammen, als sie hörte, wie die Tür
zur Hintertreppe ins Schloss fiel. Rainbird rief, als er sie sah: »Hol alle
herbei, Lizzie. Es ist etwas Furchtbares passiert!«
    Sie versammelten sich alle um den
Tisch in ihrem Aufenthaltsraum. Rainbird stand am oberen Tischende und begann.
    »Das Geheimnis von Mylady ist
entdeckt worden«, sagte er, »von einem gewissen Mr. Percival Pardon. Er hat sie
erkannt. Ich glaube, er erinnert sich an einen Besuch bei Sir Harry Jackson.
Ich habe euch nicht gesagt, dass Mylady nicht nur von niederer Herkunft ist,
sondern früher auch als Stubenmädchen gearbeitet hat. Mr. Goodenough war im
selben Haushalt — in dem von Sir Harry Jackson — Butler. Sir Harry starb und
hinterließ sein Land und sein Vermögen Goodenough, der damals Spinks hieß. Sie
sind also auf ehrliche Weise zu ihrem Geld gekommen und haben ihre Namen auf
dem Rechtsweg geändert. Jetzt erpreßt dieser Pardon Mylady und stellt eine
Forderung von zehntausend Pfund.«
    »Aber können wir nicht Mylord — ich
meine, kann sie nicht Mylord — die Wahrheit sagen?« fragte Mrs.
Middleton. »Er liebt sie so sehr, er muss ihr einfach verzeihen.«
    »Es ist bekannt, dass Lord Fleetwood
die dienende Klasse verabscheut«, sagte Rainbird. »Es könnte sein, dass er ihr
nicht vergibt. Er weiß auch nicht, dass sie von gewöhnlicher Herkunft ist,
denn wir — ich habe den Gerichtsschreiber die Geburtsurkunde fälschen lassen.
Wir müssen Mylady retten. Wir müssen etwas unternehmen. Sie ist gut zu uns
gewesen, sehr gut sogar.«
    »Was, wenn Mylord seine erste Frau
tatsächlich ermordet hat?« fragte Jenny. »Er wird diese auch ermorden, wenn er
es herausfindet.«
    »Er darf es nicht herausfinden«,
sagte Rainbird. »Was sollen wir tun?«
    »Was für eine Sorte Mensch ist
dieser Pardon?« fragte Angus MacGregor.
    »Ich habe vor dem Haus gewartet und
bin ihm gefolgt, um zu sehen, wohin er ging. Er lebt in bescheidenen
Verhältnissen in der Mount Street über einer Konditorei. Er ist ein Stutzer in
mittlerem Alter, verlebtes Gesicht, teure Kleidung.«
    »Nicht stark, nehme ich an?« fragte
Angus und strich sich über das Kinn.
    »Nein, aber er wird nicht so schnell
tot umfallen«, sagte Rainbird sauer.
    »Vielleicht könnten wir ihm drohen«,
sagte Alice langsam. Alle schauten sie ungeduldig an. Sie hielten die langsame
und schöne Alice für etwas beschränkt.
    »Quatsch«, sagte der kleine Dave.
»Wir würden todsicher dafür ins Gefängnis kommen.«
    Alice gähnte und streckte sich.

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